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Seine Finger glitten zerstreut über die Saiten und erzeugten ein sanft vibrierendes Geräusch, dem einer fernen Windharfe ähnlich. Gabriele nahm ihm die Laute aus der Hand, rückte sie in vertrauter Weise zurecht, und ihre Züge hatten einen versonnenen Ausdruck, als sie einige dunkle Akkorde anschlug. Dann schüttelte sie entschlossen den Kopf und legte die Laute beiseite.

Gabriele entzog sie ihm nicht, denn es war Abend geworden. Beim Abschied grüßte sie ihn nur mit einem Blick. Als Sylvester nach Hause kam, sah er neben der Lampe das Bild Silvias stehen, ein Miniaturporträt, das er vor zwei Jahren in München nach einer Photographie hatte anfertigen lassen.

»Jetzt belügst du dich dochunterbrach ihn Gabriele sanft. »Es gibt keine Freiheit durch Anmaßung, es gibt kein Recht, das einer nur für sich selber schafft. Freilich, es gibt Menschen, die solches zustande bringen, aber ich bin dazu nicht robust und du, Lieber, bist nicht phantasielos genug. Wir sind Menschen und müssen tun, was menschlich ist

Es war Sylvester zumute, als habe er für ewige Zeiten seine Seligkeit verloren. Er schaute verzweifelt vor sich hin. Da es zu dämmern begann, gingen sie zur Chaussee, wo der Phaethon wartete. Sie stiegen ein, und Gabriele schmiegte sich in die Ecke. In ihren Augen brannte noch die Flamme der Beredsamkeit; die jonisch geschwungenen Lippen hatten einen Ausdruck von beseelter Kraft.

Sylvester mußte an Agathe denken, an Agathes Entzücken, solange sie empfänglich, an ihre Verdrossenheit, wenn sie müde war. Gabriele hatte eine sanfte, gedankenvolle Ruhe. Sie lauschte seinen Worten, als ob sie ein Wechsel von Licht und Schatten wären, nicht wie Agathe, die allzu wach das Wort wie ein lebendiges Ding ergriff und sich von ihm reizen und steigern ließ.

Aber die Arbeit wird ihr zu viel, und außerdem paßt sie nicht recht dazuGabriele dachte einen Augenblick nach; dann sagte sie: »Ich danke Ihnen und freue mich auf diese Arbeit. Ich kann jetzt nur unklar sehen, worin sie besteht, und die Dame wird mich erst in die Einzelheiten einführen müssen.

Sylvester hatte den Kopf gesenkt und ihm schien, als ob sein Herz in einer salzigen, brennenden Lauge zersetzt würde. Weshalb ist sie mit andern liebenswürdig, ja freudig erregt, grübelte er, und mir zeigt sie ein erstorbenes, verdunkeltes Wesen? Er hätte Ehre und irdisches Heil dafür gegeben, wenn er diese Frage an sie hätte richten können und Gabriele sie beantwortet hätte.

Dann gehen sie nach Hause und führen ein Leben, von dem wir nichts wissen, und das uns auch nicht interessiert. Aber dann, Gabriele, dann sehe ich Menschen wie Silberland, die ohne zu zweifeln, arbeiten und an die Vollendung glauben. Und dann glaube ich auch selbst wieder daran, daß aus der Komödie Wahrheit werde

Und schmal und blaß wie er, in altmodischem Sammetkleid und glattgescheiteltem Haar tauchte ein Mädchen nicht jung, nicht alt in der Türe auf, das mir die Tante schon oft als großes dichterisches Talent gepriesen hatte: Gabriele Reuter.

Sie gab ihm kein Zeichen, obwohl sie ihn zu erwarten schien. Sie trug einen Reiseanzug und blickte gespannt auf ein Boot, das sich dem Ufer näherte. Er konnte nicht zu ihr gelangen, seine Füße verwickelten sich in Gestrüpp, er bückte sich, um sich frei zu machen, und als er sich aufrichtete, war Gabriele verschwunden und mit ihr auch das Boot.