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Aktualisiert: 2. Juni 2025
Auch der Pastor gestattete sich, als Thiel die Trauung anmelden kam, einige Bedenken zu äußern: »Ihr wollt also schon wieder heiraten?« »Mit der Toten kann ich nicht wirtschaften, Herr Prediger!« »Nun ja wohl aber ich meine Ihr eilt ein wenig.« »Der Junge geht mir drauf, Herr Prediger.«
»Er lebt noch, vielleicht ist noch Hilfe.« Ein Röcheln ist die einzige Antwort. »Kommen Sie schnell, schnell!« Thiel reißt sich auf mit gewaltiger Anstrengung. Seine schlaffen Muskeln spannen sich; er richtet sich hoch auf, sein Gesicht ist blöd und tot. Er rennt mit dem Boten, er sieht nicht die todbleichen, erschreckten Gesichter der Reisenden in den Zugfenstern.
Und welche für Lene stichhaltigen Gründe hätte er auch angeben sollen? Allmählich begann dann das mehr und mehr strahlende Gesichtchen seinen Einfluß auf Thiel zu üben, so daß er schließlich schon um der Freude willen, welche dem Jungen der Ausflug bereitete, nicht daran denken konnte, Widerspruch zu erheben.
Mir selbst mußte daran gelegen sein, nicht von Aboncourt gesehen zu werden, denn sehr möglich war es, daß er in mir jenen Mann wieder erkannte, der bei Doorwerth ihn fortgeschafft hatte und Zeuge seines zweimaligen Wassersprunges gewesen war, und der mit beigetragen hatte, in der Nähe von Thiel ihn zu fangen und in Haft zu nehmen.
»Paß auf ...« rief Thiel ihr nach, von plötzlicher Besorgnis ergriffen, »paß auf, daß er den Geleisen nicht zu nahe kommt.« Ein Achselzucken Lenes war die Antwort. Der schlesische Schnellzug war gemeldet und Thiel mußte auf seinen Posten. Kaum stand er dienstfertig an der Barriere, so hörte er ihn auch schon heranbrausen.
»Geh, Tobias, geh spielen!« sagte er kurz darauf, indem er eine Pfeife Tabak mit einem im Herdfeuer entzündeten Span in Brand steckte, und der Kleine drückte sich alsbald in scheuer Freude zur Türe hinaus. Thiel entkleidete sich, ging zu Bett und entschlief, nachdem er geraume Zeit gedankenvoll die niedrige und rissige Stubendecke angestarrt hatte.
Augenblicklich ist niemand da, der den Dienst versteht. Eine stumme Handbewegung bedeutet seiner Frau, die Bahre aufzunehmen; sie wagt nicht, sich zu widersetzen, obgleich sie um den zurückbleibenden Säugling besorgt ist. Sie und der fremde Mann tragen die Bahre. Thiel begleitet den Zug bis an die Grenze seines Reviers, dann bleibt er stehen und schaut ihm lange nach.
An einem Junimorgen gegen sieben Uhr kam Thiel aus dem Dienst. Seine Frau hatte nicht so bald ihre Begrüßung beendet, als sie schon in gewohnter Weise zu lamentieren begann. Der Pachtacker, welcher bisher den Kartoffelbedarf der Familie gedeckt hatte, war vor Wochen gekündigt worden, ohne daß es Lenen bisher gelungen war, einen Ersatz dafür ausfindig zu machen. Wenngleich nun die Sorge um den Acker zu ihren Obliegenheiten gehörte, so mußte doch Thiel einmal übers andre hören, daß niemand als er daran schuld sei, wenn man in diesem Jahre zehn Sack Kartoffeln für schweres Geld kaufen müsse. Thiel brummte nur und begab sich, Lenens Reden wenig Beachtung schenkend, sogleich an das Bett seines
Aus dem letzten Wagen hob man soeben das kleine Tobiäschen. Es war tot. Lene folgte ihm; ihr Gesicht war bläulich-weiß, braune Kreise lagen um ihre Augen. Thiel würdigte sie keines Blickes; sie aber erschrak beim Anblick ihres Mannes. Seine Wangen waren hohl, Wimpern und Barthaare verklebt, der Scheitel, so schien es ihr, ergrauter als bisher.
Schwarze Wasserlachen füllten die Vertiefungen des Weges und spiegelten die trübe Natur noch trüber wider. »Ein furchtbares Wetter,« dachte Thiel, als er aus tiefem Nachdenken erwachte und aufschaute. Plötzlich jedoch bekamen seine Gedanken eine andere Richtung.
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