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Aktualisiert: 11. Juni 2025
Und auch du hast meiner nicht vergessen, sonst hättest du, der du so eilig bist, nach Venedig zu gelangen, Olivos Einladung nicht angenommen!« – »Was denkst du eigentlich, Amalia? Ich sei hergekommen, um deinen guten Mann zum Hahnrei zu machen?« – »Warum sprichst du so, Casanova? Wenn ich dir wieder gehöre, so ist es weder Betrug noch Sünde!« Casanova lachte laut auf. »Keine Sünde?
Denn, nachdem er fast schon versucht gewesen war, einer begreiflichen Neugier nachzugeben und der Aufforderung Olivos zu folgen, überkam ihn seine Ungeduld mit neuer Macht, und er versicherte Olivo, daß er leider genötigt sei, heute noch vor Abend Mantua in wichtigen Geschäften zu verlassen. Was hatte er auch in Olivos Haus zu suchen? Sechzehn Jahre waren eine lange Zeit!
Noch ein Stück Wegs die Landstraße hin, und nun wollte der Kutscher in die schmälere, leicht ansteigende Straße einlenken, die zu Olivos Besitzung führte. »Halt!« rief Casanova, »wir wollen nicht so nah heranfahren, sonst wecken wir die Leute auf. Warte hier an der Ecke.
Die Hitze stieg immer höher an. Der Wagen, schlecht gefedert und mit harten Kissen versehn, rumpelte und stieß zum Erbarmen, das dünnstimmig gutmütige Geschwätz Olivos, der nicht abließ, seinen Begleiter von der Ersprießlichkeit seines Bodens, der Vortrefflichkeit seiner Hausfrau, der Wohlgeratenheit seiner Kinder und von dem vergnügt harmlosen Verkehr mit bäuerlicher und adliger Nachbarschaft zu unterhalten, begann Casanova zu langweilen, und ärgerlich fragte er sich, aus welchem Grunde er denn eigentlich eine Einladung angenommen, die für ihn nichts als Unbequemlichkeiten und am Ende gar Enttäuschungen im Gefolge haben konnte.
Und wie Sie sich wohl denken können, haben wir, gerade bei dieser Gelegenheit, ein hübsches Weilchen lang von Ihnen gesprochen, Amalia und ich ...« – »Wirklich,« sagte Casanova herzlich, »Sie erinnern sich beide noch manchmal meiner?« Olivos Augen wurden feucht. Noch immer hielt er Casanovas Hände in den seinen und drückte sie nun gerührt. »Wieviel haben wir Ihnen zu danken, Herr Casanova?
Casanova hatte kaum von einer jungen Nichte vernommen, als er auch schon entschlossen war, sich dieses Geschöpf in der Nähe zu besehn; anscheinend noch immer zögernd, gab er dem Drängen Olivos endlich nach, erklärte aber gleich, daß er keineswegs länger als ein oder zwei Tage von Mantua fernbleiben könne, und beschwor seine liebenswürdige Wirtin, Briefe, die für ihn indes hier anlangen mochten und vielleicht von höchster Wichtigkeit waren, ihm unverzüglich durch einen Boten nachzusenden.
Er selbst, vor kurzem noch ein im tiefsten aufgewühlter, ein verzweifelter, ja ein zu bösem Tun bereiter Mann; – war er jetzt nicht sanft, gütig und zu so lustigen Späßchen aufgelegt, daß die kleinen Töchter Olivos sich manchmal vor Lachen schüttelten?
Nun wachte auch Amalia aus ihrer Versonnenheit auf; nach dem fast märchenhaften und doch beklemmenden Abenteuer, aus dem sie eben emporgetaucht waren, schienen sich alle, besonders aber Casanova, in so irdisch alltäglicher Atmosphäre vorzüglich zu behagen, und, als der Wagen vor Olivos Hause hielt, aus dem ihnen schon einladend der Geruch von Braten und allerlei Gewürzen entgegenströmte, war Casanova gerade in der äußerst appetitreizenden Schilderung eines polnischen Pastetengerichts begriffen, der auch Marcolina mit einer liebenswürdig-hausfraulichen, von Casanova als schmeichelhaft empfundenen Teilnahme zuhörte.
Im zitternden Dunst des Mittags, über graugrünes Laubwerk emporragend, ward ein viereckiges Türmchen sichtbar. Bald bog der Wagen von der Landstraße auf einen Seitenweg; links stiegen Weinhügel gelinde an, rechts über den Rand einer Gartenmauer neigten sich Kronen uralter Bäume. Der Wagen hielt an einem Tor, dessen verwitterte Holzflügel weit offen standen, die Fahrgäste stiegen aus, der Kutscher, auf einen Wink Olivos, fuhr weiter, dem Stalle zu. Ein breiter Weg unter Kastanienbäumen führte zu dem Schlößchen, das sich auf den ersten Anblick etwas kahl, ja vernachlässigt darbot. Was Casanova vor allem ins Auge fiel, war ein zerbrochenes Fenster im ersten Stockwerk; ebenso entging es ihm nicht, daß die Umfassung auf der Plattform des breiten, aber niedern Turmes, der etwas plump auf dem Gebäude saß, da und dort abbröckelte. Hingegen zeigte die Haustüre eine edle Schnitzerei, und in den Flur tretend, erkannte Casanova sofort, daß das Innere des Hauses sich in einem wohlerhaltenen und jedenfalls weit bessern Zustand befand, als dessen
Olivo forderte sie beide auf, ihre Bitten mit der seinigen zu vereinen. »Es ist unmöglich,« sagte Casanova mit einer übertriebenen Härte in Stimme und Ausdruck, da weder Amalia noch Marcolina ein Wort fanden, Olivos Einladung zu unterstützen.
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