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Aktualisiert: 31. Mai 2025
Die Stellen, die Casanova als Beweise für die Spottlust, Zweifelsucht und Gottlosigkeit Voltaires auszulegen versucht hatte, deutete Marcolina gewandt und schlagfertig als ebenso viele Zeugnisse für des Franzosen wissenschaftliches und schriftstellerisches Genie, sowie für sein unermüdlich heißes Streben nach Wahrheit, und sie sprach es ungescheut aus, daß Zweifel, Spott, ja daß der Unglaube selbst, wenn er mit so reichem Wissen, solch unbedingter Ehrlichkeit und solch hohem Mut verbunden sei, Gott wohlgefälliger sein müsse als die Demut des Frommen, hinter der sich meist nichts andres verberge, als eine mangelhafte Fähigkeit, folgerichtig zu denken, ja oftmals – wofür es an Beispielen nicht fehle – Feigheit und Heuchelei.
Aber vielleicht ist uns beiden beschieden, wieder zu Verstand zu kommen. Marcolina soll mich wieder jung machen – für dich. Also – führe meine Sache bei ihr, Amalia!« – »Du bist nicht bei dir, Casanova. Es ist unmöglich.
Für sie war Casanova derselbe geblieben, der er gewesen; ihr klang seine Stimme verführerisch wie vor sechzehn Jahren, und er selbst fühlte, daß es ihn nur ein Wort und kaum so viel kosten würde, das Abenteuer von damals, sobald es ihm beliebte, von neuem aufzunehmen. Doch was war ihm Amalia in dieser Stunde, da ihn nach Marcolina verlangte wie nach keiner vor ihr?
Ferner meldeten die Kinder, daß die Mutter anfangs gleichfalls beabsichtigt hätte, dem Vater entgegenzufahren; aber in Anbetracht der großen Hitze hatte sie’s doch vorgezogen, daheim bei Marcolina zu bleiben.
Marcolina, den andern voraus, lief im Sonnenschein über die Wiese zu den Kindern, die dort mit Federbällen spielten, und nahm sofort am Spiele teil. Sie war kaum größer als das älteste der drei Mädchen, und, wie ihr nun das freigelockte Haar um die Schultern flatterte, sah sie selber einem Kinde gleich.
Auch Marcolina hörte ihm aufmerksam zu, aber mit keinem andern Ausdruck, als wenn man ihr etwa aus einem Buch leidlich unterhaltsame Geschichten vorläse.
Der Zeit nach möchte es zwar stimmen –« »Und allem übrigen nach auch,« ergänzte Olivo, »verlassen Sie sich darauf, Chevalier!« – »Dein Zusammentreffen mit dem Chevalier,« sagte Amalia mit einem erinnerungstrunknen Blick auf den Gast, »ist wohl an deiner Verspätung schuld, Olivo?« – »So ist es, Amalia, aber hoffentlich gibt es trotz der Verspätung noch etwas zu essen?« – »Wir haben uns natürlich nicht allein zu Tisch gesetzt, Marcolina und ich, so hungrig wir schon waren.« – »Und werden Sie sich nun,« fragte Casanova, »auch noch so lange gedulden, bis ich meine Kleider und mich selbst ein wenig vom Staub der Landstraße gereinigt habe?« – »Gleich will ich Ihnen Ihr Zimmer zeigen,« sagte Olivo, »und hoffe, Chevalier, Sie werden zufrieden sein, beinahe so zufrieden ...« er zwinkerte und fügte leise hinzu: »wie in Ihrem Gasthof zu Mantua, wenn es auch an mancherlei fehlen dürfte.« Er ging voraus, die Stiege zur Galerie hinauf, die sich rings um die Halle im Viereck zog, und von deren äußerstem Winkel eine schmale Holztreppe sich nach oben wand.
Olivo forderte sie beide auf, ihre Bitten mit der seinigen zu vereinen. »Es ist unmöglich,« sagte Casanova mit einer übertriebenen Härte in Stimme und Ausdruck, da weder Amalia noch Marcolina ein Wort fanden, Olivos Einladung zu unterstützen.
Noch vor zehn – noch vor fünf Jahren hätt’ ich keinen Beistand und keine Fürsprache gebraucht, und wäre Marcolina die Göttin der Tugend selbst gewesen. Und nun will ich dich zur Kupplerin machen. Oder wenn ich reich wäre ... Ja, mit zehntausend Dukaten ... Aber ich habe nicht zehn. Ein Bettler bin ich, Amalia.« – »Auch für hunderttausend bekämst du Marcolina nicht. Was kann ihr am Reichtum liegen?
Die Magd hatte indes einen großen irdenen Krug mit quellkaltem Wasser heraufgebracht, und Casanova wusch sich den ganzen Leib, was ihn sehr erfrischte; dann legte er sein besseres, eine Art von Staatsgewand an, wie er es schon gestern abend getan hätte, wenn er nur Zeit gefunden, die Kleidung zu wechseln; doch war er’s nun ganz zufrieden, daß er heute in vornehmerer Tracht als am vergangenen Tag, ja gewissermaßen in einer neuen Gestalt vor Marcolina erscheinen durfte.
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