United States or Andorra ? Vote for the TOP Country of the Week !


»Der Mensch muß töten könnenhatte die Malaiin belehrend behauptet. »Wer nicht töten kann, beleidigt den Tod und lebt nur halb. Siehst du, Likse, die eine Hälfte des Mondes ist einmal schwarz und jeden Monat einmal weiß. So muß der Mensch sein, Likse.

Die Schwalben schossen vorüber 113 Die Uhr zeigt heute keine Zeit 113 Im Spiegelglas 114 Nacht um Nacht 115 Likse und Panulla 116 Verbannt 126 Das Dunkel geht nicht aus den Dingen heraus 126 Eine kleine Maskenwelt 127 Schimäre 127 Das Abendrot zu Seta 128 Es rollen Räder tagaus, tagein 146 Drinnen im Strauß 146 Der unbeerdigte Vater 147

Panulla in einem alten japanischen Krepp-Kimono von rosagrauer Farbe, rote Ahornblätter darauf eingefärbt, hockt am Boden. Ihr schmaler Hals dreht sich wie ein Reiherhals hin und her. Sie verfolgt alle Vorübergehenden mit beweglichem Kopf, als möchte sie gleich einer Störchin die Leute wie Frösche aus einem Sumpf zu sich heraufangeln. Die chinesische Likse ist grobknochig.

Das andere Auge sieht nach der entgegengesetzten Seite zum Fenster. »Schau, Likse! Jetzt kommt ein Monsungewittergrinste Panullas Augapfel und verdunkelte sich bräunlichrot unterm Gewitterhimmel, während ihr anderer Augapfel, beschienen von der Indigowand des Zimmers, blau leuchtete. Likses Beine wippten beim einsetzenden Sturmwind, der das Haus schüttelte.

Der Donner draußen reibt sich an den Hauswänden, und Likses Beine werden nicht müde, hoch über der Stuhllehne zu wippen, als antwortete sie auf Panullas Belehrung: »Hei, ! Ich habe jetzt auch das Töten gelernt. Und, ich Likse, stelle mich auf den Kopf vor Vergnügen darüber. Das Töten ist eine viel lustigere Sache als das Wasserverkaufen.

Der Bekanntenkreis unten brüllt ein heulendes Gelächter, denn Panulla ist wie ein Affe auf Likses Schulter gesprungen und würgt Likse von rückwärts am Hals, damit die Chinesin keinen Schluck Branntwein in den Magen hinunterschlucken kann. Likses gelbes Kürbisgesicht wird braun wie ein irdener Krug. Sie würgt und schlingt und will Panulla abschütteln.

Die Zuschauer stehen noch ein paar Augenblicke unten und warten. Ihre gestreckten Hälse reichen nicht bis zum ersten Stock, um in die Zimmertiefe zu schauen, und da weder Panulla noch Likse wieder am Gitter erscheinen, gehen alle lachend auseinander; das Straßenleben eilt eintönig lärmend wie vorher unterm Fenster vorüber.

Vom dröhnenden Straßenleben zittern die Eisenstäbe des Gitters, daran sich die Finger der beiden Frauen festhalten. Likse, die Chinesin, hat weite, schwarze, glänzende Kalikohosen an und eine blaue schräggeknöpfte Leinenjacke. Ihr lehmgelbes Gesicht grinst immer freundlichst. Ihre eingedrückte Nase schnuppert zwischen den Eisenstäben sehnlichst nach der Straße hinunter.

Kaum hat Likse den Schwamm mit der Nase berührt, versucht Panulla die Chinesin zur Seite zu zerren. Die aber bleibt unerschütterlich auf ihren zwei stämmigen Beinen stehen, schnappt nach dem Schwamm und saugt.

Das Gitterfenster reicht bis zur Diele. Likse und Panulla sind von den Stühlen, auf denen sie geschlafen, aufgestanden. Sie hocken am Boden bei dem Gitterfenster, schauen auf die lebhafte Morgenstraße hinunter und warten auf ihre Haftentlassung. Likses Kopf ist wie ein gelber, großer, ausgehöhlter Kürbis, in den man ein Licht gestellt hat.