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Aktualisiert: 13. Juni 2025
Kallem fand Kristen Larssen im Bett. In seinen langbehaarten Fingern hielt er eine Arbeit; Sören Pedersen las ihm vor. In der Ecke zwischen Fenster und Tisch, ganz eingeklemmt in einen Winkel, saß die Frau und strickte; das Kopftuch hatte sie so tief hereingezogen, daß das Gesicht ganz im Schatten lag. Eine entsetzlich schlechte Luft war in der Stube.
Natürlich hinderte das Kallem nicht, auf seiner Vormittagsrunde Doktor Kent, der so wenig an den Spuk glaubte, wie er selbst, zu erzählen, man wisse jetzt, wer die ganze Geschichte mit Kristen Larssen in Szene gesetzt habe; den Namen dürfe man nicht nennen; aber das Ganze sei ein abgekartetes Spiel. Kent, der bei einem Kranken Josefine traf und wußte, daß nichts ihr willkommener war als eine Nachricht von ihrem Bruder, wiederholte ihr Kallems Worte. Beim Mittagessen erzählte der kleine Edvard, der täglich von diesen Spukgeschichten voll war, jetzt hätten auch zwei Jungens Kristen Larssen gesehen, Aunes Junge und der Sohn des Laienpredigers. Edvard funkelte vor Eifer. Da erklärte die Mutter ihm kurz und bestimmt, das sei ein Betrug; einer der
"Da fällt mir ein, Larssen, meine Frau wird Sie sicher gern Englisch lehren, etwa abends." Nein, das wollte er unter gar keinen Umständen. Aber Kallem machte ihm begreiflich, daß man die Aussprache nur durch mündlichen Unterricht lernen könne. Im selben Augenblick kam Ragni herein, und der Doktor erklärte ihr, daß für Kristen Larssen die englische Sprache gleichbedeutend sei mit einem paar Flügel.
Aber während sie so stand und Kristen Larssen ansah, und daran dachte, wie Kallem gesagt hatte, er habe noch nie einen klügeren Menschen getroffen, wurde sie von Mitleid erfaßt. Eben vertiefte er sich in ein englisches Buch; er verstand zur Not, wovon es handelte. Und da erbot sie sich nicht nur, ihm zu helfen, sie nötigte ihm ihre Hilfe geradezu auf.
Kristen Larssen zog den Stuhl vor, setzte sich, schlug sein Buch auf, und wenn er die Stelle gefunden hatte, bohrte er seine kalten, fürchterlichen Augen in ihre warmen, angstvollen Taubenblicke, die furchtsam im ganzen Zimmer umherflatterten. Seine langen, dunkeln Finger, schwarz behaart wie die ganze Hand, griffen fest zu; die Finger der Linken um das Buch, die Rechte fuhr nach.
Am Tag, nachdem Kristen Larssen die volle Wahrheit über seine Krankheit erfahren hatte, erschoß er sich. Das jagte den Leuten einen furchtbaren Schreck ein; etwas Gruseliges ging von ihm aus; man wagte kaum, am Haus vorbeizugehen.
"Kalt oder warm das kommt lediglich auf die Veranlassung an, und darauf, wie ein Mensch sein Leben gelebt hat!" "Aber der Mensch kann sich eine Seelenkälte anleben; und ganz gewiß so ist es bei ihm gewesen!" "Vielleicht. Aber ich kenne jemand, der recht warm ist, und der doch genau so denkt wie Kristen Larssen. Also das ist es nicht!" "Ja, was ist es dann?" "Tausenderlei. Sie lachte darüber.
Es verbreitete sich ein Gerücht, Kallem habe Larssen seinen Revolver zu diesem Zweck überlassen; doch wurde das von der Frau selbst, von Sören Pedersen und durch Kallems eigene Aussage widerlegt. Kristen Larssen hatte sich gedrückt, ohne Ankündigung, ohne Dank. Zu seiner Frau hatte er gesagt, ein rascher Tod sei für ihn das beste.
Eines Abends erschien Sören Pedersen; bleich allein beides äußerst ungewöhnlich. Was war denn los? Kristen Larssen ginge um! Kallem brach in schallendes Gelächter aus. Sören verzog keine Miene: Kristen Larssen ginge, wahrhaftigen Gott, um! Im letzten Jahr seines Lebens hatte er nie mehr Geige gespielt; er hatte seine Geige Aune gegeben. Aber jetzt spiele er Geige in seinem alten Haus.
Jeden Abend, sobald es dunkel würde, versicherte Sissel, erschiene ihm Kristen Larssen und wolle ihn in die Hölle mit sich nehmen! "Aber liebe Sissel, es gibt ja gar keine Hölle!" Im selben Augenblick hörten sie aus weiter Ferne einen Schrei, einen einzigen, endlosen, schneidenden Hilferuf. Wie ein Gespenst stieg er auf durch die Nacht man sah ihn beinahe.
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