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Lamberg richtete sich auf und sagte langsam und mit Gewicht: »Man lobe die Geschichte erst, nachdem sie erzählt ist; man lobe sie auch nicht selbst, sondern lasse sie von andern loben, vorausgesetzt, daß sie es verdient

»Ich glaube, was den Spiegel betrifft, können wir jedenfalls noch warten«, fügte Lamberg hinzu. »Nicht, als ob ich eifersüchtig wäre«, wandte er sich lächelnd und mit ausgestreckter Hand an Borsati, die dieser freundschaftlich ergriff und drückte, »aber ich möchte uns andern doch nicht den Weg verrammelt sehen. Wer weiß, wohin uns dies Beispiel noch treiben kann.

Lamberg schaute sie immer aufmerksamer an, sie wich unter seinem Blick, sie erkundigte sich, ob sie einige Tage in seinem Hause bleiben könne, und nachdem er eifrig bejaht hatte, ergriff sie mit beiden Händen seine Rechte und stammelte bittend: »Aber frag’ mich nicht! Nur nicht fragenEr merkte selbst, wie wichtig es sei, nicht zu fragen.

Er grollte der Fügung, sein Gemüt war verdunkelt, und um der Gedankenspiele enthoben zu sein, arbeitete er Tag und Nacht. So ging das kleine und das große Leben weiter. Im Juli bezog Lamberg seine Villa im Gebirg. Mit einer Köchin, dem Diener Emil und einem Affen verließ er die Stadt. Den Affen hatte er vor kurzem von einem holländischen Kaufmann erhalten und war förmlich verliebt in ihn.

»Das Gefühl der Legitimität hat oft etwas Geheimnisvolles«, erwiderte Lamberg. »Wo es verloren geht, tritt das Chaos ein. Die moralische Ordnung ist offenbar ein Teil unseres Organismus, der erkranken und zusammenbrechen muß ohne ihre stützende Macht.

Ich bin nicht gewillt, auch nur eine von den Errungenschaften aus früheren Zeiten, so sie die jeweiligen Fürsten gewonnen und sich erstritten haben, aufzugeben. Und ein nunquam gegen eine Erneuerung alter, längst erloschener Rechte!“ Lamberg antwortete lediglich durch eine Verbeugung.

»Es scheint in der Tat, daß man in früheren Zeiten die Schönheit mehr um ihrer selbst willen geachtet hat«, antwortete Lamberg. »Auch wurde ihr eine höhere Wichtigkeit zuerkannt.

»Das erinnert mich an die nicht so tragisch zugespitzte, aber recht merkwürdige Geschichte des alten Sinzenheim«, sagte Lamberg. »Dieser Sinzenheim war Kaufmann gewesen und hatte bei vorgerückten Jahren sein Geschäft einem Neffen überlassen. Die Rente, die er bezog, gestattete ihm, mit Anstand zu leben. Er hatte immer noble Passionen gehabt, doch nur in der Stille, jetzt ging er daran, seine Wünsche zu verwirklichen. Er kleidete sich wie ein Kavalier, und seine hagere, nicht unansehnliche Gestalt wie auch eine gewisse hochmütige Gleichgültigkeit, die er eingeübt, waren ihm behilflich, einen Kavalier vorzustellen. Einige aristokratische Bekanntschaften waren bald gemacht, und der Umstand, daß er Jude war und in seinem Judentum ein Hindernis auf dem Weg zur großen Gesellschaft fand, wurde durch eine bigotte alte Gräfin beseitigt, die ihn zur christlichen Religion bekehrte und Freudentränen vergoß, wenn sie ihn jeden Sonntag in der Kirche sah. Bald zeigte sich ein großes Übel; seine bürgerlichen Verhältnisse erlaubten ihm nicht, in dem eroberten Bezirk dauernd so zu leben, wie man um des Respekts willen dort leben muß, wenn man bloß ein Eindringling ist. Da er ein guter Rechner war, und eine tiefgewurzelte Abneigung gegen finanzielle Mißwirtschaft hegte, so beschloß er, seine Existenz in zwei Teile zu teilen. In den ersten sechs Monaten des Jahres hauste er in einer Mansarde am äußersten Rand der Vorstadt. Er kochte sein Frühstück selbst, briet sich mittags ein paar

Dieses instinktive Mißtrauen ist besonders dem Deutschen eigen.« »Daran sind aber auch die Schriftsteller schuld«, antwortete Lamberg, »und nicht bloß die mittelmäßigen, deren Unzahl das Land allmählig in eine Ablagerungsstätte von Makulatur verwandelt, sondern auch die besseren Köpfe.

Mehr für sich entwickelte Wolf Dietrich in seiner hastigen Art hochfliegende Pläne, wie der kleine Wolf erzogen, herangebildet werden solle, auf daß er gebührend seinen Platz dereinst einnehme als ein Raittenau. Lamberg drückte seine ergebene Zustimmung durch wiederholte Verbeugungen aus und behielt seine Gedanken für sich.