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Aktualisiert: 12. Juni 2025
Die meisten Menschen, selbst die vorzueglichen, sind nur beschraenkt; jeder schaetzt gewisse Eigenschaften an sich und andern; nur die beguenstigt er, nur die will er ausgebildet wissen. Ganz entgegengesetzt wirkt der Abbe, er hat Sinn fuer alles, Lust an allem, es zu erkennen und zu befoerdern. Da muss ich doch wieder in die Rolle sehen!" fuhr Jarno fort.
"Sie haben mich wenig geschont", sagte Wilhelm, "und Sie scheinen Ihren Grundsaetzen treu zu bleiben." "Was ist denn da zu schonen", versetzte Jarno, "wenn ein junger Mensch von mancherlei guten Anlagen eine ganz falsche Richtung nimmt?"
"Ich verstehe Sie", versetzte Jarno, "oder vielmehr ich sehe wohl ein, wie das, was Sie sagen, mit den Grundsaetzen zusammenhaengt, an denen Sie so festhalten; ich kann es aber mit den armen Teufeln von Menschen unmoeglich so genau nehmen.
Der Abbe wäre fähig, wegen einer Grille die Menschen in Not zu lassen oder sie gar hineinzustürzen; der Arzt möchte gern alles ins gleiche bringen; Jarno hat kein Gemüt und Sie wenigstens keinen Charakter! Fahren Sie nur so fort, und lassen Sie sich als Werkzeug dieser drei Menschen brauchen, man wird Ihnen noch manche Exekution auftragen.
"Mein Freund", versetzte Jarno, "wir mußten uns resignieren, wo nicht für immer, doch für eine gute Zeit. Das erste, was einem tüchtigen Menschen unter solchen Umständen einfällt, ist, ein neues Leben zu beginnen. Neue Gegenstände sind ihm nicht genug: diese taugen nur zur Zerstreuung; er fordert ein neues Ganze und stellt sich gleich in dessen Mitte.
"Die Mannigfaltigkeit der Gegenstände verwirrt jeden, und es ist bequemer, anstatt sie zu entwickeln, geschwind zu fragen: woher? und wohin?" "Und doch kann man", sagte Jarno, "da Kinder die Gegenstände nur oberflächlich sehen, mit ihnen vom Werden und vom Zweck auch nur oberflächlich reden."
Gerade diejenigen, welche Wilhelm im Gespräche als die Verständigsten gefunden hatte, Jarno an ihrer Spitze, brachten nur flüchtige Augenblicke im Theatersaale zu, übrigens saßen sie im Vorzimmer, spielten oder schienen sich von Geschäften zu unterhalten. Wilhelmen verdroß gar sehr, bei seinen anhaltenden Bemühungen des erwünschtesten Beifalls zu entbehren.
Jarno war wider seine Gewohnheit still, und man haette beinahe sagen koennen, er habe etwas von seiner gewoehnlichen Heiterkeit verloren. Gluecklicherweise half der Arzt unserm Freunde einigermassen aus der Verlegenheit, indem er ihn fuer krank erklaerte und ihm Arznei gab.
"Haben Sie denn aber", fragte Jarno, "nichts entdeckt von dem, was er sein Verbrechen nennt, nicht die Ursache seiner sonderbaren Tracht, sein Betragen beim Brande, seine Wut gegen das Kind?" "Nur durch Mutmaßungen können wir seinem Schicksale näherkommen; ihn unmittelbar zu fragen würde gegen unsere Grundsätze sein.
Klaeren Sie mich ueber den Mann auf, dem ich so viel schuldig bin und dem ich so viel Vorwuerfe zu machen habe." "Was ihn uns so schaetzbar macht", versetzte Jarno, "was ihm gewissermassen die Herrschaft ueber uns alle erhaelt, ist der freie und scharfe Blick, den ihm die Natur ueber alle Kraefte, die im Menschen nur wohnen und wovon sich jede in ihrer Art ausbilden laesst, gegeben hat.
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