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Er kannte Grete so lange und hatte sich auch ein Urteil über Tankred gebildet. Der Drang, das, was ihr Herz beschwerte, abzulösen, trieb sie; es lag in ihrer lebhaften Art, daß sie Dinge, die sie beschäftigten, nicht auf sich beruhen lassen konnte. Da sie Hederich mehrere Tage nicht gesehen hatte, wollte sie auch über Höppners etwas von ihm erfahren.

Nachdem die Gäste sich entfernt hatten, befiel Tankred das Verlangen, noch ein Stündchen ins Kirchdorf zu gehen und Bier zu trinken. Er hätte sich gern Höppners angeschlossen, aber kam doch von diesem Gedanken zurück, weil die Pastorin ihm wegen ihrer Gradheit sehr mißfallen hatte. Auch beim Abschied war sie ihm wieder sehr von oben herab begegnet, indem sie unter starker Betonung geäußert hatte, sie hoffe denn, daß er in kürzester Zeit eine Stellung erhalte, damit er die Lust an der Arbeit, welche letztere allein glücklich mache, nicht verliere.

Ganz mit Herzen und Gedanken bei ihren Freunden waren während dieser Zeit Höppners, Hederich und Carin. Sie legten eine Teilnahme an den Tag, als sei ihnen selbst ein großes Glück zugefallen; Hederich fühlte sich auch schon wieder als Verwalter auf Holzwerder, und Frau von Tressen that nichts die Gutsangelegenheiten betreffendes, ohne seinen Rat einzuholen.

Jüngst hatte die Familie bereits geäußert, daß sie Pastors, die sie sehr schätzten, allernächstens mit Tankred zusammen einladen wollten. Das verstärkte des Mannes Entschluß, unter allen Umständen Theonie nachzueilen. Er konnte sie noch erreichen, wenn er nicht säumte; sicher würde sie sich bei Höppners einige Stunden, vielleicht sogar den Tag über aufhalten.

Sie brach auch von dem Thema ab, fragte nach Carin und bat, von einem raschen Entschluß beeinflußt, ob Hederichs nicht am kommenden Tage mit Tressens und Höppners, die sie auch bitten wolle, zu Tisch und Abendbrod kommen möchten. „Also wirklich, Sie geben die Reise auf?“ warf Hederich nach ausgesprochener Zusage hin.

Zunächst ließ er ihn nun am Ende der Woche in sein Privatzimmer rufen. Seit Gretes Beisetzung hatten sie einander nicht gesehen. Hederich war damals sichtlich tief ergriffen, seine Mienen kummervoll gewesen, und bei der Grabrede Höppners hatte er geweint wie ein Kind. Das hatte Brecken einerseits sehr geschmacklos gefunden, und andrerseits hatte es ihn geärgert. Auch die Pastorin Höppner hatte sich angestellt, als sei der Weltuntergang gekommen. Durch diese Beweise der Wertschätzung, die man Grete entgegentrug, sah er sich selbst herabgesetzt. Diese Trauer erschien ihm wie eine gegen ihn gerichtete Demonstration.

Welch angenehme Überraschung,“ stieß Frau von Tressen heraus und eilte, von ihrem Manne gefolgt, den Gästen entgegen. Höppners hatten auch Lene mitgebracht, die ihr Händchen gab und sich dann gleich einem kleinen Hausteckel, der sich unter dem Tisch verkrochen hatte und nun hervorkam, zuwandte.

Tankred wollte weiter fragen, aber sagte sich, daß man ihm hier doch Näheres, seine Neugierde Befriedigendes nicht werde mitteilen können. Jedenfalls hockten nun zwei ihm sehr feindliche Personen zusammen, und heute einen Besuch bei Höppners zu machen, war zwecklos. Aber auch etwas Gutes lag wieder darin. Sicher würden Pastors jetzt Tressens auf Holzwerder nicht besuchen.

Aus Höppners Antwort und Verteidigung Tressens sah er, daß sein Mißtrauen ungerechtfertigt gewesen; auch entging ihm nicht, wie erstaunt der Pastor über die Motivierung seines Vorgehens war. Aber seinen Sinn änderte das natürlich nicht, und er hielt auch den ‚langweiligen Salbaderer‘ nicht zurück, als er endlich aufbrach und sich, äußerst bedrückt über das Mißlingen seines Versuches, empfahl.

Im Krug angekommen, ließ er sich Papier und Tinte geben und schrieb: ‚Liebe Theonie! Mir wurde, da ich zufällig bei Höppners war und dort den Doktor traf, der Auftrag, Dich zu benachrichtigen, daß Dein Verlobter von einem Unwohlsein befallen ist. Ich freue mich, Dir sagen zu können, daß Ernst keinerlei Besorgnisse hegt; nur besuchen kann Dich Dein Bräutigam in den nächsten Tagen nicht.