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Hier war es, wo Jenny Gustedt ihres Lebens letzte Station gefunden hatte. In der geräumigen Wohnung des Erdgeschosses von einem der drei Häuser richtete sie sich in alter, vertrauter Weise ein. Ihr zuliebe denn Luft und Licht war ihr ein Lebensbedürfnis ließ ihr Sohn zwei der großen beschattenden Bäume vor ihren Fenstern fällen, so daß die Sonne von allen Seiten freien Zutritt hatte.

Doch willst du freundlich mir das Leben schmücken, So gieb mir, Gott, ein Herz voll Liebe nur, Ich faß es feurig dann, und mit Entzücken Leist' ich dem Himmel meinen Liebesschwur. Gieb, Herr, mir Einsamkeit im Schoß der Liebe, Daß ich dir treu in meinen Kindern bliebe ... Um diese Zeit kam Werner von Gustedt als Gast seiner Tante, der Hofmarschallin von Spiegel, nach Weimar.

Der Leidensweg der Mutter Im stillen Winkel Eine Neigung, die für die Gestaltung ihrer Zukunft bestimmend werden sollte, hatten Jenny und Werner von Gustedt gemeinsam: die für ein Leben auf dem Lande in stiller Arbeit und Zurückgezogenheit.

Jenny Gustedt besaß noch das Talent der Frauen des ancien régime, die Konversation unmerklich zu beherrschen, jeden einzelnen Gast zur Geltung kommen zu lassen. "Weniger was Du giebst, als was Du aus Anderen hervorlockst, macht Dich liebenswürdig," sagte sie, und dies Hervorlocken verstand sie meisterlich.

Im Jahre 1890 starb Jenny von Gustedt, deren Leben diese Blätter schildern sollen. Sie war die letzte Zeugin einer großen Zeit, ihre Gestalt war geweiht und verklärt durch Goethes Freundschaft. Unter dem Titel "Aus Goethes Freundeskreise" gab ich ein Jahr nach ihrem Tode ihre Erinnerungen und hinterlassenen Papiere heraus. Sie sind auch diesmal die Grundlage des vorliegenden Buches. Aber es ist nicht dasselbe wie damals. Es ist äußerlich und innerlich ein anderes geworden. Das gilt nicht nur in bezug auf die Anordnung des Stoffes, sondern auch in bezug auf den Inhalt, der sich um vieles bereichert und manchen für die

Er gehörte einem braunschweigischen Geschlechte an, das sich rühmen konnte, älter zu sein als die Hohenzollern, und dessen Güter seit Menschengedenken keinen anderen Herrn gehabt hatten als einen Gustedt.

Als er zum erstenmal in Helm und Waffenrock vor den alten Gustedt trat, ihn um die Hand der Tochter bittend, wurde er schroff zurückgewiesen, und Jenny mußte auf längere Zeit Halberstadt verlassen, um sich die Liebe zu Hans von Kretschman womöglich aus dem Sinn zu schlagen.

Eine Natur wie die ihre, die in ihren Gefühlen wie in ihren Taten ihr ganzes ungeteiltes Selbst ausströmte, hatte die volle Glut der Leidenschaft nur dem einen, dem Toten, geben können; als sie Werner Gustedt ihr Jawort gab, geschah es in ruhiger, vertrauender Liebe.

Zu einer Zeit, wo Fröbels Erziehungsgedanken noch nicht bis zu dem einsamen Gut in Westpreußen gedrungen sein konnten seinen ersten Kindergarten eröffnete er ungefähr im selben Jahr sammelte Jenny von Gustedt die Kinder der Landarbeiter und der Instleute um sich, "um ihnen neben warmen Kleidern, guter Milch, reinen Händen und Gesichtern, durch Spiel, Erzählung und Gespräch die primitivsten Ideen des Guten, Wahren und Schönen beizubringen."

Auch aus der Ferne schloß sich der Kreis der alten Freunde um so enger zusammen, je kleiner er wurde. Drei Greise waren es nur noch Jenny Gustedt, der Großherzog und die Kaiserin die das Band einer gemeinsamen Vergangenheit umschloß. Und unter ihnen war Jenny die Trösterin, die, die sie aufzurichten versuchte aus dem niederdrückenden Leid.