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Inmitten dieses Gezänks bewahrte Graf Bernstorff vornehme Ruhe und aufrichtigen Freimut. Er beklagte laut, daß die Bundesakte durch ihre allgemeinen Versprechungen unerfüllbare Erwartungen geweckt habe. Fest und stolz wies der preußische Minister jede ehrenrührige Zumutung zurück: von der Aufhebung des neuen Gesetzes könne gar nicht die Rede sein.

Wie lange noch würde ich aushalten können?! Und mehr denn je verlangte unsere Arbeit die ganze Nervenkraft, die volle Anspannung des Willens. Ein neuer Parteiskandal forderte gebieterisch unsere Stellungnahme. Die Auseinandersetzungen über den Massenstreik hatten in einem Teil unserer Tagespresse wieder die Formen persönlichen Gezänks, gegenseitiger Verdächtigungen angenommen. Zur Empörung der radikalen Berliner vertrat das Zentralorgan der Partei den Standpunkt der Gewerkschaften, und obwohl der Jenaer Parteitag eine wenigstens äußere Verständigung zwischen beiden Richtungen herbeiführte und auch die Preßfehde zu schlichten schien, ließ sich Groll und Mißtrauen nicht durch Resolutionen beseitigen. Trotz aller gegenseitigen Versicherungen blieb die Mehrheit der Vorwärts-Redaktion, die ihre Ansichten weder dem Votum der Masse unterwerfen, noch sich zu einem Inquisitions-Tribunal hergeben wollte, des Revisionismus verdächtig. Kaum war der Parteitag vorüber, als der Parteivorstand mit den Berlinern in Verhandlungen eintrat, deren Resultat die Entlassung und der Ersatz eines oder mehrerer Redakteure und die Neugestaltung der Mitarbeiterschaft über den Kopf der Redaktion hinweg sein sollte. Hinter verschlossenen Türen, mit strengstem Schweigegebot für die Teilnehmer und unter Ausschluß der Angeklagten ging das alles vor sich. Ein Fehmgericht nach demselben Prinzip wie das, dem ich einmal seitens der Frauen unterworfen worden war. Wo war hier die Gleichheit, wo die Brüderlichkeit?! Als die Redaktion trotz aller Vorsichtsmaßregeln von den Vorgängen erfuhr und der Parteivorstand ihren Protest gegen ein allen Grundsätzen der Demokratie hohnsprechendes Verhalten schroff zurückwies, handelte sie, wie organisierte Arbeiter handeln, wenn der Unternehmer ihre Kameraden ohne sie zu hören mit Aussperrung bedroht: sie erklärte sich in ihrer Mehrheit solidarisch, reichte ihre Entlassung ein und begründete ihre Handlungsweise vor der

Die preußische Regierung behauptete während dieses unleidlichen Gezänks durchweg eine versöhnliche Haltung. Sie gab für den Elbverkehr ihre Durchfuhrzölle auf, die einen so wesentlichen Bestandteil ihrer Handelspolitik bildeten, und war bereit, die Schiffahrtsabgaben noch weiter herabzusetzen als die kleinen Nachbarn zugestehen wollten; aber sie erklärte auch von vornherein, daß sie eine Schmugglerherberge im Innern ihres Staates nicht dulden werde und darum die Elbschiffahrtsakte nur unterzeichnen könne, wenn Anhalt sich ihrem Zollwesen anschließe. Ihr Bevollmächtigter fügte warnend hinzu: das eigene Interesse der kleinen Regierungen gebiete ihnen, das Zollsystem des großen Nachbarstaates zu unterstützen, »weil dadurch die zu ihren Gunsten bestehende Zerstückelung Deutschlands in ihren nachteiligen Folgen gemildert werden würde«. Wie flammte der kleine Köthener Herr auf, als er diese unerhörte