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Aktualisiert: 15. Juni 2025
»Es ist der gnädige Herr Ansorge,« klärte Elasser auf, mit einer Geberde, die ebensowohl für ehrfürchtig als für kummervoll gelten konnte. »Der Herr kommt nicht in schlechte Absichten, Mutter. Erinnern Sie sich, gnädiger Herr, wie ich meine Jutta hab gesucht Sonntag? Wir haben gewartet und gewartet und wer nicht gekommen is, war unsere Jutta.
Elasser hob blitzschnell beide Hände, zog sie rasch gegen sein Herz und schien reden zu wollen. Ja, er schien gewaltsam bemüht, die ränkevolle Finsternis, die er um sich gewahren mußte, wenigstens durch Worte zu zerstören; der Polizei-Kommissar nahm seine Partei, bemerkte schüchtern, die Mutter des Kindes liege schwer darnieder und wünsche die Tochter vor ihrem Tode noch einmal zu sehen.
Vor dem Postamt auf dem Hauptplatz gewahrte er Specht. »Wie geht es Ihnen?« fragte der Lehrer mit so übertrieben liebevollem Tonfall, daß Arnold ihn befremdet und mißtrauisch anblickte. »Elasser ist beim Justizminister, – wissen Sie schon?« sagte Arnold. Wie er so dastand, ein wenig vorgebeugt, mit listig spähendem Blick, das erregte Maxim Spechts Lachlust, und er erwiderte: »Spaß.
Elasser zuckte die Achseln. »Sie haben mir gesagt, der Herr Minister hat mir gesagt, wollen Sie wissen, was? Er hat mir gesagt, so wahr Gott lebt, der mir mein Leben verbittert, er hat gesagt: An den Mauern des Klosters hat unsere Macht ein Ende.
Eine Stunde später ging Arnold ins Dorf, bog in die bekannte Seitengasse und betrat das Elassersche Haus. Dort schien sich nichts verändert zu haben; der Säugling lag noch auf der Ofenbank, die Windeln hingen noch auf Stricken. Von den übrigen Kindern und Elasser selbst war nichts zu sehen. Die Frau lag auf dem alten Sofa und blickte ruhig gegen die rauchschwarze Decke.
»Eine schöne Schrift!« rief Arnold empört. »Wartet ihr darauf, bis man euch den Kopf abschlägt?« Elasser machte eine weitausholende Bewegung mit den Armen. »Herr,« antwortete er, »Sie kommen mir wahrlich vor wie jener Jud, der nicht hat lernen wollen Deutsch, weil er hat geglaubt, die ganze Welt ist jüdisch. Die Welt ist nicht jüdisch, gnädiger Herr. Das Recht ist für Sie und nicht für uns.«
Aber Tag auf Tag verging ohne Botschaft und Erfolg. Als Elasser erfuhr, daß Jutta im Kloster bei Tarnobrzeg gesehen worden sei, wandte er sich telegraphisch an den Bezirksrichter, doch dieser wies ihn an denselben Staatsanwalt, der schon früher jeden Antrag abgelehnt hatte.
Überrascht und finster waren die Leute vor ihm zurückgewichen. Er wandte sich ab, ging bis zum Haustor über die Straße, hob den davongeflogenen Hut auf und setzte ihn dem Elasser auf den Kopf. Dabei begegnete er dem geschlagenen Blick des Juden, der sich wieder mit demselben knechtischen Lächeln an die Zuschauer wandte und sich dann langsam entfernte. Auch Arnold ging.
»Ja, das ist wahr,« murmelte er. »Aber ich habe bis jetzt nichts erreicht, gar nichts. Es ist schändlich.« »Kennen Sie das Mädchen näher?« »Die Jutta Elasser? Ich habe sie einmal im Leben gesehen. Ein häßliches kleines Ding.« Verena sah ihn aufmerksam an. Es schien als ob diese Antwort erst ein tieferes Interesse für ihn erweckt hätte.
Er legte die Hand schwer auf die Schulter des Hausierers und wiederholte nun mit einer unbeschreiblichen Langsamkeit und einem entstellenden Gesichtsausdruck: »An den Mauern des Klosters – hat es ein Ende?« Elasser vermochte nichts zu erwidern. »Das ist gesagt worden?« fuhr Arnold in derselben versteinerten Weise fort.
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