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Da entdeckte Dörthe, die Obermagd, ein Zeichen. Sie hörte über sich krächzendes Rabengeschrei, und als sie aufblickte, sah sie, wie der zerzauste Vogel des Vermißten in die offene Luke des Heubodens flog.
Da muß die Wirtin von besserem Herkommen sein als die Dörthe, muß was von der Wirtschaft verstehen und auftreten können. Und sie muß auch ihr Eingebrachtes haben. Denn Sie mögen mir sagen, was Sie wollen, Herr Pastor: was nutzt die ganze Liebe, wenn kein Geld dahinter steckt! Was heißt denn das mit der Liebe? Es find’t sich alles.«
»’n Abend, Mutter Möllern,« sagte die Dörthe beim Eintritt in die Küche. »Ist der Fritz nicht hier?« Die Alte zog eine Schulter hoch. »Im Keller,« antwortete sie, »er zappt ab; ’s is ja heute wie eine Volksversammlung da drinne’!« Sie war immer mürrisch und unfreundlich, insonderheit Dörthe gegenüber, der sie es nicht vergeben konnte, daß sich ihr Fritz in sie verliebt hatte.
Das hatte die Dörthe nun so oft gehört, daß sie ärgerlich wurde. »Laß mich in Frieden, Tante!« rief sie zurück, gar nicht daran denkend, daß Pauline sie nicht verstehen könne, und eilte hinaus, den Gartenweg hinauf, auf den Dorfplatz. Erst hier mäßigte sie ihren Schritt.
Ein Lärm in der Schenkstube, die schimpfende Stimme der alten Möllern und das laute Weinen Dörthes störten die Konferenz. Fritz erhob sich, um nachzusehen, was es gebe. Dörthe hatte eine Flasche mit Himbeerlikör vom Schenktisch gestoßen; die Flasche war zerbrochen, und der rote Saft floß träge über die schwarzen, mit Sand bestreuten Dielen.
Am meisten regte jedoch August die Depesche auf, der die Botenfrau im Vordergarten abfing, wo er mit Dörthe die Wege harkte. »Eine Depesche für den Herrn Baron,« sagte die Botenfrau. »Allmächt’ger Gott,« rief August, »eine Depesche! – Dörthe, eine Depesche!« Dörthe trat näher und betrachtete mit Furcht und Erstaunen das zusammengelegte Papier mit der blauen Marke auf der Rückseite.
Dörthe hob ihre Kleider auf und sprang die Steintreppe hinauf. Die Braumüllern war ihr schon zuvorgekommen. Sie schimpfte auf Fritz, der eben erst dabei war, sich ein reines Hemd anzuziehen. Er stand mitten in der Schankstube, und die Mutter half ihm beim Ankleiden. Jedesmal kam er zu spät.
Das sah sie auch ein, aber sie wollte wenigstens einen bestimmten Termin wissen. Um Weihnachten, meinte Fritz, da würde man wohl so weit sein. Und dann gab es noch Liebesworte in Hülle und Fülle, und am nächsten Tag erklärte sich der alte Klempt einverstanden, die Wiese abzugeben. Das Geld wurde auf die Sparkasse gebracht und für Dörthe festgelegt.
»Also, Dörthe, es geht nicht mit unsrer Heirat. Die ganze Familie ist dagegen – ich habe mich mit allen herumgezankt, weil ich es durchsetzen wollte; aber überwerfen kann ich mich mit den Eltern nicht und auch nicht mit den Brüdern. Es steht zu viel auf dem Spiel – gerade jetzt ... Du mußt mir nicht böse sein, Dörthe – ich habe es immer gut gemeint und dich lieb gehabt – und wir hätten ja auch so gut zusammengepaßt – aber – du hättest bloß einmal Vatern sehen sollen, als ich ihm sagte: nein, ich wollte fest bleiben, denn ich hätte dir die Hochzeit versprochen. Mit beiden Fäusten ist er da auf mich losgefahren und mit Augen wie Teller so groß – Dörthe, an mir liegt es ja nicht – es liegt nicht an mir
»Nimm die leeren Säcke dort vor dem Fenster fort, Dörthe,« ordnete sie mit ihrer frischen Stimme an. »Ja Fräulen, die liegen man noch da, damit die sel’ge Frau nich durch das Wagengerassel gestört werden sollt.« »Nun ja – aber meine Schwester braucht sie jetzt nicht mehr, wir aber könnten die Säcke vielleicht noch nötig haben.« Die Leute gehorchten ihr.