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Aktualisiert: 19. Mai 2025


Wonnebald war schlau genug, die Meinung des Erzbischofs herauszuwittern, und beeilte sich, zu versichern, daß er ebenso denke, aber einer Partei habe nachgeben müssen, die im Lande mächtig sei und an deren Spitze der Medizinalrat von Boll stehe.

Was für die wählerischen Gelage, in denen sie miteinander wetteiferten, verausgabt wurde, schlug Wonnebald gering an, unerschwinglich dagegen erschien ihm die Steuer, die Boll gesinnungsfroh von ihm erhob, bald zur Hebung des Krankenhauses, bald für Propaganda und Mission, bald für die Partei schlechthin.

Abends, als Wonnebald, Boll, Schimmelmann und mehrere andre Justizpersonen gemütlich im Gasthaus beieinander saßen, kam die Angelegenheit zur Sprache; der Bischof hätte seine Meinung dem Justizrat gegenüber schwerlich verteidigen können, wenn Medizinalrat v.

Boll stand dem Bischof insofern näher, als ihn Verstand oder Kunstsinn oder andre Geistesgaben nicht auszeichneten, vielmehr war er, wenn auch nicht so einfältig und ungebildet wie jener, ungewöhnlich beschränkt; allein er wußte in allen kirchlichen Dingen gut Bescheid, so daß Wonnebald in seiner Gegenwart stets Erörterungen fürchtete, die ihn bloßstellen und entwurzeln könnten. Boll stammte von einer Familie ab, die von alters der Kirche angehangen hatte, und Joseph Maria hatte es nie anders gewußt, als daß er seine Laufbahn im Schatten und zum Schutze der Kirche zu nehmen habe. Seine medizinischen Kenntnisse und Fähigkeiten waren mittelmäßig, aber desto wackerer stand er seinen Mann, wenn es das Wohl der kirchlichen Partei galt, zu deren tätigsten und angesehensten Führern er gehörte. In dem Krankenhause, das er leitete, wurden zwar neben den Katholiken auch Heiden aller Art aufgenommen, damit die Partei sich religiöser Duldsamkeit rühmen könnte, aber dafür wurde die Heilkunde an den Ketzern mit solcher Erbitterung ausgeübt, daß sie einem höllischen Feuer gleichkam, aus dem sie entweder als Bekehrte oder als Abgeschiedene hervorgingen. Wurde dem Medizinalrat die große Sterblichkeit der Protestanten, Juden und Heiden in seinem Krankenhause vorgehalten, so leugnete er dieselbe nicht, sondern rühmte sich, wie Gott dem Rechtgläubigen die Arznei besser anschlagen lasse. Übrigens war Boll, wenn auch nicht gerade warmherzig, doch auch nicht bösartig und tat nur blindlings, was seine Vorfahren getan hatten und was ihm bisher zu lauter Nutzen und Vorteil gereicht hatte. Dr.

Einzig der Justizrat lachte von Herzen über die Reden seines Freundes, aber nur bei sich im Innern; äußerlich ging er mit fröhlicher Ironie darauf ein, da er aus Erfahrung wußte, daß Boll diese Art sich auszudrücken nicht begriff, vielmehr alles für bare Münze nahm, und er somit das Vergnügen genießen konnte, ihn auszuspotten, ohne seine Freundschaft, an der ihm wegen des Flötenspiels viel gelegen war, einzubüßen.

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