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Aktualisiert: 16. Mai 2025
Lisi begann: „Rosaurus, du sollst nicht wie die andern Katzen, arme kleine Vögel verspeisen; du sollst sie nicht aus ihren Käfigen herauskratzen mit grausamer Blutgier, worüber die Kinder, denen sie gehören, dann so bitterlich weinen; du sollst nicht die jungen Vögelchen aus den Nestern holen, daß die Alten pipen und klagen über ihre unglücklichen Kinder. Rosaurus, du sollst auch nicht die weißen Mäuschen verfolgen, welche bei Nacht lustwandeln und durch die rothen Augen und hellen Fellchen sich im Dunkeln verrathen; Rosaurus, du sollst auch die andern Mäuse ungestört knuppern lassen an Wurst und Speck, an Zucker und Bisquit. Deine Pathen versprechen, dich recht gut zu erziehen und dir immer so viel Bisquit und Braten zu geben, daß du gar nicht an lebendige Leckerbissen denken kannst. Du sollst durch die Liebe und Fürsorge deiner Pathen aus einem wilden Raubthiere, aus einem blutdürstigen Hausthiere, in eine edle, sanftmüthige Schooßkatze umgewandelt werden.“
Kätzchens Ankunft war eine große Freude für die Kinder und besonders für Prinzeß Marie. Wenn sie früh aufwachte, mußte man ihr das kleine Thier ins Bett bringen, wo sie ihm das Frühstück gab, welches aus Milch und Bisquit bestand. Joly, der oft eifersüchtig war, wurde ohne Erbarmen geschlagen und in die Bedientenstube verwiesen, wenn er sich neidisch zeigte und dem Kätzchen etwas anhaben wollte. Kätzchen fühlte sich auch bald heimisch in dem blauen mit Sternen besäeten Zimmer, man merkte es ihm an, daß es in einem Himmelbett zur Welt gekommen war; denn nichts erschien ihm zu gut, um es zu benutzen. Das Prinzeßchen wollte auch mit nichts Anderem mehr spielen als mit Kätzchen. Trotzig stand die schöne große Puppen-Königin in der Ecke, seit 8 Tagen war ihr starkes Haar nicht gebürstet und geflochten, ihr Staat nicht gewechselt worden.
Auf dem Deckel war ein Weinglas gemalt und mit großen Buchstaben stand »Vorsicht« daneben geschrieben. Ganz behutsam nahm sie denn auch den Deckel ab, warf die Papierschnitzel heraus und fand in feines Seidenpapier eingeschlagen ein zerbrochenes Herz von Bisquit! »Wie abscheulich von dir, Nellie!« rief sie gekränkt und wandte sich sofort an die richtige Adresse. Das Herz warf sie achtlos beiseite.
Die Kinder brockten zufolge dieses Beschlusses, den auch die Bonne billigte, etwas Bisquit und Semmel auf einen reinlichen Stein der Straßenecke, wünschten dem Kätzchen guten Appetit und gingen von dannen.
„Ach! das niedliche Kätzchen,“ sagte Amelie, „das sieht doch gerade aus, wie der Rosaurus der Prinzessin.“ Lisi. Wie käme dieser aber hierher? der schlummert wahrscheinlich noch in seiner Wiege, oder frühstückt Milch und Bisquit, während dieses arme Thierchen hier ziemlich hungrig zu sein scheint. Amelie.
Der kleine Hund Joly wurde bei solchen Gelegenheiten ebenfalls eingelassen und erhielt einen Platz auf dem Kanapee, von wo aus er mit wahrhaft menschlicher Grazie, ebenfalls Chocolade trank und Bisquit fraß. Wenn er sich zuweilen vergaß und sich allzu gefräßig zeigte, so wurde er ernstlich ermahnt und das Prinzeßchen drohte mit dem Finger.
Da Rosaurus wirklich großen Hunger hatte und ihm kein Mittel zu Gebote stand, sich seinen Freundinnen zu erkennen zu geben, indem sie die Katzenbuckel-Sprache doch nicht so ganz deutlich zu verstehen schienen, stürzte er sich gefräßig über das Bisquit her, indem er sorgfältig die Semmelbrocken liegen ließ.
Die Nacht war vorbei, der Regen hatte aufgehört, die Sonne ging auf, die Vögel zwitscherten, die Regenwürmer krochen hervor; die Feldmäuschen streckten ihr spitzig Näschen aus den Löchern, aber Rosaurus merkte nichts davon. Da kam ein kleines Mädchen daher, es war Dortchen, welche Etwas nach dem fürstlichen Lustschloß zu tragen hatte; sie sah Rosaurus am Wege liegen und erkannte ihn an dem abgebissenen Schwänzchen; denn an etwas Anderem hätte sie ihn nicht erkennen können, so häßlich, schmutzig und zerzaußt sah er aus. Sie nahm das erstarrte Thier in ihren Mantel und wärmte es; dann trug sie es zur kleinen Prinzessin. Rosaurus schlug die Augen auf, ihm war es, als habe er einen schweren Traum gehabt, nur der große Hunger, den er fühlte, sagte ihm, daß es kein Traum gewesen sei. Aber da stand auch schon die warme Milch mit Bisquit; während er fraß, wurde die Wunde ausgewaschen und mit kaltem Rahm benetzt; dann trug man Rosaurus in sein weiches Bettchen und deckte ihn mit warmen Tüchern zu.
Rosaurus fühlte sich keineswegs heimisch in dieser Umgebung, er war ja an den fürstlichen Palast gewöhnt; auch verschmähte er die Brodkrumen, welche Dorte ihm bot, und machte ein ganz philosophisches und nachdenkliches Gesicht. Vielleicht dachte er an seiner Pathen Versprechungen von Bisquit und Leckerbissen, denn er brach in ein klägliches Miau aus.
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