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Aktualisiert: 11. Mai 2025
In dem Briefe, den ein niedliches blaues Siegel verschloß, wurde Herr Bovary dringend gebeten, unverzüglich nach dem Pachtgut Les Bertaux zu kommen, ein gebrochenes Bein zu behandeln. Nun braucht man von Tostes über Longueville und Sankt Victor bis Bertaux zu Fuß sechs gute Stunden. Die Nacht war stockfinster. Frau Bovary sprach die Befürchtung aus, es könne ihrem Manne etwas zustoßen.
Wenn im vergangenen Jahre die Rapsernte nicht so unverschämt gut ausgefallen wäre, hätte er seinen lumpigen Pacht nicht mal blechen können!« Die Freude war Karl verdorben. Er stellte seine Ritte nach Bertaux ein. Seine Frau hatte ihn nach einer Flut von Tränen und Küssen und unter tausend Zärtlichkeiten auf ihr Meßbuch schwören lassen, nicht mehr hinzugehen. Er gehorchte.
Zerstreuen Sie sich ein bißchen bei uns. Schießen Sie ein paar Karnickel auf meinem Revier!« Karl befolgte seinen Rat. Er kam wieder nach Bertaux und fand da alles wie einst, das heißt wie vor fünf Monaten. Die Birnbäume hatten schon Blüten, und der treffliche Vater Rouault war wieder mordsgesund und von früh bis abend auf den Beinen. Und im ganzen Gut war mächtiger Betrieb.
Hofhunde fuhren aus ihren Hütten, schlugen an und rasselten an den Ketten. Als der Arzt in den eigentlichen Gutshof einritt, scheute der Gaul und machte einen großen Satz zur Seite. Das Pachtgut Bertaux war ein ansehnliches Besitztum. Durch die offenstehenden Türen konnte man in die Ställe blicken, wo kräftige Ackergäule gemächlich aus blanken Raufen ihr Heu kauten.
Die übermütigen Tiere stiegen, bockten und schlugen aus, während die Herren und Kutscher fluchten und lachten. Die ganze Nacht hindurch gab es auf den mondbeglänzten Landstraßen in Karriere über Stock und Stein heimrasende Fuhrwerke. Die nachtüber in Bertaux bleibenden Gäste zechten am Küchentische bis zum frühen Morgen weiter, während die Kinder unter den Bänken schliefen.
Infolgedessen ward beschlossen, daß der Stallknecht vorausreiten, Karl aber erst drei Stunden später, nach Mondaufgang, folgen solle. Man würde ihm einen Jungen entgegenschicken, der ihm den Weg zum Gute zeige und ihm den Hof aufschlösse. Früh gegen vier Uhr machte sich Karl, fest in feinen Mantel gehüllt, auf den Weg nach Bertaux.
Und mit einem Male sah er sie wieder in Tostes auf der Gartenbank unter dem blühenden Weißdornbusch ... dann in Rouen auf dem Gange durch die Straße ... und dann auf der Schwelle ihres Vaterhauses, im Gutshofe, in Bertaux ... Es war ihm, als höre er das Jodeln der lustigen Burschen, die unter den Apfelbäumen tanzten bei seiner Hochzeitsfeier. Wie hatte das Brautgemach nach ihrem Haar geduftet!
Darauf versuchte sie es mit anzüglichen Bemerkungen, die er aus Angst vor einer häuslichen Szene über sich ergehen ließ. Schließlich aber ging sie im Sturm vor. Karl wußte nicht, was er sagen sollte. Weshalb renne er denn ewig nach Bertaux, wo doch der Alte längst geheilt sei, wenn die Rasselbande auch noch nicht berappt habe?
Er bestand darauf, noch am selben Tage nach Bertaux zurückzureiten. In diesem Hause könne er nicht schlafen. Auch seine Enkelin wollte er nicht sehen. »Nein! Nein! Das würde mich zu traurig machen! Aber küsse sie mir ordentlich! Lebe wohl! Du bist ein braver Junge! Und das hier,« er schlug auf sein Bein, »das werde ich dir nie vergessen. Hab keine Bange!
Er verspürte Durst, stand auf, trank ein Glas Wasser und machte das Fenster auf. Der Himmel stand voller Sterne. Der laue Nachtwind strich in das Zimmer. Fern bellten Hunde. Er wandte den Blick in die Rötung nach Bertaux. Endlich kam er auf den Gedanken, daß es den Hals nicht kosten könne, und so nahm er sich vor, bei der ersten besten Gelegenheit um Emmas Hand zu bitten.
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