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Orla war inzwischen hinausgegangen und hatte dafür gesorgt, daß Althoff Kaffee bekäme. Sie brachte ihm jetzt selbst eine Tasse herein und setzte sie vor ihn hin. „Bitte, trinken Sie, Herr Doktor, ich habe den Kaffee recht stark gemacht, er wird Sie erfrischen.“ Er dankte ihr herzlich und trank. Dann zog er seine Uhr heraus. „Schon bald acht Uhr, da ist es Zeit, daß ich gehe.“ Er erhob sich.

Na, was habt ihr beide denn wieder zu tuscheln?“ fragte Althoff, der jetzt zu ihnen trat. „Kommt, Kinder, alle machen einen schönen Knix, jetzt ist die Reihe an uns. Ilse, Sie sehen ja so elegisch aus, was ist Ihnen denn? Hat Florchen Ihnen etwa ihre Gedichte zu lesen gegeben und sind Sie davon so gerührt geworden?“

Flora Hopfstange besang den Gegenstand ihrer Verehrung in den überschwenglichsten Gedichten, auch war er der Held ihrer sämtlichen Novellen und Romane. Wie zufällig verlor sie zuweilen eines ihrer schwärmerischen Gedichte, natürlich nur in der Litteraturstunde, indessen vergeblich. Doktor Althoff hatte noch niemals eine ihrer kostbaren Dichterblüten gefunden.

Ich werde mich furchtbar eilenAber zwischen Thür und Angel wandte sie sich noch einmal, um zu fragen, warum Doktor Althoff sich wohl gerade in Nellie verliebt haben möge. Die Antwort auf diese sonderbare Frage wartete sie indes nicht ab, sondern sprang die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. »Nellie BrautIhre Gedanken konnten sich nicht davon trennen.

Die Herren sprangen auf und holten sich die Damen zum Tanze. Eben wirbelten Althoff und Ilse an Nellie vorbei, ihnen folgten Andres mit Orla, und als sich die beiden Mädchen endlich mit heißen Wangen niederließen, tanzte Nellie mit ihrem Mann und der junge Arzt forderte Rosi zum Tanze auf.

Als sie einen Bahnbeamten nach einem Gepäckträger fragte, wies sie der vielbeschäftigte Mann nach dem Ausgang der Halle, und sie drängte sich glücklich bis dahin durch. Sie sah sich suchend um und war froh, als sie ganz in der Nähe noch einen Mann mit blauem Kittel und einer Gepäckträgermütze entdeckte. Sie trat auf ihn zu und fragte, ob er die Wohnung von Dr. Althoff wüßte.

Sie fand es geradezu großartig, daß Doktor Althoff ihr eine II in der Litteratur geben konnte. »Mir dasrief sie aus, sobald er sich entfernt hatte, »mir das! die ich selbst schon so lange litterarisch thätig bin! Aber Sie werden sich wundern, Herr Doktor, Sie werden sich wundernDiese geheimnisvolle Anspielung bezog sich auf ihr jüngstes Werk.

Sofort nahm er sich vor, ihr dahin nachzugehen, und als nach einer Weile Althoff nach der Uhr sah und zum Aufbruch mahnte, ergriff er schnell die Gelegenheit und erbot sich, das Anspannen besorgen zu lassen. Beim Hinausgehen lehnte er wie zufällig die offene Türe, die zum Saal führte, an.

Ilse zeigte wenig Lust für diese Besuche, ließ sich endlich aber doch dazu bewegen. Seit dem Abend ihrer Ankunft war sie nur einige Male in der Dämmerung mit Althoffs spazieren gegangen, heute sah sie die kleine Stadt zum ersten Male im hellen Tageslicht. Mancher neugierige Blick folgte den beiden. Frau Doktor Althoff hatte Besuch, und davon wußte man nichts? Das war doch unerhört!

Es ist nicht möglich,“ sagte sie laut; dann nahm sie das Blatt, hielt es dicht unter die Flurlampe und las es noch einmal. Nein, sie hatte sich nicht geirrt, da stand es deutlich und klar: „Ilse ist hier wohlbehalten und gesund eingetroffen, Brief folgt. Doktor Althoff.“ Sie faltete das Blatt zusammen und ging zurück ins Zimmer. Um Gottes willen, was hatte Ilse getan!