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Aktualisiert: 21. Mai 2025
„Heute müssen wir einige Visiten machen,“ sagte Nellie eines Tages zu Ilse. „Die Leute betrachten dir schon wie eine verwunschene Prinzessin, weil ich dich nirgends zeige. Und Florchen, wie wird sie grimmig sein, wenn sie hört, daß du bist schon lange bei mich und hast ihr noch nicht ins ‚eigene Heim‘ besucht. Das ist nämlich ihr Lieblingsausdruck.“
Heute abend jedoch fiel Florchen gänzlich aus dieser Rolle, sie vergaß die Abwesenheit ihres Gatten sehr bald und stimmte in die Ausgelassenheit der andern mit ein. Mitten auf dem Tisch prangte die dampfende Terrine, und Doktor Althoff forderte Flora scherzend auf, in ihrem weißen Gewande heut abend die Hebe zu spielen.
»Ich finde nichts Komisches darin, Flora,« sagte sie lustig, »wenn Nellie nicht gern beschmutzte Finger sehen lassen will; aber daß du ihr deine eignen Gedanken zutraust, das finde ich komisch! – Ja, ja, Florchen, du bist erkannt!« Flora errötete, aber sie war klug und antwortete nur mit einem wegwerfenden Achselzucken. – Alle Vorbereitungen waren zu Ende.
„Wie kam nur der nette Mann dazu, sich in Flora zu verlieben, Nellie?“ fragte Ilse. „Ich begreife das nicht.“ „O,“ meinte diese, „Florchen wird sein Herz mit ihre schöne Liebesgedichte gefangen haben. Wir müssen ihr gelegentlich über ihre Verlobung ausforschen. Mich tut der arme Mann leid und die kleine Baby; Flora macht ihnen kein Glück, weil sie nichts wie dummes Zeug im Kopf hat.“ –
„Na, was habt ihr beide denn wieder zu tuscheln?“ fragte Althoff, der jetzt zu ihnen trat. „Kommt, Kinder, alle machen einen schönen Knix, jetzt ist die Reihe an uns. Ilse, Sie sehen ja so elegisch aus, was ist Ihnen denn? Hat Florchen Ihnen etwa ihre Gedichte zu lesen gegeben und sind Sie davon so gerührt geworden?“
„Da haben wir unsere Teil,“ sagte sie mit der liebenswürdigsten Miene, ohne durch Floras Abfertigung im mindesten aus der Fassung gebracht zu sein. „Florchen, ich werde mich bessern, damit ich mit dich fliegen kann in deine hohe schöne Land.“ Diese spöttischen Worte erregten Floras Zorn noch mehr.
„Hier schafft unser große Dichterin, Ilschen. An was für ein herrliches Mordgeschicht’ mag sie wieder dichten,“ fuhr sie in demselben feierlichen Tone fort. Ilse hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzulachen, denn Nellie war zu komisch. „Eben hat Florchen dieses Platz verlassen, wir haben ihr gewiß aus ihre schönste Gedanken gescheucht,“ fing Nellie wieder an.
Flora erschien auf der Schwelle, während man Lüders vor einem alten Klavier sitzen sah. „O, das ist schön!“ rief Nellie vergnügt über diesen Einfall. „Florchen, du bist eine Engel mit deine Überraschungen heute. O, das herrliche Walzer!“ Sie wippte mit dem Fuße den Takt und summte halblaut die Melodie dazu. Mit den Klängen der ‚schönen blauen Donau‘ war wieder Leben in den kleinen Kreis gekommen.
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