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»Es fehlt uns immer noch an packenden Schriften, die wir verbreiten könntenmeinte eine der Frauen. »Ist denn Genossin Orbins Broschüre noch nicht erschienenfragte ich und begegnete erstaunten Gesichtern. »Genossin Orbins Broschüre?!« wiederholte Ida Wiemer. »Von der wissen wir nichts

»Selbst wenn Sie das wünschen, müßte ich nein sagenantwortete ich rasch; »ich bin außer stande, theoretische Fragen zu beurteilen, die einen Mann wie Bernstein jahrelang beschäftigt haben, ehe er eine Antwort fandRings um mich sah ich spöttisches Lächeln in den Mienen, Ida Wiemer senkte errötend den Kopf, als schäme sie sich für mich.

Und plötzlich war mir, als drehe sich das Zimmer um mich , ohnmächtig brach ich zusammen. Als ich zu mir kam, übersah ich mit einem einzigen Blick die Situation: Ida Wiemer hielt mich umschlungen, auf ihren Zügen lag ein Schimmer aufrichtiger Teilnahme; aber steif und unbeweglich saßen alle anderen um den Tisch, die Augen auf mich gerichtet, voll Hohn und Spott, voll Kälte und Mißtrauen.

Gegen hundert verschiedene Berufe waren durch ihre Delegierten vertreten, fast lauter ernste, ältere Männer im Sonntagsrock, die Zigarre zwischen den Lippen, den Bierkrug vor sich; nur zwei Frauen unter ihnen: Martha Bartels und Ida Wiemer. Sie sahen uns kommen.

Die Genossinnen umringten mich: »Sie werden uns doch nicht im Stiche lassenflüsterte Frau Wiemer von der einen Seite, »wir haben ja nur für Berlin die Beteiligung abgelehntzischte mir Martha Bartels von der anderen ins Ohr. Und ein leises »Ja« kam zögernd von meinen Lippen.

Nur Frau Wiemer schüttelte mir kräftig die Hand und zögerte beim Hinausgehen. »Wir reden noch mal miteinander unter vier Augenflüsterte sie. Enttäuscht mutlos blieb ich zurück. Tiefes Verständnis, freudige Zustimmung, warme Kameradschaftlichkeit hatte ich erwartet ! Am nächsten Morgen kam ein Brief von Martha Bartels: »Seit gestern weiß ich nicht, ob Sie wirklich unsere Genossin sind.

Aber während Martha Bartels den leeren Stuhl neben sich hastig aus der Reihe schob und meinen Gruß frostig und fremd erwiderte, kam uns Ida Wiemer freundlich entgegen und zog uns an ihren Tisch. »Haben Sie die Bartels gesehenflüsterte sie mir zu. »Sie hat den Moralkoller, wie alle alten JungfernMühsam drängte sich Reinhard mit seinem steifen Bein durch die Reihen, um uns die Hand zu schütteln. »So kann ich Ihnen noch persönlich gratulierensagte er herzlich, »und uns dazu, weil Sie nun ganz Genossin sind

Auch ein paar Genossinnen entdeckte ich: Ida Wiemer und Marie Wengs. »Wir greifen ein, wenn's not tutsagten sie, »nur tapferBis um Mitternacht ließ mich der Vorsitzende nicht zu Worte kommen. Ich ging im Saal umher, von Tisch zu Tisch. »Das ist Recht und Freiheit im Dienervereinsagte ich.

Siedende Hitze stieg von ihr auf, daß der Atem mir sekundenlang stockte. »So warten sie schon seit zwei Stunden wie eine Mauersagte Ida Wiemer, die den Vorsitz führte.

Ida Wiemer stieß mich mit dem Ellbogen an und schob dann vertraulich ihren Arm in den meinen: »Sie wissen doch: Genossin Bartels verbreitet, daß Sie nur, um einen Mann zu finden, in die Partei kamenDas gab meinem Herzen einen Stich: Martha Bartels war fast die einzige, die die Motive meines Schritts hätte richtig beurteilen müssen.