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Aktualisiert: 23. Juni 2025
Es wurde eine Schlingpflanze in die Schale gestellt, so daß die grünen Ranken zwischen den Armen herabfielen. Am Abend, wenn die Kerzen brannten, machte dieser einfache Schmuck einen reizend malerischen Eindruck. Als alles fertig war, übersah die Vorsteherin noch einmal den Saal, und recht befriedigt verließ sie denselben. Die jungen Mädchen waren natürlich in großer Aufregung.
Ilse erhielt ihren Platz neben der Vorsteherin. An ihrer andern Seite saß eine junge Russin, Orla Sassuwitsch. Dieselbe war eine pikante, elegante Erscheinung mit kurzgeschnittenem, schwarzen Haar, sehr lebhaften, dunklen Augen und einem Stumpfnäschen. Sie zählte siebzehn Jahre, sah aber älter aus. Uebrigens sprach sie fließend deutsch.
Charlotte nahm indes die älteren Papiere wieder vor, die sich auf Ottilien bezogen, um sich in Erinnerung zu bringen, was die Vorsteherin, was der Gehülfe über das gute Kind geurteilt, um es mit ihrer Persönlichkeit selbst zu vergleichen.
Fräulein Güssow hatte das Gefühl, als sei es besser gewesen, wenn die Vorsteherin ihren berechtigten Tadel in einer andern Weise ausgesprochen hätte, – doch das war nun einmal geschehen und nicht zu ändern. »Du irrst,« entgegnete sie, »nicht Fräulein Raimar, sondern du selbst hast dich lächerlich gemacht.
Bald hielt sie eine mächtige Theetasse in der Hand und ließ sie zur Erde fallen, bald hielt ihr die Vorsteherin im grauen Kleide ein heimatliches Butterbrot dicht vor den Mund, wollte sie aber zubeißen, war es verschwunden. Um sechs Uhr am andern Morgen hieß es: Aufgestanden!
»Nun laß nur, mein Kind,« meinte das Fräulein, »heute wollen wir noch nicht an das Lernen denken, bei deiner Prüfung morgen werden wir ja sehen, welch kleine Gelehrte du bist. – Wir wollen jetzt hinunter in den Speisesaal gehen, die Glocke hat uns zu Tisch gerufen.« Als sie in denselben eintraten, fanden sie die Vorsteherin mit dem Oberamtmann bereits dort.
Sie regte daher den Gehülfen auf eine leise, doch wirksame Art klüglich an, daß er sich zu einer kleinen Exkursion auf das Schloß einrichten und seinen Planen und Wünschen, von denen er der Dame kein Geheimnis gemacht, sich ungesäumt nähern solle. Mit vollkommener Beistimmung der Vorsteherin trat er daher seine Reise an und hegte in seinem Gemüte die besten Hoffnungen.
»Geh zu Bett, Ilse,« sprach Fräulein Raimar sanft zu ihr, »du darfst nicht länger hier verweilen.« Der Arzt stimmte energisch bei, und so schmerzlich bittend das junge Mädchen auch die Vorsteherin ansah, dieselbe beharrte bei ihrem Willen. »Du bist ein gutes Kind,« sagte sie weich und ihre Stimme klang wie verhaltene Thränen, »aber ich darf deinen Wunsch nicht erfüllen.
»Ich glaube, Ilse wird uns viel Not machen,« äußerte die Vorsteherin besorgt. »Sie ist widerspenstig und trotzig, auch kann sie nicht den geringsten Tadel vertragen.« »Aber sie hat ein gutes Herz,« fiel Fräulein Güssow lebhaft ein. »Ich habe noch keine Beweise dafür, aber ich lese es in ihrem schönen, offnen Auge. Ich bin überzeugt, daß ich mich nicht täusche.
Nach seiner Berechnung konnte sie schon am Abend des nächsten Tages eintreffen. Bevor er das Haus verließ, kehrte er noch einmal in den Saal zurück, um die Vorsteherin mit dem Ausspruch des Arztes bekannt zu machen.
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