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Aktualisiert: 16. Mai 2025
Tankred durchdrang mit Luchsaugen die Dämmerung, um den Eindruck seiner Worte auf Theonies Antlitz zu lesen. So viel hing von diesem Augenblick ab! Zu seiner Überraschung nahm Theonie seine Rede sehr ruhig, aber zu seiner höchsten Enttäuschung auch sein Ansuchen äußerst kühl auf.
Theonie besorgte mit der gewohnten, ernsten Ruhe den Thee, rückte ihrem Vetter die Speisen näher und suchte seinen starken Redefluß zu dämpfen, indem sie erklärte, sie fühle sich sehr angegriffen. „Trink einmal ein Glas Wein! Das giebt Kraft und andere Gedanken. Du genießest ja auch nichts Ordentliches,“ entgegnete Tankred und schenkte trotz Theonies Weigerung deren Glas voll.
Dieser Gedanke belebte vorübergehend wieder die Seele des Mannes, er setzte dem Gaul die Sporen in die Seiten und flog dahin. Ein offener Wagen kam ihm entgegen. Ein einzelner Mann, in einen Pelz gehüllt, saß darin; es war Herr von Streckwitz. Diese Begegnung gab Tankred den Gedanken ein, die Vermittlung des Bräutigams Theonies anzurufen. Ja, damit wollte er beginnen.
Mit tiefem Kummer aber erfüllte die Freunde das Aussehen und Wesen Theonies. Ihr Inneres, man sah es, war schwer krank, in ihren Mienen lag ein so herzzerreißender Ausdruck von Verzicht auf Glück und Lebensfreude, daß Carin, die mit ganzer Seele an Theonie hing, sich über die bei der letzten Begegnung empfangenen Eindrücke gar nicht zu beruhigen vermochte.
Auch Justizrat Brix hatte sich eingefunden und erteilte den Anwesenden Bericht über die Schritte, die er auf Grund der von Frege gemachten Aussagen zur Ergreifung Tankred von Breckens bei der Staatsanwaltschaft unternommen hatte. Die Ermordung Theonies hielt das ganze Land in Aufregung.
Sie zeigte rasch auf zwei Zeisige, die in einem Bauer hin- und herflatterten, und suchte so dem Gespräch eine andere Wendung zu geben. Aber Streckwitz war heute gekommen, um sich über Theonies Gefühle für ihn Klarheit zu verschaffen.
Nach erfolgter Begrüßung schloß er sich ihm an, und zehn Minuten später saßen beide bereits in Theonies Wohnzimmer, und Brix berichtete, was er auf Holzwerder erlebt hatte. Während er dann auf die traurigen Verhältnisse der alten Tressens zu sprechen kam, erschien Carin, und Hederich nahm die Gelegenheit wahr, mit ihr in den Garten hinauszutreten.
Tankred wollte eine hämische Bemerkung über Theonies ewig moralisierendes Wesen machen, ja, es brannte ihm auf der Zunge, zu sagen: Ihr Breckens seid ein kleinliches, filziges, philisterhaftes Geschlecht! Aber er glaubte schon ihre Erwiderung zu hören: Lieber dafür gescholten werden, als aus den Taschen anderer leben. Er sagte deshalb einlenkend und das Wort Darbende im humoristischen Sinne aufgreifend: „Na, streiten wir uns nicht, Theonie, während der wenigen Tage, die wir noch beisammen sind. Und da Du von Darbenden sprichst, ich bin einer. Schon seit acht Tagen habe ich keinen Pfennig mehr in der Tasche und mußte sogar schon den alten Klaus anpumpen
Im Herrenhaus befanden sich zur Linken im Parterre die gemeinsamen Wohngemächer, die sich bis in den Flügel ausdehnten; zur Rechten lagen die Räume, in denen jetzt Tankred sich breit machte, und oben Fremdengelasse und Theonies Zimmer. Im andern Flügel waren die Küche und die Gesindezimmer.
Er gehörte zu den Menschen, die weniger selbst sehen, als sich aufmerksam machen lassen, aber, einmal rege gemacht, aus Neugierde mehr beobachten als andere. Da Carin, vielleicht aus Diskretion, die Möglichkeit eines tieferen Interesses Theonies für Streckwitz nicht wieder berührt hatte, war auch Hederich nichts aufgefallen.
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