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Sperata war unsre Schwester, und zwar sowohl von Vater als Mutter; Neigung und Sinnlichkeit hatten den Mann in spaeteren Jahren nochmals ueberwaeltigt, in welchen das Recht der Ehegatten schon verloschen zu sein scheint; ueber einen aehnlichen Fall hatte man sich kurz vorher in der Gegend lustig gemacht, und mein Vater, um sich nicht gleichfalls dem Laecherlichen auszusetzen, beschloss, diese spaete, gesetzmaessige Frucht der Liebe mit ebender Sorgfalt zu verheimlichen, als man sonst die fruehern zufaelligen Fruechte der Neigung zu verbergen pflegt.

Auf bequemen Muessiggang so gut als ueberstrengte Arbeit, auf Willkuer und ueberfluss wie auf Not und Mangel sieht sie mit traurigen Augen nieder, zur Maessigkeit ruft sie, wahr sind alle ihre Verhaeltnisse und ruhig alle ihre Wirkungen. Wer gelitten hat wie ich, hat das Recht, frei zu sein. Sperata ist mein; nur der Tod soll mir sie nehmen.

Durch das unvorsichtige Geschwaetz ihrer Gesellschafterinnen erfuhr Sperata bald den Tod ihres Kindes; sie schien ruhig und heiter und gab nicht undeutlich zu verstehen, sie freue sich, dass Gott das arme Geschoepf zu sich genommen und so bewahrt habe, ein groesseres Unglueck zu erdulden oder zu stiften.

Die Absicht war: alles oeffentliche aergernis zu vermeiden und den traurigen Fall mit dem Schleier einer geheimen Kirchenzucht zu verdecken. Sperata sollte geschont werden, sie sollte nicht erfahren, dass ihr Geliebter zugleich ihr Bruder sei. Sie ward einem Geistlichen anempfohlen, dem sie vorher schon ihren Zustand vertraut hatte. Man wusste ihre Schwangerschaft und Niederkunft zu verbergen.

Die Verhaeltnisse der Natur und der Religion, der sittlichen Rechte und der buergerlichen Gesetze wurden von meinem Bruder aufs heftigste durchgefochten. Nichts schien ihm heilig als das Verhaeltnis zu Sperata, nichts schien ihm wuerdig als der Name Vater und Gattin. "Diese allein", rief er aus, "sind der Natur gemaess, alles andere sind Grillen und Meinungen.

Wir entsetzten uns ueber die Entdeckung, uns jammerte sein Zustand, wir wussten uns nicht zu helfen, er versicherte uns mit Heftigkeit, dass Sperata ein Kind von ihm im Busen trage. Unser Beichtvater tat alles, was ihm seine Pflicht eingab, aber dadurch ward das uebel nur schlimmer.

Er sah uns mit wilden, verachtenden Blicken an. "Spart eure unwahrscheinlichen Maerchen", rief er aus, "fuer Kinder und leichtglaeubige Toren; mir werdet ihr Speraten nicht vom Herzen reissen, sie ist mein. Verleugnet sogleich euer schreckliches Gespenst, das mich nur vergebens aengstigen wuerde. Sperata ist nicht meine Schwester, sie ist mein Weib!"

Dieser glaubte den frommen Betrug einer saeugenden Mutter schuldig zu sein, er brachte ihr Nachrichten von unserm Bruder, den er niemals sah, ermahnte sie in seinem Namen zur Ruhe, bat sie, fuer sich und das Kind zu sorgen und wegen der Zukunft Gott zu vertrauen. VIII. Buch, 9. Kapitel 2 Sperata war von Natur zur Religiositaet geneigt.

Eines Morgens fanden wir sein Zimmer leer, ein Blatt lag auf dem Tische, worin er uns erklaerte, dass er, da wir ihn mit Gewalt gefangenhielten, berechtigt sei, seine Freiheit zu suchen, er entfliehe, er gehe zu Sperata, er hoffe, mit ihr zu entkommen, er sei auf alles gefasst, wenn man sie trennen wolle. Wir erschraken nicht wenig, allein der Beichtvater bat uns, ruhig zu sein.

Allein je sichrer sie ihm voellige Zufriedenheit und Heilung auf dem reinen Wege der Natur versprach, desto lebhafter verlangte er von uns, dass wir ihn von seinen Geluebden befreien sollten; er gab zu verstehen, dass seine Absicht auf Sperata, unsere Nachbarin, gerichtet sei.