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Die Frau selbst sah auch in ihrem einfachen Gewand so adrett und reinlich aus, als wäre noch nie etwas Unsauberes an sie herangekommen. Es war Frau Vizenze, die Mutter des jungen Sennen, des fröhlichen Franz Anton mit den kräftigen Armen. Der machte den Sommer über in der oberen Sennhütte seine Käse, und erst im Spätherbst zog er wieder zur Mutter herunter, um den Winter bei ihr zu verbringen.

Denn sie wußten wohl, wie gut der Franz Anton war, und was es in der Sennhütte für gute Dinge gab. Da half aber alles Schreien und Bitten nichts. Die Sennin sagte ganz ruhig, sie bleibe beim This, und sie kenne ihn schon, er habe mehr Herz und Verstand als mancher, der ihn den dummen This nenne.

Mein Onkel war ein guter Reisekamerad, dessen Lebensfreudigkeit seine grauen Haare vergessen ließ, dabei voll rührender Sorgfalt für mich. Einmal saßen wir im Sonnenschein vor der Sennhütte zur schwarzen Tenne.

Denn dann butterte er in der unteren Sennhütte, die ganz nahe lag. Da über den reißenden Schwemmebach kein Steg führte, waren die zwei Häuschen ganz getrennt. Und Frau Vizenze kannte Leute, die viel weiter weg wohnten, besser, als diese Nachbarn über dem Bach, zu denen sie nur etwa einmal am Tag stumm hinüberschaute.

Wohl sechsfach zusammengelegt lag naß und schwer das große Handtuch aus der Sennhütte auf seinem Kopf. Er legte es weg, und als nun der frische Morgenwind über die Stirn blies, fühlte er sich so wohlig und erleichtert, daß er sich schnell aufsetzte und um sich schaute. Da sah er auf einmal in zwei große, ernsthafte Augen hinein, die unverwandt auf ihn gerichtet waren.

Dann verließ die Sennin die Leute, die ihr alle ganz stumm und verblüfft nachschauten, und jedes der Kinder dachte bei sich: Wenn ich doch nur der This wäre, der wird's gut haben, wie ein König wird er da oben in seiner Sennhütte leben. Wo aber von dem Tag an der This sich sehen ließ, liefen ihm die Buben alle nach, und jeder wollte sein bester Freund sein.

Es war aber noch jemand da oben, der hatte schon lange auf den Franz Anton gewartet, das war der This. Schon seit ein paar Stunden hatte er an seinem verborgenen Plätzchen gesessen. Er kannte jeden Schritt, den der Senn tat. Er wußte, wie eine Beschäftigung auf die andere folgte, so daß er sich nicht genug wundern konnte, wie lange heute der Franz Anton seine Milch stehen ließ. Sonst goß er sie immer gleich in die verschiedenen Gefäße. Die eine kam zum Buttern in die großen, runden Becken, wo sie stehenblieb, bis aller Rahm schön dick obenauf lag. Die andere wurde in den Käsekessel gegossen, das hatte der This durch die offene Hüttentür alles genau beobachten können. Der Senn kam immer noch nicht. Der Junge fühlte, daß irgend etwas geschehen sein mußte. Er kam jetzt leise aus seinem Versteck heraus und ging zur Sennhütte. Da war es still und leer unten im Hüttenraum und oben auf dem Heuboden. Kein Feuer prasselte unter dem Kessel, kein Laut war zu hören, alles wie ausgestorben.

Das machte dem This das Herz so froh, daß er fast das Leid vergaß, das ihm eben geschehen war. Von Zeit zu Zeit mußte er nach der Sennhütte hinüberschauen, denn das Lärmen und Jauchzen, wenn immer einer dem anderen sein Stück Käsfisch wieder abgejagt hatte, nahm kein Ende.

Ihr braver Franz Anton war ihr ganzer Stolz und ihre Freude. Sollte er wirklich erkrankt sein? Konnte die Krankheit gefährlich sein? Ihre Angst wurde immer größer, je näher sie der Sennhütte kamen, Jetzt waren sie oben nur noch einige Schritte der bekümmerten Mutter zitterten die Knie, sie konnte fast nicht mehr weiter. Jetzt trat sie ein. Es war niemand da.

Nun hatte der Senn ihm selbst befohlen wiederzukommen, und er brauchte sich nicht mehr zu verbergen, sondern durfte gleich in die Sennhütte eintreten. Außerdem hatte der Franz Anton ihm noch gesagt, er wolle gut Freund mit ihm bleiben. Bei jedem dieser Gedanken sprang der This wieder hoch in die Luft und kam bald bei der Mutter an.