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Aktualisiert: 29. Juli 2025
Aber der Sannjasin blieb in jener Nacht noch stundenlang auf meinen Stufen sitzen. Endlich, als der Mond seinen Weg von Osten nach Westen zurückgelegt hatte und der Schatten des Sannjasin von hinten nach vorn gerückt war, stand er auf und ging in den Tempel. Seitdem sah ich Kusum täglich zu ihm kommen und ihm ihre Ehrfurcht bezeugen.
Während sie unter Tränen ihre Geschichte erzählte, fühlte ich, wie der Sannjasin den rechten Fuß fest auf meine Steinstufe preßte. Als sie geendet hatte, sagte er: »Du mußt mir sagen, wen du im Traum sahst.« Mit gefalteten Händen flehte sie: »Ich kann nicht.« Er beharrte: »Du mußt mir sagen, wer es war.«
Die Frauen ließen ihre Krüge stehen und drängten sich in den Tempel, um dem heiligen Mann ihre Ehrfurcht zu erweisen. Die Menge wuchs mit jedem Tage. Der Ruhm des Sannjasin verbreitete sich schnell unter den Frauen. Einmal trug er ihnen aus dem Bhâgavata-Purâna vor, ein andermal erklärte er ihnen die Gîtâ oder predigte im Tempel über ein heiliges Buch.
Zehn Jahre glitten dahin, und niemand schien bemerkt zu haben, daß Kusum zum Weibe herangereift war. Vor langen Jahren, an einem Septembermorgen wie heute, kam ein großer, schlanker, junger Sannjasin von heller Hautfarbe des Weges daher und nahm Herberge in dem Schivatempel mir gegenüber. Das Gerücht von seiner Ankunft verbreitete sich im Dorfe.
Sie rang die Hände. »Muß ich es dir sagen?« fragte sie. »Ja,« erwiderte er. »Du bist es, Herr!« stieß sie hervor. Dann brach sie schluchzend zusammen und barg ihr Antlitz an meinem steinernen Busen. Als sie wieder zu sich kam und sich aufrichtete, sagte der Sannjasin langsam: »Ich verlasse diesen Ort noch heute abend, damit du mich nicht wiedersiehst.
In der Nähe erhob sich das laute Geheul der Schakale und verstummte dann wieder. Langsam trat der Sannjasin aus dem Tempel. Als er die Badetreppe herabsteigen wollte, sah er eine Frau allein dort sitzen und war schon im Begriff umzukehren, als Kusum plötzlich den Kopf hob und sich umsah. Ihr Schleier glitt herab, und das Mondlicht fiel voll auf ihr Gesicht, als sie ihn anblickte.
Sie schwieg. »Sage mir deine Gedanken ganz offen.« Mit halbabgewandtem Gesicht erwiderte sie: »Ich bin ein sündiges Weib, Herr, und so diene ich den Göttern nur schlecht.« Der Sannjasin sagte: »Kusum, ich weiß, dich quält etwas.« Sie zuckte leicht zusammen. Dann verhüllte sie ihr Gesicht in ihrem Sari und setzte sich weinend auf die Stufe zu Füßen des Sannjasin. Er trat etwas zurück.
Einige suchten Rat bei ihm, einige Zaubermittel und einige Arznei. So vergingen Monate. Im April, zur Zeit der Sonnenfinsternis, kamen ungeheure Scharen hierher, um im Ganges zu baden. Unter den Akazienbäumen wurde ein Jahrmarkt abgehalten. Viele von den Pilgern suchten den Sannjasin auf, und unter ihnen waren einige Frauen aus dem Dorfe, wo Kusum verheiratet gewesen war. Es war an einem Morgen.
Seit einiger Zeit war sie weder zum Fluß noch zum Tempel oder zum Sannjasin gekommen. Was dazwischen geschah, weiß ich nicht, aber nach einiger Zeit trafen die beiden sich eines Abends auf meinen Stufen. Mit gesenktem Blick fragte Kusum: »Herr, hast du mich rufen lassen?« »Ja, warum sehe ich dich nicht mehr? Warum hast du in letzter Zeit angefangen, den Dienst der Götter zu vernachlässigen?«
Bedenke, daß ich ein Sannjasin bin, der nicht dieser Welt gehört. Du mußt mich vergessen.« Kusum erwiderte mit leiser Stimme: »Wie du befiehlst, Herr.« »Leb denn wohl«, sagte der Sannjasin. Kusum neigte sich stumm vor ihm und berührte ehrfurchtsvoll seine Füße. Dann ging er. Der Mond stieg herab; die Nacht wurde dunkel. Ich hörte ein Platschen im Wasser.
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