Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !

Aktualisiert: 2. Juni 2025


Nachdem man noch eine Viertelstunde über das Glück der Ehe im allgemeinen und die Vorteile einer Verbindung Wittfoth und Pohlenz im besondern mehr oder weniger sentimentale Betrachtungen angestellt hatte, mußte Frau Caroline doch bitten, sie nicht schon heute zu diesem inhaltsschweren Schritt zu drängen.

"Hermann ist auch noch viel zu jung zum Heiraten", fuhr sie fort. "Ein Lehrer mit seinem kargen Anfangsgehalt sollte noch nicht daran denken." "Das sage ich auch", eiferte Mimi. "Was kostet das nicht alles! Pohlenz sagt auch, mit dreitausend Mark möchte er nicht heiraten." "Das kommt nun auf die Ansprüche an", meinte Therese. "Natürlich.

Eifersüchtig sah er, wie Herr Pohlenz seine ganze Aufmerksamkeit Fräulein Kruse zuwandte, und wie Mimi sich geschmeichelt fühlte. Allerdings war sie dann später zartfühlend genug, Herrn Pohlenzens taktlose Aufforderung zur Mittagstafel mit einem Hinweis auf Hermanns ältere Rechte abzulehnen. Aber jener wandte sich an Therese und wählte seinen Platz so, daß er Mimi zur Linken hatte.

Schon der Unterschied der Bildung machte sie bedenklich. Freilich, sie selbst war auch kein Kirchenlicht, aber Mimi hatte ja nicht mal fürs Lesen Interesse, und die Bücher waren nun doch einmal Hermanns Rüst- und Handwerkszeug. So war Therese denn im Grunde nur erfreut gewesen, daß Mimi durch ihre Verlobung mit Pohlenz das Verhältnis zu Hermann endgiltig abgeschlossen hatte.

Acht Wochen Bedenkzeit möge er ihr gestatten, dann wolle sie sich endgiltig entscheiden, und, wie gesagt, sie wisse die Ehre zu schätzen. Herr Pohlenz wollte durchaus nicht drängen.

Sie fanden genügenden Schutz hinter der Kajütenwand, und auch eine warme Decke trieb man auf, in die sich die empfindlichere Therese einhüllen konnte. Hatte man einmal A gesagt, sollte man nun auch B sagen. Herr Pohlenz wehrte sich auch nach der Ankunft in Hamburg noch lebhaft gegen eine Trennung. "Sie sind meine Gäste, Sie müssen bleiben," rief er. "Jetzt wird's erst fidel."

"Wenn ich ihn nur nicht haben sollte", meinte sie. "Na, na!" neckte Therese. "Den? nicht vergoldet", beteuerte Mimi. Therese zweifelte im Ernst nicht an Mimis Abneigung gegen Pohlenz, wußte sie nun doch zur Genüge, daß zwischen Hermann und Mimi ein ernsteres Verhältnis bestand, als sie sich bisher eingestehen wollte.

Frau Caroline bestellte noch, es fiel ihr gerade ein, "an alles muß man selbst denken", ein Gros Perlmutterknöpfe, kleinste Nummer. Dann trennte man sich, nachdem Herr Pohlenz noch einige andere Muster ohne Erfolg angestellt hatte, mit verbindlichem Händedruck.

Die Herren lüfteten die Hüte und gaben mit übertriebener, geckenhafter Höflichkeit den Weg frei. "Ah, Fräulein Kruse," rief plötzlich der Herr in Weiß überrascht und mit schlecht verhehlter Verlegenheit. "Fräulein Saß, Sie auch?" wandte er sich an Therese. "Herr Pohlenz! Gott, nein, wie komisch," lachte Mimi. Hermann erkannte unter den andern jungen Leuten einen Bierfreund.

Was wird er nun thun? Pohlenzens Bemühungen um sie fanden einen fruchtbaren Boden. Schnell schoß das neue Verhältnis unter dem befruchtenden Segen der vierzigtausend Mark in die Halme, das bescheidene Grün der alten Beziehungen zu Hermann überwuchernd und erstickend. Mimi hatte zum zweiten Renntag, dem Sonntag, eine Einladung von Pohlenz angenommen.

Wort des Tages

insolenz

Andere suchen