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Aktualisiert: 14. Mai 2025
Das Peterlein machte einen Sprung, als müsse er sich aus des Schneiders nasser Stube retten. Da fühlte er sich von seinem Vater ergriffen, in die Luft gewirbelt und wieder auf die Erde gesetzt. Peterlein schaute atemlos zu ihm auf: »O Vater, bist du stark! Fast wie ein Elefant! Und denke dir, so klug ist der und soo gerecht. Ich will dir mal was von einem Schneider erzählen. Willst du's hören?«
»Mein Peterchen,« flüsterte sie, und drückte die Lippen in sein Haar. Er schob sich enger an sie heran. Da ließ eine Elster in der Nähe ihr häßliches Krächzen hören, und Peterlein riß sich los. »Sieh, Mutter, dort sitzt er! O, wie schön schwarz und weiß ... Mutter, wie heißt der Vogel?« »Na, wie heißt er denn!« Frau Elisabeth sagte es ein wenig ungeduldig. Was brauchte Peter so laut zu schreien!
Frau Elisabeth war während dieser Gedanken einen Waldweg gegangen, der zu einer einsamen kleinen Höhe führte. Peterlein lief singend hintendrein. Er erreichte die Mutter erst, als sie sich auf eine der leerstehenden Ruhebänke niedergelassen hatte. Er lehnte sich an sie, und sie schlang den Arm um ihn und fühlte unter ihrer Hand das vom Springen erregte Herzchen pochen.
Grenzenloses Erstaunen malte sich in seinen Augen. »Du bist ja ein Feigling!« sagte er mit seiner hellen Knabenstimme. »Was bin ich!« schrie der andere. Er versetzte Peter einen Stoß, der ihn zu Boden schleuderte; dann hielt er es für geraten, sich hinter seinen Vater zurückzuziehen. Es wäre nicht nötig gewesen. Als Peterlein wieder aufrecht stand, ging er seines Wegs, ohne sich nur umzublicken.
»Aber gewiß!« rief Vater Niemeyer. Das freute ihn, das war ja wie ein Akkord aus der Zukunftsmusik, die er vorher gespielt. Und das Peterlein erzählte, mit Mund und Augen und allen Gliedern. Der Vater bedauerte und lachte, alles am rechten Ort. Die Mutter Peterchen schielte wieder und wieder zu ihr hinüber kniff die Lippen zusammen, so eng, daß nur noch ein schmaler roter Strich zu sehen war.
Er wollte den Jungen gern froh wissen, aber auf eine vernünftige Weise. Für derartige Dinge war er nun einfach zu groß. Peterlein machte auch zu den freundlichen Worten keine Bemerkung. Er hielt die Augen eigensinnig gesenkt und benützte die erste Gelegenheit, aus der Werkstatt zu entschwinden.
Sie ging an einem Abend, als sie Peter schlafend wußte, auf sein Zimmer und betrachtete lange das herbe, stolze Gesicht. Sechzehn Jahre alt war Peter, und in wenigen Wochen sollte er eingesegnet werden. Er war doch eigentlich noch ein halbes Kind, aber im Schein der Kerze erschien sein Gesicht merkwürdig alt und beinahe streng. Daran mochten die finstern Augenbrauen, die über der Nase zusammenliefen, Schuld tragen. Frau Elisabeth beugte sich tiefer. Zu beiden Seiten des Mundes die feinen Linien ... Das sollte doch nicht sein in einem so jungen Gesicht ... Und sie rühren nicht her vom vielen Lachen. Peter lacht selten ... Peterlein, Peterlein
Sie wußte selbst kaum warum, aber ihr war so traurig zumute, als sei ihr etwas Liebes gestorben. Vor einer Stunde hatte sie das Peterlein zur Schule gebracht. Er war einer der niedlichsten kleinen Schüler, das hatte sie mit Stolz festgestellt. Und er hatte den Lehrer artig gegrüßt und war nicht so blöde, mit dem Finger im Mund, dagesessen, wie Bäcker Brauns Jüngster.
Da lernte sie denn die ganze Geschichte kennen, und Peterlein verfiel in trotzige Anklagen gegen den »bösen« Vater, der ihm seine Steine genommen. Die Mutter schalt. »Was fällt dir ein, so von deinem Vater zu sprechen, du unartiger Bub! Die großen Leute wissen viel besser, was für die kleinen paßt, als diese selbst. Weißt du noch, gestern?
Dann fiel er mit einem Mal aus allen Himmeln. Der besiegte Nachbarjunge, der seinen Groll nicht verwinden konnte, drang plötzlich von hinten auf Peterlein ein und schlug ihn über den Kopf. »Na, hoffentlich haut er ihm eine Tüchtige runter!« dachte Vater Niemeyer ergrimmt. Aber Peterlein blieb stehen und schaute seinen Widersacher an.
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