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Aktualisiert: 21. November 2025
»Wie geschickt du bist, Nellie,« sagte Ilse, als diese der Puppe das schottische Kleid anprobierte, »das hast du doch geradezu klassisch gemacht. Ich hätte es wirklich nicht fertig gebracht.« »Aber hast du niemals ein Kleid für dein’ Puppen genäht – oder eine Hut – oder ein Mantel?« »Nein,« antwortete Ilse aufrichtig, »niemals! Ich habe an den toten Dingern mein Lebtag keine Freude gehabt.
„O, Kind –,“ sagte Nellie vorwurfsvoll; aber Ilse unterbrach sie. „Ja das will ich, das will ich bestimmt, denn er ist ja doch nur froh, wenn er mich los ist!“ rief sie laut und warf mit bitterem Lachen den Kopf zurück. Nellie sah die Freundin erschrocken an, und zurechtweisende Worte drängten sich auf ihre Lippen.
„O,“ rief Nellie, „du armes Rosi, wie bedaure ich dir, denn in der Kneip ist es zu schön. Oft gehe ich mit Fred und einige gute Freunde ins Wirtshaus, und dann trinken wir Bier zusammen. O, das ist fein! Und das Comment hat mir Fred auch gelehrt, ich kann es gut – paß auf!“ Sie sah Rosi mit schelmischer Herausforderung an, erhob ihr Glas und hielt es dem Pastor entgegen.
Nellie löste jetzt den Referendar ab, der sofort zu Ilse eilte, um sie zum nächsten Tanz aufzufordern. Sie schützte aber Müdigkeit vor, und wieder mußte er mit einem Korbe abziehen. Eine zornige Röte stieg ihm ins Gesicht und er biß sich wütend auf seine schmalen Lippen. „Nun ist’s genug,“ entschied Althoff, als eben ein neuer Tanz beginnen sollte. „Wir müssen an das Abendessen denken.
Nellie und Ilse hatten sich bei diesem poetischen Erguß schon einige Male verständnisinnig angeblickt; aber als Nellie die letzten Worte Floras mit einem urkomischen Gesicht begleitete, die Augen schwärmerisch aufgeschlagen und gen Himmel gerichtet, konnte Ilse ihre Heiterkeit nicht mehr verbergen und fing zu lachen an. Natürlich stimmte Nellie mit ein.
»Du verstehst nichts davon,« sagte sie und nahm es Nellie fort. »Es ist mein liebster und schönster Anzug! Ich mag die andern Kleider gar nicht leiden, sie sitzen so fest und sehen so geziert aus.« »O laß mir ihn probieren,« bat Nellie, »ich will ihn anziehen.« Dagegen hatte Ilse nichts einzuwenden.
»O wie schade!« rief Nellie, die vor Neugierde brannte, die geheimnisvollen Schätze zu sehen. »Nun müssen wir hinunter und erst nach die Schlafgehen können wir auspacken!« »Nach dem Schlafengehen?« fragte Ilse erstaunt. »Da liegen wir ja doch in unsren Betten.« »Schweig!« entgegnete Nellie und legte abermals den Finger auf den Mund. »Das ist meines Geheimnis.« – –
Ilse hatte gespannt auf jedes seiner Worte gelauscht, sie war von neuem enttäuscht, und doch löste es sich wie ein Alp von ihrer Brust. „Ilschen,“ wandte sich Nellie jetzt zu ihr, „die artige Rosi mit ihre Pfarrersmann wird uns heute besuchen.
Sie wurde doch etwas herabgestimmt bei dieser Entdeckung, die siegesstrahlende Melanie! Einen Augenblick schwieg sie und sah Nellie an. »Was thun wir, Nellie?« fragte sie dann, »wir können doch Herrn Breitner die Bitte nicht abschlagen!«
Seine Augen hatten nicht den von ihr vermuteten spottlustigen Ausdruck, und das freundliche Lächeln, mit welchem er sie anblickte, als wenn nichts vorgefallen wäre, verscheuchte bald jede Befangenheit, so daß sie nun in die Scherze des jungen Ehepaares mit einstimmte, und mit Nellie immer neue Erinnerungen über Flora auskramte.
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