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Aktualisiert: 11. Juni 2025
Sie hatten schon die Korridorthüre geöffnet, als Mely nachkam. »Ich will mitgehen,« sagte sie mit müder Stimme. »Es ist mir zu heiß im Zimmer.« Sie schritt mit Helene die Stufen hinab, und Falk, der seinen Mantel um die Schultern geworfen hatte, tappte mit der Kerze hinterdrein. Aber bald stand Mely still und drückte die Hand aufs Herz.
»Er stand auf dem Fenstersims und schrie fortwährend nach der Polizei. Seltsam, wie?« Sie lachte. Es klopfte und Helene kam. Sie machte große Augen und ein strenges Gesicht, als sie Falk gewahrte. Sie beachtete Mely nicht, sondern stellte eine gleichgültige Frage in die Wand hinein und ging wieder. Dann läutete es im Korridor und Mely fuhr zusammen wie bei einem Böllerschuß.
Mit ihren schwebenden, etwas gesucht graziösen Schritten ging sie auf die regungslos Dasitzende zu, faßte sie bei der Hand und sagte: »Was ist Ihnen denn, Mely? Sie sind so verstört, schon seit gestern. Sogar Mama hat es bemerkt und hat gesagt, ich möchte doch mal herein.« Mely Mirbeth schüttelte langsam den Kopf, wie jemand, der fest entschlossen ist, seinen Kummer allein zu tragen.
Mely hatte sich auf den Divan gelegt, mit dem Gesicht gegen die Wand. »Eine Stunde ist lang,« flüsterte sie in sich hinein und horchte auf das Ticken der Wanduhr. Der Wind sauste und Schneekörner knatterten gegen die Fenster. Die Nacht war schwer und kalt. Es war ganz ruhig im Zimmer. Ein Schloß im Schwarzwald, dachte Mely, wie fein! Aber wie kann das sein! Wie kann das jemals Wirklichkeit werden?
Er fühlte, wie Mely seinen Blick zu erhaschen suchte, wie sie ängstlich und vorwurfsvoll, ihn nicht aus den Augen ließ, aber um keinen Preis hätte er sie jetzt anschauen mögen. Seine Empfindungen waren verzerrt, sein Herz war wie zersprungen. Da bemerkte er, daß sie das Zimmer verlassen hatte.
»Was haben Sie denn heute Schönes erlebt, Mely?« fragte Helene, indem sie sich vor Frau Lottelott den Anschein zu geben versuchte, als stehe sie den Interessen dieser jungen Dame völlig fern. »Ja, Sie sind so übermütig; das ist man an Ihnen gar nicht gewohnt,« setzte Frau Bender hinzu, und ein Leuchten aufrichtiger Freude ging über ihre seltsam verschwommenen Züge.
Dann begegnete Mely Vidl Falk, der an seiner Thür stehen blieb, um sie vorbeizulassen. Er grüßte, doch beachtete sie ihn nicht, und er schaute ihr nach mit einem zweifelnden und verwunderten Blick. In ihrem Zimmer setzte sie sich ans Fenster und blieb unbeweglich sitzen. Sie sah hinaus in die dunkle Novembernacht, auf die regenglänzende Straße und auf die sturmgepeitschten Bäume des Gartens.
Vidl Falk hatte sich eine sehr elegante, bereits möblirte Wohnung in der Findlingstraße gemietet. In der vorletzten Nacht, die er noch in der Pension Bender zubrachte, hatte er einen Traum, über welchem er drei Mal erwachte, und der ihn hartnäckig stets wieder in den Schlaf verfolgte. Er träumte, daß er, reich wie er nun war, Mely geheiratet hätte.
Gegen Mittag wurde vor der Korridorthüre ein ungestümes Bellen laut. »Jetzt kommt Pitt!« rief Mely freudig und sprang hinaus, um dem Hund zu öffnen. Es war ein Foxterrier, der dem Oberst gehörte, aber fast nur Mely gehorchte. Die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten groß. Pitt wollte gar nicht aufhören, mit seinem Schwanzrestchen hin- und herzupendeln. – Drei Tage vergingen.
Draußen läutete es, und ich rief: »Man kommt, mich abzuholen.« Da stand Mely Mirbeth auf und verließ schnellen Schrittes das Zimmer. Noch immer vermutete ich nichts Ungewöhnliches. Ich sagte mir: nun, sie wird gleich wiederkommen. Die beiden jungen Leute und ich standen mit Frau Bender im Vorplatz.
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