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Aktualisiert: 18. Juni 2025
Die Männer begriffen umsoweniger das Glück des kleinen Requêtenmeisters, da er gar nichts Verführerisches an sich zu haben schien. Einige nachsichtigere Damen sagten, daß man nicht so voreilig urteilen dürfe, und die Jugend sei sehr zu beklagen, wenn ein ausdrucksvoller Blick und ein anmutiger Tanz hinreichten, um so ernste Anklagen darauf zu stützen. Nur Martial kannte den Umfang seines Glückes.
"Mein armer Freund..." sagte der Oberst mit sanfter Stimme und drückte freundschaftlich die Hand des Grafen, "Sie sind so aufgeregt... Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen mitteilte, daß Martial jetzt noch so wenig an Frau von Vaudremont denkt, daß er sich vielmehr in jene kleine Dame verliebt hat?"
Begünstigt durch jene Art von Rausch, in die eine Frau fast immer versetzt wird, und durch das Schauspiel eines Balles, bei dem die Männer wenigstens ebenso geschmückt sind wie die Damen, glaubte Martial ungestraft dem Anreiz nachgeben zu können, der seine Blicke stets wieder zu jenem Winkel hinzog, in dem die Unbekannte gleichsam wie eine Gefangene saß.
Der Oberst lächelte, indem er dem Requêtenmeister, der einer seiner besten Freunde vom Kollegium her war, nachblickte und sah, wie wenig gut dieser gewachsen war. Der Baron Martial de la Roche-Hugon war ein junger Provençale von etwa dreißig Jahren, den Napoleon damals mit außerordentlichen Gunstbeweisen auszeichnete. Martial schien zu irgendeinem wichtigen Gesandtschafts- posten bestimmt.
"Das ist ein recht schöner Diamant!..." sagte sie sanft und mit dem unschuldigen Ausdruck eines jungen Mädchens, das die ganze Macht seiner ersten Lockung fühlen läßt. Martial war durch die unwillkürliche, aber berauschende Berührung, die ihm von den Fingern der Gräfin beim Abziehen des Ringes zuteil geworden war, erregt und betrachtete ihn mit Blicken, die ebensosehr funkelten wie der Ring.
Er beruft sich auf seine römischen Vorgänger und meint mit vollem Recht, gerade er habe den Geist des Altertums ergriffen und die Alten aus dem Staube der Schulstube in das Leben geführt: Also das wäre Verbrechen, daß einst Properz mich begeistert, Daß Martial sich zu mir auch, der Verwegne, gesellt?
Bei Frau von Vaudremonts Neigung zu Martial kamen die Aussichten auf die Zukunft hinzu, während ihre frühere Leidenschaft ohne Hoffnung war und durch die Gewissensbisse des Grafen von Soulanges vergiftet wurde.
Der Baron Martial sowie die übrigen Versammelten glaubten, daß Soulanges ihm das Feld räume, um die Lächerlichkeit zu vermeiden, die sich entthronte Liebhaber stets zuziehen; nun erhob er stolz das Haupt, blickte ebenfalls nach dem köstlichen Kandelaber und bemerkte die Unbekannte.
Er las in manchen Zügen, ebenso wie in denen der Gräfin und seines Freundes Martial, die Geheimnisse der Seelen.
"Dann werde ich wenigstens meine Freiheit nicht verlieren," versetzte Martial mit einem erzwungenen Lächeln. Er warf einen leidenschaftlichen Blick auf Frau von Vaudremont, die nur mit einem unruhigen Lächeln antwortete, denn sie hatte gesehen, wie der Oberst die Hand des Requêtenmeisters ergriff, um den kostbaren Ring zu betrachten, den sie diesem geschenkt hatte.
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