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Er setzte sich mit gefälligem Anstände neben Frau von Vaudremont, hörte aber so zerstreut auf die Worte, die die Kokette hinter dem Fächer ihm zuflüsterte, daß er sie fast gar nicht verstand. "Martial, Sie werden mir die Freude machen, den Diamant heute abend nicht zu tragen, den ich Ihnen geschenkt habe.

"Herr von Soulanges hat ihn vor sechs Monaten aus meinem Schmuckkasten genommen und dann vorgegeben, daß er ihn verloren habe." "Sie irren sich, meine Dame," sagte Martial in gereiztem Tone; "denn ich habe den Ring von Frau von Vaudremont." "Ganz recht!" erwiderte sie lächelnd, "mein Mann hat den Ring entführt, hat ihn ihr gegeben, und sie hat ihn wieder verschenkt.

"Wollen Sie vielleicht dem Kaiser nachäffen?..." sagte Frau von Vaudremont und wandte ihren Kopf, um den Requêtenmeister spöttisch anzusehen.

"Aristokrat! Sie wollen wohl alle für sich behalten...." "Das paßt zu Dir, mich zu verspotten!" versetzte der Soldat lächelnd. "Glaubst Du das Recht zu haben, einen armen Oberst, wie ich bin, zu verspotten, weil Du als glücklicher Nebenbuhler des armen Soulanges nicht eine einzige Pirouette machen kannst, ohne daß zugleich das Herz der Frau von Vaudremont tanzt?

"Und werden Sie mir nicht böse werden," versetzte Frau von Vaudremont, "wenn ich Ihnen infolge einer letzten Spur von Liebe den Namen nicht sage und Ihnen zugleich verbiete, die geringste Annäherung an jene junge Dame zu wagen? Sie könnten vielleicht Ihr Leben aufs Spiel setzen." "Meine Dame, Ihre Liebe zu verlieren ist schmerzlicher, als das Leben zu verlieren...."

Der Oberst nahm den Requêtenmeister beim Arm und flüsterte ihm ins Ohr: "Mein lieber Martial, nimm Dich in acht. Frau von Vaudremont blickt Dich seit einigen Minuten mit einer verzweifelten Aufmerksamkeit an. Sie ist fähig, schon an der Bewegung Deiner Lippen zu erkennen, was Du mir sagst. Unsere Blicke sind überdies bereits zu bezeichnend gewesen.

"Höre, Martial!" versetzte der Oberst. "Wenn Du noch länger um meine junge Unbekannte herumflatterst, so unternehme ich die Eroberung der Frau von Vaudremont." "Das ist Ihnen erlaubt, reizender Kürassier, allein Sie werden den Platz nicht einnehmen."

Er entfernte sich, während er sich freute, die Eigenliebe der Gräfin erweckt und dem Obersten ein Bein gestellt zu haben; ungeachtet seiner gewöhnlichen Schlauheit, hatte er doch nicht den ganzen Spott erraten, der in den Reden der Frau von Vaudremont lag; er hatte nicht einmal bemerkt, daß sie ebensoviele Schritte seinem Freunde entgegengetan habe, als dieser ihr entgegengegangen war.

Bei diesem Gedanken wurde die Eigenliebe der Frau von Vaudremont vielleicht noch lebhafter ins Spiel gezogen, als ihre Neugierde, den Knäuel dieser Intrigen entwirrt zu sehen. Der innere Sturm, von dem sie ergriffen wurde, raubte ihr die Selbstbeherrschung.

Frau von Vaudremont verfiel daher niemals in den großen Fehler, so lange auf einem Ball zu bleiben, bis die Blumen sich neigten, die Locken schlaff wurden, der Spitzenbesatz zerknittert war und das Antlitz jenen Ausdruck annahm, der die Folge einer durchschwärmten Nacht ist und nie verborgen bleibt.