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Aktualisiert: 6. Juni 2025
Wenigstens wußte der zoologisch interessierte Teil der Vergnügungspartie nur Unbedeutendes zu berichten. Jenny war aufgefallen, daß die Strauße im Basler Zoo "echte Straußfedern" trugen. Lydia klagte, die Papageien hätten erbärmlich geschrien. Die Ohren gellten ihr jetzt noch davon. Man solle den Viechern die Hälse abschneiden, statt ihnen die Bälge mit Brot vollzustopfen.
Aus dem klaren und in langen tönenden Linien verschwebenden Glanz ihrer Sätze aber lief in verströmenden Untertönen ihre Qual. Und ihr Gebet begann mit dem dunklen Schmerz ihres Zimmers im gelben Wagen, das ganz ausgefüllt ward von dem breiten Bett, in dem sie zu dritt schlafen mußten: Sie und Lydia und Lizzy, genannt Luise.
"Ich kann mir den Ofen doch nicht aus der Haut schneiden!" meinte Jenny im blauen Schlafrock, am Ofen. "Hier ist es doch warm! Bleibt doch hier unten im Wirtslokal!" Das tat man denn auch. Raffaëla, Lydia, Lotte und Lepo blieben im Wirtslokal. Lepo las seine Kriegsberichte, von morgens bis abends. Lotte machte die Hosen naß.
Aber es war kein Erfolg. Und das hatte weniger ästhetische als moralische Gründe. Es gelang den Damen Raffaëla und Lydia nach Leporellos Einberufung nicht länger, ihre Renommee aufrechtzuerhalten. Die Hochachtung schwand. Der Respekt der Apachenpartei erfuhr eine Ernüchterung. Man kam dahinter, daß die Vornehmheit der Zirkusartisten nur Getue gewesen war.
Dann machen wir zusammen ein Ensemble. Ich hab' die Kostüme. Du und Lydia, ihr tanzt. "Je, Jenny!" meinte Raffaëla, "du phantasierst ja! Beruhig' dich doch!" Und aß weiter, als müsse sie selbst sich beruhigen. Schritte auf der Treppe ließen sich vernehmen. Flametti kam zurück. Er hing den Hut an den Nagel. "So!" sagte er, "das ist erledigt.
Schmierfink!" schrie Lydia, von Raffaëla gezaust und von Lepo zerdroschen, daß es weithin den Gang und das Haus durchgellte. Sogar Jenny, die sich in Wahrheit aufopfernd benahm sie lieh ihren Protegés das halbe Boudoir aus, Brennschere, Seife, Nachttopf, Benzin , wurde in Mitleidenschaft gezogen.
"Eine Gans?" fuhren Lydia und Raffaëla zugleich auf ihren Stühlen herum, als hätten sie nicht recht gehört. "Ja, eine Gans!" versetzte Jenny mit Zier und äußerster Delikatesse, "eine Gans!" und sie unterstrich den in Aussicht stehenden Braten, indem sie mit beiden emporgehobenen Händen durch Zusammenründen von Daumen und Zeigefinger Engelsflügel in der Luft bildete. "Piekfeine Sache!
Fanatisiert und rabiat warf sie die beiden Arme hoch, auf die Schüssel zustürzend und sie umtanzend. Lydia aber überkam es wie Verklärung. In den nächsten besten Stuhl sank sie. "Die schöne Gans!" hauchte sie, ganz versunken und verträumt, mit gefalteten Händen und gottergebenen Augen. "Wann wird sie gegessen?"
Andere Nummern mußten eingeschoben werden, weil Raffaëla mit ihrer Frisur nicht fertig war für den Drahtseilakt, weil Lydia zum Cakeswalk erschien ohne das Zierstöckchen und ohne Knöpfe am Anzug, die ihr die Schwester in der Garderobe mutwillig abgetrennt hatte. Sie aasten ganz offensichtlich, Flametti zum Trotz. Sie tanzten ihm auf der Nase.
Raffaëla hatte die Hände voll Arbeit mit ihrem Kinde. Lydia ging auf in der Sehnsucht nach dem entschwundenen Gatten. "Ach, mein Emil! ach, mein Emil!" jammerte sie und die Tränen standen ihr in den Augen. Die Sehnsucht verstörte ihr kleines Gehirn. Die Augen flossen ihr aus. "Ach, Emil! ach, Emil! wer hätte das denken können!"
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