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Aktualisiert: 27. Mai 2025
Er zog seine Taschenuhr zu Rate: Neun Uhr! Also mußte es bald finster werden! Er wartete noch eine Stunde und packte dann geräuschlos seinen Handkoffer. So, das war alles. Zugesperrt und den Kofferschlüssel im Kropfe geborgen. »Eigentlich sollte ich mir«, überlegte Knödlseder, »noch vom Herrn Vorstand ein Leuschnabelzeugnis ausstellen lassen!
»Demnach mosaischen Glaubensbekenntnisses, wie?« forschte Amadeus Knödlseder und drückte lächelnd ein Auge zu. »Ich? I ich? Was denken Sie von mir, Herr Lämmergeier!« leugnete der Hamster in seiner Angst, möglicherweise einen Russen vor sich zu haben, drauflos. »Ich mosaisch? Im Gegenteil, ich war doch zehn Jahr lang Schabbesgoj bei einer zwar jüdischen, aber armen Familie!«
Knödlseder ließ die Ereignisse der verflossenen Wochen im Geiste an sich vorüberziehen: anfangs, nun ja, da hatte er selbst oft über des Steinadlers urwüchsige Art lächeln müssen; besonders bei einer Gelegenheit: in den anstoßenden Raum waren damals zwei engbrüstige, hochmütige Gesellen stelzbeinig wie Störche gebracht worden, und der Steinadler hatte ausgerufen: »Ja, was wär denn jetzt dös?
»Knödlseder, schleich dich!« hatte der bayerische Steinadler Andreas Humplmeier gesagt und das Fleischstück, das des Wärters spendende Hand durchs Gitter gesteckt, brüsk an sich gerissen.
Von dem richtigen Instinkt des Sohnes der Lüfte geleitet, erkannte Amadeus Knödlseder gar bald zu seiner Freude, daß ein günstiges Schicksal wohlwollend seine Schwingen gelenkt und ihn in die Nähe eines wohlhabenden Murmeltierstädtchens geführt hatte.
Herr Knödlseder sollte die Miete nicht gezahlt haben?« der Beamte mochte es gar nicht glauben und ob Herr Knödlseder denn nicht zu Hause sei? Man brauche ihn doch nur zu wecken! »Der, und zu Hause?« der alte Murmler lachte schrill auf »der? Der kommt doch nie vor fünf Uhr früh heim und dann jedesmal schwer besoffen!« »So?! Besoffen?!« der Beamte gab seine Befehle.
Fein säuberlich mit Rundschrift auf ein Brett geschrieben stand über dem neuen Laden zu lesen: Krawattengeschäft in allen Farben, ausgeübt von Amadeus Knödlseder. und gaffend staute sich die Menge vor den ausgestellten Herrlichkeiten.
Da gab's rote und blaue, dieser trug einen gelben, jener einen gewürfelten, und gar der Herr Bürgermeister, der hatte einen so langen, daß er sich beim Gehen beständig mit den Vorderpfoten dreinverwickelte. Die Firma Amadeus Knödlseder war in aller Munde, und der Inhaber galt als Vorbild für sämtliche Untertanentugenden.
Die Hände tief in die Erde gewühlt. Er hatte sich die Pulsadern durchschnitten, und sein Blut war hinabgesickert zu der, die da unten schlief. Auf seinem weißen Gesicht aber lag ein Glanz jenes stolzen Friedens, den keine Hoffnung mehr stören kann. Amadeus Knödlseder Der unverbesserliche Lämmergeier
Doch Humplmeier ließ sich nicht beirren; den Kopf in die schützende Ecke gesteckt, verzehrte er das Fleisch, hob nur verächtlich die Schwanzfedern und höhnte: »Geh her! Kriagst a Watschn.« Es war nun schon das drittemal, daß Amadeus Knödlseder um sein Abendessen kam!
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