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Und es war Mittwoch und Donnerstag geworden, zwei kurze Tage blieb Lalanda noch in Prag, dann mußten die Liebenden scheiden. Denn es war kein Zweifel, Karolus mußte sich’s in seinem zitternden Herzen selbst gestehen, Lalanda, die Meerkönigin, die Göttliche, die Wunderbare, liebte ihn und neigte sich seinen schlichten Worten.

Bist du jetzt glücklichUnd schon sprang sie, wie ein ausgelassenes Kind, lachend in den Teich, um den Fischschweif unterm Wasserzum letzten Maleanzulegen. Karolus stand mit weit aufgerissenen Augen da, er fühlte ganz deutlich den Stoß, den er vor die Stirne bekommen hatte und hob wie abwehrend die Arme.

Es war, als ob eine der Marmorgöttinnen, die im Garten in den grünen Gebüschen standen, von ihrem Postamente herabgestiegen sei und nun im Sonnenlichte sich zwischen den Beeten ergehe. Mit weit offenen Augen schaute Karolus ihr lange nach, er hatte den Hut vom Kopfe genommen und ihm schien es, als ob die Dame ihm zulächle.

Da schrak Karolus zusammen. »Fahrt zu, wohin Ihr wolltsagte er, und sich besinnend, fügte er bei: »bis ich Euch rufen werde, daß ich aussteigen willDa stieg der Kutscher kopfschüttelnd wieder auf den Bock und der Wagen holperte weiter. Die Laternen wurden immer seltener und schon waren sie auf der einsamen Landstraße. Wie eine Dirne! An dieses Wort klammerten sich seine Gedanken. Dirne!

Karolus muß sich wohl mit der Zeit getröstet haben; er wird wohl auch ein anderer geworden sein, sonst hätte er nicht verlangt, daß an dem fertigen, neuen Hause in der Karlsgasse das steinerne Konterfei Lalandas angebracht und das Haus ›Zum Meerweibchen‹ genannt werde. In den alten Büchern ist nichts weiter darüber berichtet.

›Allein!‹ jubelte es in Karolus Seele, ›sie ist allein, sie wartet auf mich, sie liebt mich, ich werde sie erretten, sie wird mein sein!‹ Er schaute dem Zwerge nach, bis er im Dunkel verschwand. Ein letzter Verdacht stieg lähmend in ihm auf, der Zwerg könnte die Tür hinter sich gesperrt haben!

Und nun muß ich Unglückliche wieder von dannen ziehen, ewig, von Stadt zu Stadt, und den häßlichen Menschen mich darbieten! Ich bin unglücklich, Karolus, unselig, denn ich bin eine Gefangene und möchte so gerne in Freiheit leben, lieben und lachen und weinen, wie ihr Menschen, mich an dich schmiegen, Karolus, und dir in die Augen schauen. Und doch wird keine Macht der Erde mich erlösen

Nun waren aber Karolus’ Beziehungen zum weiblichen Geschlechte bisher mehr theoretischer Natur gewesen; er hatte den Dichtern ihre Lobpreisungen der Frauen aufs Wort geglaubt und sich gewöhnt, die Frauen mit den Augen der schreibenden, nicht der liebenden Dichter anzusehen, ohne doch je eine innere Nötigung zu empfinden, ihre Hymnen und Romane am eigenen Herzen zu erproben; das Weib war ihm etwas Hohes und Hehres, über dem Alltag Stehendes und jeder Liebreiz war auf sie ausgegossen; ihre Wänglein waren Pfirsichblüten, ihre Lippen Kirschen, ihre Augen leuchtende Kohlen oder liebliche Vergißmeinnichtblümlein, ihr Gang war wie das Hüpfen der Sonnenstrahlen über blumige Auen, aber, daß man die Wangen streicheln, die Lippen küssen könne, daß man die zierliche Gestalt umarmen dürfe, fiel ihm gar nicht bei und nichts trieb ihn dazu, aus seiner literarischen Verehrung der Frauen herauszutreten und einmal einem lebenswarmen, blühenden Kinde herzhaft ans Kinn zu greifen.

Sie hatte es ihm heute abend selbst gesagt, daß sie die Minuten zähle, bis er wieder zu ihr kommen könne, daß ihr das Leben schal und unerträglich scheine, wenn er nicht mehr am Wasser stehen und mit ihr sprechen könne. »Schau, bin ich nicht warm wie eure Mädchensagte sie, »pocht mein Herz nicht ebenso stark in meiner Brust? Fühlst du es, fühlst du es schlagen, Karolus?

Jetzt erklang auch noch einmal ein schwacher Trommelwirbel durch die Stille, dann hörte Karolus, der im Schatten der Häuser umherschlich, wie die Stimme des Zwerges sich erhob und verkündete, daß noch ein einziges Mal der Eintritt gestattet sei, wer das Wunder noch einmal zu sehen wünsche, müsse jetzt eintreten, dann schließe sich die Türe für immer.