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Aktualisiert: 4. Mai 2025
Wenn er zurück nach Lüttersloh kommt, will er mal rumhorchen, ob von da eine Gräfin gebürtig ist. Kann wohl möglich sein. Von überall kommen Barone und Grafen. In den gewölbten Truhendeckel hinter die heilige Genoveva steckt Karl-Jachl die Scheine. Da sind sie sicher aufgehoben. Er gebraucht sie nicht.
Jeden zweiten Sonntag geht Karl-Jachl mit der roten Jule aus. Sie schwärmt fürs Kabarett. Beim erstenmal traute er sich gar nicht richtig hinein. Manche hatten ja gar nichts an. Was sie sangen und worüber alle lachten, verstand er kaum. Aber schließlich gewöhnt sich auch ein Schäfer daran.
Der Staat der roten Jule ist nichts dagegen. Manche betrachten den Hausdiener in der hellblauen sauberen Uniform so freundlich, daß Karl-Jachl das Blut in den Kopf steigt. Was haben sie an ihm zu besehen?
Das bunte, wechselnde Licht gefällt Karl-Jachl und die Studenten- oder Soldatenlieder, bei denen zuletzt alle lustig mitsingen. Am liebsten geht er in den Zirkus. Pferde, die sind was! Die lohnen anzusehen. Hat er einmal einen freien Abend, so steht er auf der Galerie im Zirkus und wendet keinen Blick von den Schulreitern. Das »nach dem Himmel sehen« hat Karl-Jachl sich abzugewöhnen versucht.
Schäfer werden in Berlin nicht gebraucht. Der kleine Maler versichert, Joachim habe das große Los gezogen: Hausdiener mit Livrée in solchem vornehmen Hotel. Gleich möchte er tauschen! Die Hauptsache ist aber, in Berlin muß einer »was vorstellen«. Ja, und beim »Was vorstellen« kommt der kleine Freund nicht mit. Von früh bis spät hört Karl-Jachl seinen neuen Namen rufen.
Wenn sie nicht so plötzlich fortgereist wäre, hätte Jachl sie angesprochen, weshalb sie ihm das geschenkt? Doch nicht weil er aus Lüttersloh ist? Erzählt hat er es keinem. Wozu? In Berlin traut einer dem andern immer rasch Schlechtes zu. Womöglich hätte man ihn noch für 'nen Dieb gehalten und in die Zeitung gebracht. Beschwören kann Karl-Jachl: Das Geld ist ihm richtig geschenkt worden.
Karl-Jachl wußte nicht, wodurch er es mit ihr verdorben hatte. Am selben Abend sind der Graf und die Gräfin weg, ganz plötzlich. Ja, Karl-Jachl hat es längst gemerkt: Tolle Sachen passieren in Berlin. Also in dem Briefumschlag haben fünf Scheine gesteckt, jeder ist 100 Mark wert. Soviel Geld für gar nichts! Karl-Jachls Schreck ist nicht klein gewesen. Große Damen haben wohl ihre Launen.
Hier sind die Schäfer sehr knapp, ein ordentlicher Mann ist versorgt für Lebenszeit. Zu Johanni geht meiner. Es grüßt Dein Dienstherr Klas Hinnerk.« Nun ist es also soweit. Karl-Jachl hat nichts erst zu überlegen. Er ist mit sich einig: »Viele passen besser nach Berlin und manche besser nach Lüttersloh.« Komisch ist es: Zweimal müssen sie ihn heut rufen: Karl! Karl!
Einmal ist eine mit einem Grafen gekommen, die hat ihn angesehen und gesagt: »Sie sind Ihrer Sprache nach wohl nicht aus Berlin?« Karl-Jachl hat natürlich vor ihr stramm gestanden und ganz stolz geantwortet: »Joachim Bohn aus Lüttersloh.« Da ist die Dame ganz jung ist sie nicht mehr gewesen wie Schnee geworden; aber gefragt hat sie nicht weiter.
Vor den Schaufenstern, wo es blitzt und blinkert, stehen sie, und das ist doch rein nichts gegen das Silber des Wollgrases oder das Gold des blühenden Postes oder das Kupferrot vieler Büsche! Die beiden Hausdiener reden immer nur halblaut. Längst hat Karl-Jachl Geld genug zur Heimreise. Er wartet aber: eines Tages könnte Lieschen kommen und nach ihm fragen, dann muß er doch da sein.
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