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Aktualisiert: 17. Juni 2025
Sie wollte ihm damit die lila ‚bon voyage‘ in die Hände geben, aber Ilse riß sie ihm fast fort. Sie fand Rosis Zumutung ihrem Manne gegenüber empörend. „Bitte, Herr Pastor, lassen Sie mir die Tasche,“ bat sie, als er sie ihr fortnehmen wollte, „es würde doch zu lächerlich aussehen, wenn Sie das Ding hielten.“
Wenn der Brausekopf nur einen Blick auf ihn geworfen hätte, wie bald würde sie ihn verstanden haben! Sein Auge hing mit Entzücken an ihr, der Widerstand verlieh ihren Zügen einen neuen Reiz für ihn. »Ilse,« sagte er zärtlich und ergriff ihre Hand. »Wenn ich es wäre, der Sie fragte: Haben Sie mich lieb, wollen Sie meine kleine Frau sein? Würden Sie auch dann so sprechen?«
Nur der Amtsrat konnte sich noch nicht in sein verändertes Kind finden. Manchmal sah er es prüfend von der Seite an, als ob er fragen wollte: »Ist sie es, oder ist sie es nicht?« »Ich weiß nicht,« sagte er eines Tages zu seiner Gattin, »Ilse ist mir zu zahm geworden.
Geschah ihr nicht recht, wenn er sie jetzt nicht mehr liebte, wenn er ihr nicht verzieh? Erregt sprang Ilse auf. Die nächtliche Stille wurde ihr auf einmal unheimlich, so allein, so verlassen zu sein mit dem mahnenden Gewissen, das ihr ihre Schuld immer wieder unbarmherzig vorhielt, war unerträglich. Wenn sie Leo jetzt schriebe? Sie ergriff diese Idee wie eine Rettung und gab sich sofort daran.
Ja, Ilse vermochte gut zu unterscheiden, ob eine Frau ihren Mann glücklich machte, sie hätte auch Rosi und Flora sagen können: so und so dürft ihr nicht handeln, wenn ihr eure Männer zufrieden sehen wollt. Warum gab sie diese guten Lehren nicht sich selbst, warum hatte sie sich nicht längst eingestanden, daß auch sie ihren Bräutigam durch ihren Eigensinn und Trotz betrüben mußte?
Die Champagnerpfropfen knallten, und als die Gläser gefüllt waren, ergriff Doktor Althoff das seinige und ließ mit herzlichen Worten das neuverlobte Paar leben. Unter Scherzen, Lachen und Necken flogen die Stunden dahin. Nur eine stimmte nicht aus vollem Herzen mit in den Jubel der übrigen ein, das war unsre Ilse.
Je näher der Abschied rückte, desto aufgeregter wurde Ilse, und es bedurfte seiner ganzen Festigkeit, um ihrem Wunsche, sie wieder mit nach Moosdorf zu nehmen, entgegenzutreten.
Sie mußte ihre Frage wiederholen, und diesmal schien er sie wirklich verstanden zu haben, denn er setzte sich statt aller Antwort langsam in Bewegung; ein Wink mit der Hand machte ihr klar, daß sie ihm folgen solle. Bedenklich schwankend ging ihr Führer voran, Ilse angstvoll hinterher. Der Mann war ja total betrunken, er taumelte hin und her und konnte nur mühsam das Gleichgewicht halten.
Jetzt erst war sie wirklich alt geworden, unauslöschlich hatten sich die Falten der Verbitterung um ihre Mundwinkel eingegraben. Zwischen ihre fest aufeinandergepreßten Lippen kam kein Laut der Klage. Aber wenn Ilse neben ihr stand in all ihrer strahlenden Jugend, mit den Augen, die sehnsüchtig die Sonne suchten nach all dem monatelangen Leid, dann fühlte ich die ganze Qual dieses Zusammenlebens.
Als es am nächsten Tage neun Uhr schlug, stand Ilse fertig angezogen vor ihrem Papa. Sie sah in ihrem grauen Reisekleide und den zierlichen Lederstiefeln ganz allerliebst aus. Unter dem runden, weißen Strohhute, der mit einem Feldsträußchen und schwarzen Samtband aufgeputzt war, fielen die braunen Locken herab.
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