United States or United Kingdom ? Vote for the TOP Country of the Week !


Gleich aber war der trostlose, nüchterne Eindruck dieser Straße geblieben, und vom Morgen bis zur Dämmerung glich sie noch immer in ihrem reizlosen, staubigen Grau einem alternden, ungekämmten und ungewaschenen Weibe. Grach ließ seine Blicke überall hin gehen. Eigentümlich verändert schien ihm alles : fremd und doch bekannt.

Zum erstenmal mischte sich ein Klang von Schärfe in ihre Stimme. "Sie verstehen meine Stellung völlig falsch, Grach." Sie sah ihn fest an. "Ich bin nicht nur hierhergekommen, um für einige Zeit in sicherer, äußerlich sicherer Situation leben zu können, sondern ich bin auch hierhergekommen, weil ich ich wiederhole: für einige Zeit der inneren Ruhe bedurfte.

Dann würde er vielleicht endlich geendet sein, der erbitterte Streit um die Oberherrschaft. Aber dann würde es auch zu spät sein. Eine komische kleine Stadt! Nein, es war weder eine komische, noch eine kleine Stadt. Trotz der Hitze fröstelte Grach. Die Sonne quälte ihn, und seine undankbaren Gedanken quälten ihn ebenfalls. Hatte er nicht Grund, dankbar zu sein?

Er sah es an dem Ausdruck ihrer Augen, dem Lächeln ihres Mundes, und er fühlte es an der Wärme ihrer Hand, die er nicht losließ. Sie zog sie zurück. Sie wollte nicht, daß die Stimmung sie überwältigte. "Schenken Sie mir noch einmal ein, Grach. So. Und nun lassen Sie uns vernünftig zusammen sprechen, nun, wie Leute, die nicht mehr ganz jung sind, über so etwas sprechen sollten."

Seinen Namen hörte sie oft: er wurde überhaupt viel genannt; ihren Namen hatte er lange gekannt, ehe er sie sah, denn er war eine Zeitlang viel genannt worden. Es war gewesen, als sie einundzwanzig Jahre alt war und ihr erstes Werk Aufsehen erregte. Vor etwa sechs Jahren. "Franz Grach" "Dora Syk"

Mehr und mehr überzeugte sich Grach während des Gespräches der nächsten Stunde, wie sehr sie es verstanden hatte, sich allem, was die Zeit an Gutem, Bedeutendem und Großem leistete, nah zu halten.

An einem Kinde, das auf der Bank vor einem der zerstreuten Häuser saß, wand es sich vorüber und dann mit schnellen Sprüngen an Grach. Dieser sah das Kind. Er griff in die Tasche, gab ihm alles, was er an Geld erfaßte, hob es in die Höhe und küßte das Erschrockene auf den Mund, gleich als müsse er sie stillen, die Erwartung nach seinem Glück, die er nicht mehr ertrug.

Der sommerliche Abend lag schwül unter dieser weiten Halle, die das Dröhnen der Züge und hundert Rufe durchtönten und erzittern machten. Ein und aus rasselten die Züge. Nur das Gleis für den Expreßzug, der hier drei Minuten halten sollte, blieb frei. Die von den Rädern abgeschliffenen Schienen glänzten weiß. Grach hatte alles vergessen, was er heute gesehen außer ihr.

Sie war plötzlich verschollen, und der Laut ihres Namens war schon fast verhallt. War sie hier untergetaucht in diesem Sumpf, um hier zu sterben? Der Gedanke machte Grach schaudern. Und wieder betrachtete er sie mit den Blicken der Liebe, während er auf den Klang dieser tiefen, schönen Altstimme lauschte.

Ihren Hut hatte sie abgenommen, und Grach bewunderte die einfache Kunst, mit der sie ihr dunkelbraunes Haar in einen griechischen Knoten gebunden trug. Alle Linien an dieser schönen Gestalt waren groß, kühn und frei; lang und natürlich, durch keine künstlichen Mittel verziert, fielen die Falten ihres Kleides nieder.