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Wie er steht im Feiertagsrock, pilgert der Gifter sofort die Straße in der Richtung zum Fohrenbühl hinan und biegt sodann ab, wo ein Seitenweg zum Jörgenmichelhof führt. Wenn nicht Rauch aus dem Schlot des Hofes aufstiege, könnte man meinen, es sei keine Katze im Hause, so still ist's hier. Gifter scheut sich, polternd einzutreten durch die leicht angelehnte Thür.

Vor dem Hause auf der Bank hockend, zerbricht sich der Gifter schier den Kopf über die sonderbaren Eigenheiten der Tochter, die bald niemand mehr verstehen wird. Tage und Wochen vergingen; der Heumahd ist die Grummeternte gefolgt, ein leichtes Herbsteln in der Natur wird wahrnehmbar. Die Arbeiten gehen ihren gewesenen Gang. Immer stiller werdend waltet Klärle auf dem Hofe ihres Amtes.

Es wär' ihr Wunsch, daß du ihr den Spottnamen wegnähmest!“ „Ich will dir was sagen, Gifter: Daß Klärle von Haus aus nach dem Hofnamen Giftklärle heißt und ist, das wird sie leiden müssen, weil dein Hof halt der Gifthof ist. Den Spottnamen wird sie wohl tragen müssen, so lang sie so ‚giftig‘ bleibt. Will sie's geändert haben, so muß sie schon selber um gut Wetter bitten.

Gifter humpelt auf den Pfarrer zu, drückt ihm herzhaft die Hand und dankt ihm aus tiefstem Herzensgrunde für die guten Worte. Klärle wird sich schon noch selber bedanken für diese Wohlthat, die jeglichem Gerede über dieSticheleiein Ende machen wird. „Grüß mir die Klärle! Es wird noch alles gut werden!“ sagt der Pfarrer und begiebt sich in sein Haus.

Ihm kann's recht sein, nur meint der Gifter, daß es vielleicht für Klärle besser sei, sich nach dem Vorfall in der Kirche lieber nicht unter die Leute zu mischen. Auch pflege es auf dem Schellenmarkt nicht immer glatt abzugehen! Jedenfalls werde Klärle gut thun, vor Dämmerung heimzukehren! Denn nach dem Gebetläuten sei noch immer gerauft worden beim Schellenmarkt am Fohrenbühl!

Kaspar zuckt erschrocken zusammen und sucht in arger Verlegenheit ein Fläschchen zu verbergen, indes er stottert: „Je, der Gifter in eigener Person!“ Der Alte faßt sich und begrüßt den Jungbauer: „Bist ja doch zu Hause, Kaspar! Mit Verlaub setze ich mich, bin von der Rennerei am heutigen Vormittag arg müde, und mein Gehwerk taugt nichts mehr!“ „Ja ja! Nimm Platz, Gifter!

Die Kräuterliese drinnen im Wald hätte ihm so ein Tränkchen geschickt, jedenfalls in der Hoffnung, ein ordentliches Trinkgeld dafür zu bekommen. Gifter horcht auf. „Wie sagst, ein Tränklein von der Kräuterliese?“ „Ja, jedenfalls eine neue Art des Bettels!“ „Hm!“ „Was meinst, Gifter?“ „Du, Kaspar, das ist kurios! Mein Klärle hat das gleiche kriegt als ‚Gegengift‘!“ „Ah! Und hat sie's genommen?“

Und wenn du auf 'n Schramberger Herbstmarkt kommst, trinken wir 'n Schoppen mitnander im ‚Lamm‘! adjes!“ Ziemlich ärgerlich stapft Gifter den Weg wieder zurück. Ist doch ein Kreuz mit so hartschädeligen Leuten!

Und als die Glocken am Tag des Herrn zum Gottesdienst riefen, fragte der Gifter, zum Kirchgang gerietet: „Nun, Klärle, wie ist's? Gehst mit oder thuest dem Pfarrer den Gefallen? Oder bringt dich die Neugier um?“ „Ich bleibe daheim und werde mein Gebet im Kämmerlein verrichten!“ erwidert ruhig Klärle und winkt dem Vater liebevoll zum Abschied mit der Hand.

So eine Zähmung wünscht der Gifter seiner Tochter vom ganzen Herzen, doch quält ihn auch wieder der Gedanke, wie es einsam im Hause sein werde, wenn Klärle einmal fort sein wird. Freilich ist dann immer noch die Bärbel da, aber die ist eben doch nicht sein eigen Fleisch und Blut.