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Die ganze fremdartige Bewegung, die sie selbst am Vormittag empfunden hatte, sprach sie sich vom Herzen, und zuletzt, als Gertrud sich heiß und bebend aus ihrem Arme löste, rief sie ihr heftig zu: »Wenn ich du wäre, und solch ein Mann hätte mich lieb, und ich ihn, dann liefe ich zu ihm und sagte: 'Nimm mich ... gleich ... laß uns nicht eine Sekunde von dem grenzenlosen Glück verlieren, das wir für einander bereit haben

Bald darauf tauchte sie in der nicht unberühmten und herrlich in einer Gebirgsgegend gelegenen Kuranstalt auf und setzte sich wohlgeputzt, aber mit unbefangener Haltung unten an die Tafel, an welcher oben die reiche und hochangesehene Frau Gertrud Glor von Schwanau mit ihrer schönen Tochter Justine saß und die Gelegenheit beherrschte.

Es war ja an so vieles zu denken, sie hatten sich gegenseitig auch das Herz über das Aussehen und das müde, schlaffe Wesen der armen Frau auszuschütten, auf Kurowski zu schelten, seinen schillernden, unzuverlässigen Charakter zu zergliedern und schließlich immer wieder zu der Frage zurückzukehren: »Die arme Gertrud, was wird das nur werden

Denn das Ende war jedesmal, daß sie sich sagte: »Eigentlich wäre jeder der beiden Männer, Kurowski wie Seckersdorf, gerade der Mann für mich, und nun hält Gertrud alle beide. Dafür hab' ich sie aber auch lieb und will sie glücklich machenberuhigte sie sich dann. »Sonst ...« Übrigens kühlte sich ihre große Liebe für Gertrud ein wenig ab.

Dabei geriet sie in ein Phantasieren über Liebe und Treue, über Zusammengehörigkeit zweier Menschen, über die stille Festigkeit und den Blick Seckersdorfs, wenn er an Gertrud dachte und an tausend Dinge, die damit zusammenhingen und die bisher für sie nicht auf der Welt gewesen waren.

So begann denn der Plan Gestalt anzunehmen, und alles ging langsam vorwärts. Maggie sprach unausgesetzt von Seckersdorf und seiner Liebe zu Gertrud, als von etwas Selbstverständlichem. Sie dachte nicht ganz so, wie sie sprach, sie glaubte jedoch mit der empfänglicheren Phantasie der Schwester rechnen zu müssen, und redete sich dann allmählich in immer größere Wärme hinein.

Sie dachte, wenn man Seckersdorf benachrichtigte und zu Gertrud führte, würde diese sicherlich gesund sein. Statt seiner kam jetzt Kurt. Was würde nun geschehen? Gertrud würde einfach zugrunde gehen. Durch ihre, der Schwester Schuld. War sie stark genug, das zu tragen? Ihre Gedanken irrten zu den Herrschern, die über Leben und Tod von Verurteilten zu entscheiden haben, und sie schauerte zusammen.

»Und nun sag' mal, Maggiefing er nach einem längeren Schweigen an, »was machen wir mit der Gertrud?« »Ja, Papaerwiderte Maggie zögernd, »ich wollte längst mit dir darüber reden. Ich sprech es nicht gern aus, aber es ist doch wohl besser, ich tu's ... Die Gertrud hat sich den Seckersdorf in den Kopf gesetztHagedorn machte große Augen. »Da soll doch der Teufel ... I da soll doch «

Da kam kurz vor Weihnachten ein Brief ihres Vaters an seine »lieben Kinder«. Kurowski, im Begriffe, mit den Jungen auszufahren, las ihn im Stehen und lachte hell auf. »Darief er zu Gertrud herüber, die mit klopfendem Herzen darauf wartete, den Inhalt zu erfahren. »Maggie hat sich mit Seckersdorf verlobt. Der Alte ist natürlich höllisch ... Na, was ist dasGertrud sah ihn halb abwesend an.

Sie machte sich ganze Szenen mit Seckersdorf zurecht. Sie ließ ihn so oder so sprechen und erwiderte, wie sie es mußte, wenn sie Gertrud in den Schatten und sich selbst in den Vordergrund bringen wollte. Sie überlegte sich alles bis aufs kleinste, was sie zu tun und zu lassen hatte, um Seckersdorf aus seiner alten Neigung für Gertrud in eine neue Leidenschaft für sie selbst hinüberzulocken.