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Aktualisiert: 12. Juni 2025
Geronimo richtete sich empor; es war, als ob nichts mehr ihn verhindern könne, die herrliche Gestalt an sich zu reißen, doch wunderlich, ihr Antlitz war ernst und betrübt; ein aufrichtiges Gefühl und edle Teilnahme war in ihren Mienen und verkündeten dem erlahmenden Geronimo das nicht abwendbare Verhängnis: Tod für ihn, wenn er sie nahm, Tod für sie, wenn er sie ließ.
Während sie sich noch verwunderten, gewahrte einer das Boot, das höchstens eine Meile entfernt war und auf den von der untergehenden Sonne geröteten Wellen tanzte. Sie eilten an den Rand des Wassers und riefen so laut sie konnten. »Geronimo!« riefen sie wohl ein dutzendmal, »Geronimo!« Er hörte nicht und antwortete nicht.
Geronimo hielt inne, mitten in einer Melodie; es klang, als wäre seine Stimme und die Saiten zugleich abgerissen. Dann ging er wieder die Stufen hinauf, und Carlo folgte ihm. In der Wirtsstube setzte er sich neben ihn. Was sollte er tun? Es blieb ihm nichts anderes übrig: er mußte noch einmal versuchen, den Bruder aufzuklären.
Durch die offenbare Absichtlichkeit und Beharrlichkeit doppelt zur Vorsicht gemahnt, wiederholte Geronimo seine Weigerung in gleicher Form. Als er in der nächsten Nacht vom Schlaf erwachte, war er nicht wenig erstaunt, sich in einem andern Raum zu finden als der war, worin er sich zur Ruhe begeben. Es war ein von oben matt erhellter Saal, voll von einer bläulichen Dämmerung.
Geronimo, obgleich er nicht erfahren konnte, was man mit ihm anstellen wollte, ahnte wie gesagt ein Unheil und seine Schlauheit gab ihm ein, an den Kaziken ein Verlangen zu richten, um aus der Antwort irgend einen Hinweis zu erhalten. Er warf sich also dem Fürsten zu Füßen und bat in den spärlichen Worten, deren er mächtig war, ein Schiff bauen zu dürfen.
Immer lichter wird es, das ganze Zimmer liegt in grauem Dämmer da. Ah, wenn Geronimo nur bald aufwachte! Es wandert sich so gut in der Frühe! Noch vor Sonnenaufgang werden sie fortgehen. Einen guten Morgen dem Wirt, dem Knecht und Maria auch, und dann fort, fort ... Und erst wenn sie zwei Stunden weit sind, schon nahe dem Tale, wird er es Geronimo sagen. Geronimo reckt und dehnt sich.
Geronimo schlief noch immer den schweren Schlaf des Betrunkenen. Und Carlo dachte an den Tag, der morgen war; und ihn schauderte. Er dachte an die Nacht nach diesem Tage, an den Tag nach dieser Nacht, an die Zukunft, die vor ihm lag, und Grauen erfüllte ihn vor der Einsamkeit, die ihm bevorstand. Warum war er abends nicht mutiger gewesen?
Wenn ihn der Bruder für einen Dieb hielt, so konnte ihm ja jeder Fremde dasselbe oder Besseres leisten als er. Wahrhaftig, ihn allein lassen, sich für immer von ihm trennen, das wäre das klügste. Dann mußte Geronimo wohl sein Unrecht einsehen, denn dann erst würde er erfahren, was es heißt, betrogen und bestohlen werden, einsam und elend sein. Und er selbst, was sollte er beginnen?
Geronimo war erschüttert, sich wieder bei den Seinen zu finden, und der Anblick der stolzen und trotzigen Erscheinung ihm gegenüber benahm ihm den Mut. Er wußte nicht, wie ihm geschah, plötzlich beugte er sich in seinem mexikanischen Kleid nieder und begrüßte seinen Landsmann so, wie es die mit ihm gekommenen Eingeborenen taten, indem er mit der Hand den Erdboden und darnach die Stirn berührte.
Als er aber ins spanische Lager zurückkehrte und das Zelt des gefangenen Fürsten betrat, da lag dieser tot auf einem Teppich hingebreitet; ein langer Dolch hatte sein Herz durchbohrt. Cortez stellte sich sehr erzürnt über diese Tat, doch Geronimo durchschaute die Heuchelei und, vor Schmerz zitternd, warf er ihm einen Blick zu, vor dem sich selbst dieser Eherne verfärbte.
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