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Fredrik ging nicht zuerst in die Räucherkammer, um nach dem Speck zu fingern. Er tastete sich durch den Flur in das Hinterstübchen und stolperte über einen schweren Balken, den die fremden Soldaten wohl dort hingeworfen hatten. Fredrik erhob sich ächzend. Blut rann über sein Gesicht, und der Totenvogel schrie stärker. Mit beiden Händen grub er wie ein Maulwurf den Lehm vor dem Ofen auf.

Antje fuhr wild auf und verbat sich solche Reden. »Jungchen soll nie und nimmer zur Grube. Er wird überhaupt nicht arbeiten gehnDas sagte sie auch dem Pfarrer, als Fredrik zur Kommunion ging. Die Spitalweiber, die auch in der Kirche waren, sahen den Jungen fremd wie einen Toten an und bekreuzten sich. Im Spätsommer kam der große Auszug. Der Staat hatte das Dorf geschlossen.

Und sie stand vor dem zerwalkten Bett und wartete auf ihn mitten in dem gelben Zwielicht, das so peinvoll war. Fredrik hob den Kopf etwas. Die Augen quollen auf, und entgeisterte Blicke schossen heraus wie ein böser Schreck. Und die Lippen raschelten Worte, die sie nicht verstand. Dann zerschlug den armen Körper ein tonloses Wimmern. Stoßweises Meckern und Sägen und Kratzen.

Sonntags ging Antje auch mit dem Söhnchen durch die mageren Kartoffelfelder und zeigte ihm die bunten Schmetterlinge und den Grashüpfer mit dem gelben Schopf. Einmal sagte Fredrik: »Mutter, wo ist mein Vater? Alle Jungens haben einen Vater. Nur ich nicht und der Schorch. Aber Schorchens Vater ist doch auf dem Kirchhof. Mutter, sag, ist mein Vater auch auf dem Kirchhof

Da wurde Antje sehr zornig und verbot Fredrik dort hinzugeben. Sie schärfte ihren Willen an dem ewigen Wahrsagenwollen der Spitalweiber. Und diesen Willen bläute sie dem Jungen ein.

Aber Fredrik, der das Bild nicht missen wollte, quälte die Mutter immerzu. Sie fröstelte und fluchte, die Hände schlaff im Schoß. Sie dachte das wieder aus, das Furchtbare, das dem jähen Unglück vorausging. Josef, Maria! Das Unglück! Nein, nein! Doch Fredrik ließ nicht nach, bis die harten Linien des Zornes in ihrem Gesicht verschmolzen.

Fredrik zwängte sich hindurch, schlenkerte das lahme Bein hinunter und stand steif in dem Abgezäunten. Antje sah noch sein starres, verstörtes Gesicht aus dem roten Nebel wie einen Totenschädel. Sie konnte nicht weiter und beschloß zu warten. Rief da nicht jemand: »Fredrik? Fredrik . . .?« Eine Eule huschte laut vorüber.

Denn er hatte Angst, daß ihm die Mutter das schöne Ding wieder abnehmen könnte. Fredrik hatte jetzt eine verkrüppelte Schulter und mußte sich auf einen Stock stützen. Aber der Steiger Verweno, der ein Bruder der Antje war, meinte: »Och, och, ich werde den Bengel schon mitnehmen. Er kann in meinem Revier Pferdejunge werden. Da verdient er seine vier Gulden die Woche

Diese verfluchten Spitalweiber mit dem Blutgeruch . . . O, daß die Erde sich noch einmal auftäte, diese Henker zu verschlingen! Als Fredrik wieder den Oberkörper heben konnte aus den rotgewürfelten Kissen, holte die Mutter allerlei Spielwerk zusammen, damit der Junge wieder lachen könnte.

Und aus einem alten Legendenbuch las sie ihm vor von den frommen Einsiedlern und dem großen Propheten in der Löwengrube. Und da Fredrik einmal mit beiden Händen nach dem Büchlein griff, um die Bilder anzuschaun, fiel eine verblichene Photographie aus dem Buch. Fredrik faßte danach und betrachtete lange das fremde Gesicht. »Mutter, was ist das für ein böser Mann?