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Aktualisiert: 2. Juni 2025
»Nicht gerade das hab’ ich entdeckt, aber doch etwas der Art,« sagte Daumer heiter und legte den Arm um die Schulter der Schwester. »Ich will einmal unsre braven Philister tanzen lassen! Ja, tanzen sollen sie mir und staunen.« »Betrifft es etwa gar den Findling? Hast du was mit ihm vor? Sei nur auf der Hut, Friedrich, und laß dich nicht in Scherereien ein, man ist dir ohnedies nicht grün.«
Herr von Tucher hatte sich also hier eine Aufgabe gestellt, und das war das wichtigste. Er erklärte: »Ich bin bereit, den Findling zu betreuen, knüpfe jedoch die Bedingung daran, daß man mich in allen Dingen gewähren und daß niemand, wer es auch sei, sich einfallen läßt, mich in meinen Plänen zu beeinträchtigen oder in irgendwelcher Absicht zwischen mich und Caspar zu treten.«
Mittlerweile hatte der Findling eine gar böse Zeit. Sein Turmgefängnis wurde das Ziel aller Müßiggänger und Neugierlinge der ganzen Stadt. Man lief hin wie zu der Ausstellung einer unterhaltsamen Rarität, denn der magistratische Erlaß hatte ihn zu einem öffentlichen Gegenstand gemacht.
Von seiner Seite war nur Lauheit im Spiel gewesen, die Scherereien mit der Regierung hatten ihn verdrossen, jetzt auf einmal, da der mächtige Mann seine Stimme für den Findling erhob, wurde er sich seiner Bereitwilligkeit bewußt, alles Fördernswerte für Caspar Hauser zu tun, und er erklärte sich ohne weiteres einverstanden, als Herr von Feuerbach verlangte, der Knabe müsse seiner bisherigen Lage entrissen werden. »Er soll in eine geordnete Pflege kommen,« sagte der Präsident, »Professor Daumer hat sich freiwillig erboten, ihn zu sich ins Haus zu nehmen, und ich wünsche nicht, daß dieser Schritt im geringsten verzögert werde.«
Am selben Nachmittag kam der Bürgermeister Binder in Daumers Wohnung und teilte im Verlauf eines Gesprächs über den Findling mit, daß die Herren vom Stadtmagistrat eher feindlich und ungläubig als wohlwollend gegen diesen gestimmt seien. »Ungläubig?« entgegnete Daumer verwundert, »in welcher Beziehung ungläubig?«
Ich bin nicht das Werkzeug des Zufalls. Ich bin nicht ohne äußeren Antrieb zu dem Findling gekommen. Es ist eine Frau, es ist die unglücklichste aller Frauen, als deren Sendboten ich mich betrachte.« Der Präsident sprang empor, als ob ein Blitz im Zimmer gezündet hätte. »Herr Graf!« rief er außer sich. »Sie wissen also
Was will der Mann? Was ficht ihn an?« »Es ist ein gehässiges Pamphlet, tritt aber höchst plausibel auf,« erwiderte der Archivdirektor. »Es sind da mit Fleiß und Geschick alle Verdachtsgründe, die schon längst in mißtrauischen Gemütern spuken, gegen den Findling zusammengetragen.
In der ziemlich langen Unterredung mit dem Bürgermeister gestand Graf Stanhope ohne Umschweife, daß wie jenes erste Mal so auch heute die Person des Caspar Hauser den Grund seines Aufenthaltes in der Stadt bilde. Er hege für den Findling die größte Teilnahme, sagte er und ließ durchblicken, daß er etwas Entscheidendes für ihn zu unternehmen gesonnen sei.
Daumer unterstützte diese Meinung lebhaft, und der Redakteur Pfisterle, hitzig und unbequem wie immer, beschimpfte in seiner Zeitung den Magistratsrat und äußerte den Verdacht, man wünsche den Findling unschädlich zu machen und die Stimmen mit Gewalt zum Schweigen zu bringen, welche die Anrechte seiner geheimnisvollen Geburt durchsetzen wollten. »Da lebt er, der rätselhafte Knabe, dem ein unsichtbares Diadem auf der Stirn glänzt, wie ein einsames Tier, das sich nur mit ein paar schüchternen Sprüngen ans Licht getraut und, während es über den Acker hüpft, possierlich mit Schwanz und Ohren wackelt, um seine Feinde zu ergötzen, dabei aber ängstlich nach allen Seiten spitzt, um bald wieder ins erste beste Loch zu kriechen.«
Du hast den Findling aus dem Bereich zu entfernen, in welchem er anfängt für uns gefährlich zu werden, lautete die Weisung; nimm ihn zu dir, nimm ihn mit in ein Land, wo niemand von ihm weiß; laß ihn verschwinden, stürze ihn ins Meer oder wirf ihn in eine Schlucht oder miete das Messer eines Bravo oder laß ihn unheilbar krank werden, wenn du dich auf Quacksalberei verstehst, aber verrichte das Werk gründlich, sonst ist uns nicht gedient.
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