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»Sie irren sichversetzte der Archivdirektor ruhig, »das Heft findet reißenden Absatz.« »Nun gut, ich werde es lesensagte Daumer, »ich werde damit zum Redaktor Pfisterle von der ›Morgenpost‹ gehen, der ist der richtige Mann, um dem famosen Polizeirat Widerpart zu halten

Herr von Tucher und Pfisterle entfernten sich ebenfalls. Caspar nahm ein Schreibheft aus der Lade und setzte sich zur Lampe, um seine lateinische Arbeit anzufertigen, da kamen der Präsident und Direktor Wurm wieder ins Zimmer.

Jetzt konnte sich Pfisterle, den die Wut förmlich aufgeschwellt hatte, nicht länger halten. Mit geballten Fäusten sprang er vom Stuhl empor und schrie: »Ja, zum Teufel, warum sollen wir uns denn das gefallen lassen?

Der Leipziger Professor hatte seinen Hut ergriffen und wandte sich noch einmal, an Pfisterle vorübersprechend, gegen Daumer. »Was ist denn bewiesen von den Mutmaßungen törichter Köpfefragte er gellend. »Nichts ist bewiesen.

Daumer unterstützte diese Meinung lebhaft, und der Redakteur Pfisterle, hitzig und unbequem wie immer, beschimpfte in seiner Zeitung den Magistratsrat und äußerte den Verdacht, man wünsche den Findling unschädlich zu machen und die Stimmen mit Gewalt zum Schweigen zu bringen, welche die Anrechte seiner geheimnisvollen Geburt durchsetzen wollten. »Da lebt er, der rätselhafte Knabe, dem ein unsichtbares Diadem auf der Stirn glänzt, wie ein einsames Tier, das sich nur mit ein paar schüchternen Sprüngen ans Licht getraut und, während es über den Acker hüpft, possierlich mit Schwanz und Ohren wackelt, um seine Feinde zu ergötzen, dabei aber ängstlich nach allen Seiten spitzt, um bald wieder ins erste beste Loch zu kriechen

Und man muß gestehen, daß die einflußreichen Personen sich dem Gewicht einer solchen Meinung nicht verschlossen, aber das Treiben des vornehmen Herrn gab auch Anlaß zu mancherlei Verdacht, und der Redakteur Pfisterle, Querulant wie immer, behauptete sogar, der diplomatische Herr sei nach seiner Ansicht nichts andres als ein verkappter Spion.

Auch Pfisterle wollte dawiderreden, wurde aber durch eine energische Kopfbewegung des Herrn von Tucher zum Schweigen gebracht. Plötzlich wurde von der Straße draußen das Rollen einer Kutsche hörbar. Direktor Wurm ging zum Fenster, und nachdem der Wagen vor dem Haus gehalten hatte, sagte er: »Der Staatsrat kommt.« »Wieentgegnete Daumer rasch. »Herr von Feuerbach?« »Ja, Herr von Feuerbach

Trotz der Abmahnung des besonnenen Herrn Wurm begab er sich, kaum daß er das Buch des Berliner Polizeirats gelesen hatte, was weniger denn eine Stunde Zeit brauchte, voll Erbitterung in die Redaktion der ›Morgenpost‹. Der Redaktor Pfisterle war ein hitziges Blut; wie der Geier aufs Aas stürzte er sich auf diese Gelegenheit, seine immer in Vorrat vorhandene Wut und Galle loszulassen.

Wie verabredet, kam Pfisterle am nächsten Tag kurz nach Tisch, blieb jedoch über Gebühr lange sitzen und verstand nicht die ungeduldigen Andeutungen Daumers, der ihn gern vor dem Eintreffen der erwarteten Gäste losgeworden wäre. Als diese um drei Uhr erschienen, saß er noch immer auf seinem Fleck und blieb auch da.