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Aktualisiert: 17. November 2025
Angenehme Erinnerungen brachte er von seinem Besuch beim Sultan jedenfalls nicht mit, denn dieser hatte ihm den Untertaneneid abgezwungen und ihn ausserdem ohne die üblichen Geschenke abreisen lassen, auch hatte er beim Spiel so viel verloren, dass er sich an der Küste nicht einmal Salz und Tabak hatte kaufen können.
Nur, als Siegmund von ihm schied, sprach Nathanael: »Bei Gott Bruder! ich war auf schlimmen Wege, aber zu rechter Zeit leitete mich ein Engel auf den lichten Pfad! Ach es war ja Clara! « Siegmund ließ ihn nicht weiter reden, aus Besorgnis, tief verletzende Erinnerungen möchten ihm zu hell und flammend aufgehen. Es war an der Zeit, daß die vier glücklichen Menschen nach dem Gütchen ziehen wollten.
Nur daß ihm die Erinnerungen fehlten es ist ein kleines, unbedeutendes Wort; die Erinnerung, und sie umfaßt doch, wenn wir erst einmal wirklich ins Leben traten, Alles fast, was das Herz je theuer gehalten und lieb, und dessen Klängen es mit freudigem Klopfen, o wie gern doch, lauscht.
Es erwies sich nämlich, daß ich doch nicht ganz ohne Erinnerungen war. Genau solche Augen waren es, in denen ich mich manchmal fand, wenn ich, zur Zeit da ich heranwuchs, mit meinem Vater über die Straße ging. Dann konnten sie von einem Wageninnern aus mich mit einem Blick umgeben, aus dem kaum hinauszukommen war.
Ich setzte mich auf den Rand ihres Bettes und sagte, wie ich mich gefreut hätte, daß Ursula noch bei ihr wäre, und wie ich kaum hätte unterlassen können, sie auszulachen, weil sie mich nicht erkannt hätte. 'Ich hätte dich gleich erkannt, sagte sie, und dann schwatzten wir von der Vergangenheit und tauschten kleine Erinnerungen aus.
Man konnte es nur freilich nicht aussprechen, denn so etwas sagte man nicht, auch saß mir etwas Ungewohntes im Halse, und ich drückte ihr nur die Hand, das mußte für alles gelten und galt auch. Diese Erinnerungen gingen in einem Augenblick an mir vorüber, im nächsten war ich wieder hier am Platze, doch blieb noch etwas in mir zurück, was mich heute noch wundert.
Die Trauer hat eine ganz bestimmte psychische Aufgabe zu erledigen, sie soll die Erinnerungen und Erwartungen der Überlebenden von den Toten ablösen. Ist diese Arbeit geschehen, so läßt der Schmerz nach, mit ihm die Reue und der Vorwurf und darum auch die Angst vor dem Dämon.
Niemand weiß, wie schön der See meiner Träume ist, bevor er von dort aus die Morgennebel hat über die glatte Fläche gleiten sehen, bevor er aus dem Fenster in dem kleinen Kabinett, wo so viele Erinnerungen wohnen, einen rosigen Sonnenuntergang sich im See hat spiegeln sehen. Aber ich sage trotzdem: »Geh nicht dahin!«
Und der Pastor hätte ihr eine Annonce gebracht, in der ein beweglicher Krankenstuhl nicht allzu teuer angepriesen würde. 150 Mk. »Nicht wahr, das ist nicht zu viel? – Das erübrigst du doch für deine Frau? Du hast mich doch lieb? Nicht wahr?« – Und dann kamen die Erinnerungen.
Wurde es hell, so war ein ungeheurer Aufruhr von Bildern, Gedanken und Gefühlen in ihm: Landschaften, Menschen, fernste Erinnerungen, lebendige Augenblicke der familiären und beruflichen Vergangenheit vermählten sich mit Vorstellungen der Gegenwart. Gleichsam fliehend von diesen, stieg süß und schrecklich eine unentrinnbare Zukunft empor, der er sich ganz verfallen wußte.
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