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Aktualisiert: 21. Juni 2025


Die feinsinnigsten Bemerkungen über epische Poesie, besonders über Homer und seine Zeit, die letzthin erschienen sind, finden sich in Hermann Grimms herrlichem Buche über die Ilias, dessen Fortsetzung jeder echte Freund der Poesie mit Sehnsucht erwartet. Die Stelle Goethes an Schiller steht im Briefe vom 9. Scherer, Aufsätze über Goethe S. 177.

Durch diese paradoxe Homogeneität des Stoffes, die aus der extremen Heterogeneität seiner Elemente entstanden ist, wird die Sinnesimmanenz gerettet. Die Gefahr einer abstrakten, schlechten Unendlichkeit wird durch die große novellistische Konzentration der Begebenheiten und ihre derart erreichte, echt epische Bedeutsamkeit aufgehoben.

Und seltsam, in diesen leidenschaftlichen Augenblicken der Niederstürze verliert plötzlich der Roman Dostojewskis auch seinen erzählerischen Charakter. Die dünne epische Umschalung schmilzt ab in der Hitze des Gefühls und verdunstet; nichts bleibt als der blasse weißglühende Dialog. Die großen Szenen in Dostojewskis Romanen sind nackte dramatische Dialoge.

Die Rede fließt so verbindungslos und dennoch in so ununterbrochenem Zusammenhang, sie bewegt sich bei dem freisten Gang so voll Numerus, die Glieder, die sich logisch auf einander beziehen, sind oft so weit von einander, ohne jemals die volle Klarheit dieser Beziehung einzubüßen; das epische Prinzip der Episodik durchdringt so sehr jedes einzelne, daß man auch hierin an Homer und die bei diesem Dichter herrschende Einheit von Kunst und kindlicher Einfalt erinnert wird.

Soll der Dichter des Nibelungenlieds alte epische Lieder nicht eingeflochten, soll er nur aus der vielgestaltigen Sage geschöpft, und die Lieder, die er etwa schon vorfand, in ein neues Maß umgegoßen haben, warum nannte er dann seinen Namen nicht, warum trat er bescheiden hinter seinen Quellen zurück? da er doch bei solcher Annahme ein größerer Dichter gewesen wäre als Wolfram.

Damals mag die sehnsüchtige Entbehrung einen Einzelnen bewogen haben, sich von der Masse loszulösen und sich in die Rolle des Vaters zu versetzen. Wer dies tat, war der erste epische Dichter, der Fortschritt wurde in seiner Phantasie vollzogen. Dieser Dichter log die Wirklichkeit um im Sinne seiner Sehnsucht. Er erfand den heroischen Mythus.

So ist der künstlerische Riß, den Novalis scharfsinnig bei Goethe aufdeckt, in seinem Werke noch größer, ganz unüberbrückbar geworden: der Sieg der Poesie, ihre verklärende und erlösende Herrschaft über das gesamte Universum, besitzt nicht die konstitutive Kraft, alles sonst Irdische und Prosaische in dieses Paradies nach sich zu ziehen; das Romantisieren der Wirklichkeit überzieht diese nur mit einem lyrischen Schein der Poesie, der sich nicht in Begebenheiten, in Epik umsetzen läßt, so daß die wirkliche, epische Gestaltung entweder die Goethesche Problematik, aber noch verschärft, aufweist, oder durch lyrische Reflexionen und Stimmungsbilder umgangen wird.

Sie muß eine ganz individuelle sein, daher nicht bloß Staat, Vaterland, Menschheit das Subjekt sind, sondern ein besonderer Held; trotzdem keine Biographie. Der epische Charakter muß eine Totalität von Zügen, ein ganzer Mensch sein; daher die Breite der Zeichnung nach allen Seiten hin, während im Drama das Pathos, die eine Richtung des Menschen beleuchtet ist und ihn ganz verschlingt.

Darum kann es epische Formen geben, deren Gegenstand nicht die Totalität des Lebens ist, sondern ein Ausschnitt, ein in sich lebensfähiger Bruchteil des Daseins. Darum aber ist der Begriff der Totalität für die Epik kein aus den gebärenden Formen geborener, kein transzendentaler, wie im Drama, sondern ein empirisch-metaphysischer, der Transzendenz und Immanenz untrennbar in sich vereinigt.

Das Lebensende des Achill mit seinen Umgebungen ließe eine epische Behandlung zu, und forderte sie gewissermaßen wegen der Breite des zu bearbeitenden Stoffs. Nun würde die Frage entstehen, ob man wohl thue, einen tragischen Stoff ebenfalls episch zu behandeln. Es läßt sich allerlei dafür und dagegen sagen.

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