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Das will heißen: ein Kind wurde für tot ausgegeben und wird noch jetzt dafür gehalten, welches in Wirklichkeit am Leben ist, und zwar in der Person Caspars; das will heißen, ein Kind, in dessen Person der nächste Erbe oder der ganze Mannesstamm seiner Familie erlöschen sollte, wurde beiseitegeschafft, um nie wieder zu erscheinen; es wurde diesem Kind, das vielleicht gerade krank gelegen, ein andres, totes oder sterbendes Kind unterschoben, dieses als tot ausgestellt und begraben und so Caspar in die Totenliste gebracht.

In der ersten Zeit hatte sich der Lord darauf beschränkt, Caspar im Tucherschen Haus zu besuchen oder ihn höchstens nach förmlich erbetener Erlaubnis des Barons zu einer Spazierfahrt abzuholen. Allmählich änderte sich das, und er bestellte den Jüngling an fremde Orte, wo Caspars unvermeidliche Leibwache sich fünfzig Schritte entfernt halten mußte.

Der Präsident ließ Caspar ins Staatsgemach treten und kam erst nach einer Weile. Sofort fiel Caspars Blick auf das Napoleonbildnis an der Wand. Wie wunderlich es war: solche

Caspar schaute ihn mit schrägem Blick von unten an und ging zögernd ins Haus. Daumer, der schon im Gesellschaftskleid war, wandelte zweimal bis zum Pegnitzufer und wieder zurück; eine halbe Stunde verfloß und Caspars langes Ausbleiben machte ihn endlich ungeduldig. Er eilte die Stiege hinan und betrat Caspars Zimmer, wo eine Kerze brannte. Zu seinem

Die wesensvollen Gebilde machten den Lauscher stutzig, er umschloß Caspar fester und verbarg so sein Gesicht vor ihm; bei der geschilderten Erscheinung der Mutter fuhr er wie vor Schreck zusammen, und abermals suchte er abzulenken, wollte Einzelheiten über das Leben Caspars im Daumerschen, im Beholdschen Hause wissen; der Gegenstand war gefahrlos.

Dessen weigerte sich Daumer entschieden, doch als Caspars Aufregung wuchs, erklärte er sich bereit, allein zu Herrn von Wessenig zu gehen. Er schnell seinen Teller leer, nahm Hut und Mantel und ging.

Unten im Flur blieb Stanhope stehen und fragte den Lehrer kurz angebunden, ob er sich in der verflossenen Zeit schon ein Urteil über die Fähigkeiten und den guten Willen Caspars gebildet habe.

Wunderliches begegnete mir während der Arbeit. Als ich bis dorthin gelangt war, wo Clara von Kannawurf in Caspars Leben tritt, die ihm die erste Dämmerahnung der Geschlechtsliebe gibt, verlor ich die Realität unter mir; keine Plage, kein Denken und Erdichten, kein hundertfaches Neu- und Neubeginnen verhalf mir dazu, daß mir die Figur Vision wurde, daß sie Wahrheit und Glaubwürdigkeit erhielt, und ich sah mich zu langer, wartender Untätigkeit verurteilt.

Etwa anderthalb Wochen später, drei Tage nach Weihnachten, es war Abend und Quandt und seine Frau wollten sich eben zu Bett begeben, erschallten starke Schläge gegen das Haustor. Sehr erschrocken, zögerte Quandt eine Weile; erst als sich die Schläge wiederholten, nahm er das Licht und ging, um zu öffnen. Draußen stand Frau von Kannawurf. »Führen Sie mich in Caspars Zimmersagte sie zum Lehrer.

Es war schon fünf Uhr nachmittags, als sie vom Haus aufbrachen, und da sie auf Caspars langsame Gangart Rücksicht nehmen mußten, gelangten sie erst spät ins Freie. Die begegnenden Leute blieben stehen, um der Gesellschaft nachzuschauen, und oft hörte man die staunenden oder spöttischen Worte: »Das ist ja der Caspar Hauser! Ei, der Findling!