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Aktualisiert: 22. Juni 2025
Mir schien, als ob aus ihren Worten mehr Gekränktheit über die Zurücksetzung als Überzeugung sprach. »Wir reden noch darüber,« sagte ich, innerlich ordentlich froh über die Aufgabe, die sich mir eröffnete: Ich sah sie schon erfüllt, sah in Gedanken Martha Bartels auf der Tribüne stehen und durch ihre schlichte Wahrhaftigkeit die Frauen gewinnen.
Die schlucken die Resolutionen unbesehen.« »Aber Krach gibt's auch,« antwortete Frau Wiemer. »Ihnen müßten die Ohren geklungen haben, so giftig ist die Bartels auf Sie.« »Auf mich?! Ich habe ja gar nichts getan!« meinte ich verwundert. »Aber die düsseldorfer Genossinnen haben einen Antrag auf Anstellung einer Parteisekretärin eingebracht. Man meint, Sie müßten dahinterstecken «
Nur Martha Bartels, die nicht zum ersten Male hier war, gab sich ungezwungener. Irgend etwas in dem Gesicht der kleinen Näherin hatte sich seit unserem letzten Zusammensein verändert. »Nun, Genossin Glyzcinski, was haben Sie uns Gutes mitzuteilen,« sagte sie mit einem leisen gönnerischen Ton in der Stimme, den sie damals noch nicht gehabt hatte, als sie mich »Frau von Glyzcinski« nannte.
'Wascht man eure dreckige Wäsche alleene , sagten uns die Vertrauensleute.« »So müssen wir eben immer wiederkommen,« entgegnete ich, »Na für die schönen Augen von Genossin Brandt tun sie's am Ende,« höhnte Martha Bartels.
Ein Schatten schlug mit quäkendem Aufschrei rücklings ins Drahtverhau. Links neben mir feuerte Wohlgemut seine Pistole ab, während der Gefreite Bartels in seiner Erregung blindlings eine Handgranate zwischen uns schleuderte. Beim ersten Schuß war mir das Magazin aus dem Pistolenkolben gesprungen.
Eines Morgens bekam ich einen Brief von Martha Bartels. Schon freute ich mich, ich werde sie wiedergewonnen haben, dachte ich, und erinnerte mich, wie sie mir, der Fremden, einst entgegengekommen war, als ich noch Alix von Glyzcinski hieß. Ich ließ ihren Brief in den Schoß fallen, als ich seine wenigen Zeilen durchflogen hatte, und lehnte mich mit einem Gefühl von Schwindel in den Stuhl zurück.
Ich versuchte, mich frei zu machen. »Wir haben Ihr Wort, Genossin Glyzcinski,« sagte einer der Führer mit scharfer Betonung. »Wie kann ich diesen Ausgang als einen Sieg verteidigen,« wandte ich ein. »Darüber mögen Sie denken, was Sie wollen,« entgegnete Martha Bartels heftig, »hier haben Sie einfach Ihre Pflicht zu tun, wie wir alle.« Flüchtig fuhr mir durch den Kopf, daß ich aus meiner Welt dem Zwang der Pflicht entflohen war, um meiner Überzeugung zu folgen, aber ich fühlte mich viel zu müde, um jetzt darüber nachzudenken.
Martha Bartels war der Staatsanwalt. Sie zählte alle meine Sünden auf, von einer Agitationsreise an, die ich vor vier Jahren hatte absagen müssen, bis zur Englandfahrt. Aber auch meine Verteidigung war eine Anklage: ich verschwieg nichts. Mitten in meiner Rede erhob sich Wanda Orbin ungestüm von ihrem Platz; ich sah, wie ein Zittern ihren Körper durchlief, wie der Zorn ihre Züge verzerrte.
Daß das Erlebnis an die Nerven gegangen war, merkte ich erst, als ich im Unterstande zähneklappernd auf einer Pritsche lag und trotz der Erschöpfung keinen Schlaf finden konnte. Am nächsten Morgen konnte ich kaum gehen, da sich über mein eines Knie ein langer Drahtriß zog und in dem anderen ein Splitterchen der von Bartels geschleuderten Handgranate steckte.
In einer Reihe großer Versammlungen wurden die Forderungen der Konfektionsarbeiter noch einmal klargelegt, ihre Lage beleuchtet, der sie Abhilfe schaffen sollten. Ich war in den Feensaal gegangen, wo Martha Bartels sprach. Kaum, daß ich noch Einlaß fand, denn auf der Straße schon stauten sich die Menschen. So viel Armut war wohl noch nie aus ihren dunklen Höhlen hervorgekrochen.
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