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>Die Rache bleibt nicht aus,< sagte Mutter. Das war Mutters Sprichwort, daß die Rache nicht ausbleibe. Aber ihre Rache an dem Pfarrer blieb ausfuhr Tora fort, »und nun heißt er ihre Tochter eine Hexe.

»Es ist Gottes Gnade, die dich sie retten ließ, Torasagten ihre Gäste. »Gott wollte, daß ich nicht allezeit zum Gespött sein solltesagte das Weib. So verstrich der Abend. Als aber die Schlafenszeit herankam, da wurde die Freude unterbrochen. Die Tür wurde mit Macht aufgestoßen, und ein langer, großer Mann kam herein.

Da lagen die drei Wanderer ausgestreckt und schliefen, wie sie den ganzen Abend geschlafen hatten. Nun war es wieder eine Weile still, dann begann das Unwesen abermals. Jeder hörte deutlich, wie Messer gegen Stein und Leder gerieben und geschliffen wurden. »Gott helfe uns, das ist ein Omensagte Tora. »Möge uns nichts Böses widerfahren, weil wir Übles vom Pfarrer gesprochen haben

»Er ist nicht so gut, wie er sich stellt, weißt du, Torasagte ein andrer. »Tut er mir etwas, dann werde ich schon erzählen, wie er zu seinem Gelde gekommen istsagte Tora. Und da nun viele sie fragten, was sie meine, erzählte sie: »Der Pfarrer, Herr Ane, war einmal sehr arm, aber er hatte einen Bruder, der ein Großbauer und sehr reich war.

Es war nicht ganz nahe, aber auch nicht weit weg. Niemand wußte, was es sein könnte. Es war, als versuche jemand, ein Loch in die Hauswand zu feilen. »Wer schleift Messer in meinem Hauserief Tora plötzlich. Nun wurde es ganz still. Als aber das Gespräch wieder in Fluß gekommen war, begann es aufs neue zu knirschen und zu scharren. Tora nahm einen Kienspan, ging zum Bette hin und sah hinein.

Arild hatte eine Frau, die Tora hieß; die pflegte sich immer in eine dunkle Ecke zu verkriechen, wenn er zum Tanze lud. Sie war menschenscheu und schreckhaft, war fast immer als Hirtin im Walde umhergezogen und stand in dem Rufe, mehr sehen zu können, als andre. An diesem Abend war sie ungewöhnlich vergnügt, sie versteckte sich nicht, sondern saß vorn am Kamin, die Flamme brannte dicht neben ihr.

Tora saß wieder am Herde, sie warf neue Scheite in die Glut und schien ebenso froh wie zuvor. Einige, die sahen, daß sie den Mut nicht verloren hatte, gingen auf sie zu und begannen, übel vom Pfarrer zu sprechen. »Luthers Lehre hat Herrn Ane wild und toll gemachtsagte ein Bauer. »Früher, als er noch dem Papste zugehörte, durfte man sogar im Pfarrhof tanzen

Er hätte die große Kiste neben seinem Bett nicht so vollgepfropft mit Geld, wenn meine Mutter nicht gewesen wärefuhr Tora fort und richtete sich auf. »Er könnte nicht dasitzen und Geld über sich werfen und wälzen, wie er es zu tun pflegt, er gerade so wie der Tote, wenn meine Mutter ihm nicht geholfen hätteAls Tora dies sagte, hörte man ein leises Scharren.

Aber am nächsten Morgen lag der Pfarrer, Herr Ane, ermordet in seinem Bett, und sein großer Geldschrein war verschwunden. Und es wurde allsogleich bekannt, daß die drei wandernden Gesellen, die bei Arild dem Köhler gelegen und ihre Müdigkeit ausgeschlafen hatten, die Urheber des Mordes waren. Sie hatten Tora vom Gelde des Pfarrers erzählen hören, während sie dalagen und taten, als schliefen sie.

Einige schlichen sich stumm von dannen, andre standen verlegen da und suchten sich tapfer zu halten, sie begannen aber bald leise zu schluchzen. Ein Dirnlein, das eben noch am wildesten getanzt hatte, fiel auf die Knie und küßte die Hand des Pfarrers. Keiner wagte ihm zu widersprechen, außer Tora.