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Das biologische und soziologische Leben hat eine tiefe Neigung, in seiner eigenen Immanenz zu verharren: die Menschen wollen bloß leben und die Gebilde wollen unangetastet bleiben; und die Ferne und die Abwesenheit des wirkenden Gottes würde der Trägheit und der Selbstgenügsamkeit dieses still verfaulenden Lebens die Alleinherrschaft verleihen, wenn die Menschen nicht manchmal von der Macht des Dämons ergriffen in grundloser und nicht begründbarer Weise über sich hinausgingen und alle psychologischen oder soziologischen Grundlagen ihres Daseins kündigten.

Selbstgenügsamkeit. Das goldene Vliess der Selbstgenügsamkeit schützt gegen Prügel, aber nicht gegen Nadelstiche. Schatten in der Flamme. Die Flamme ist sich selber nicht so hell, als den Anderen, denen sie leuchtet: so auch der Weise.

Denn die Erhebung der Innerlichkeit zu einer völlig selbständigen Welt ist nicht bloß eine seelische Tatsache, sondern ein entscheidendes Werturteil über die Wirklichkeit: diese Selbstgenügsamkeit der Subjektivität ist ihre verzweifelteste Notwehr, das Aufgeben jedes bereits a priori als aussichtslos und nur als Erniedrigung angesehenen Kampfes um ihre Realisierung in der Welt außer ihr.

Er ging in die Heimat. Seine Frau folgte ihm, mißvergnügt durch die Aussicht auf dauernde ländliche Langeweile und empört durch den erzwungenen Verzicht auf ihre gesellschaftliche Stellung in der großen Stadt. Die Seinen empfingen ihn kalt. Der Vater grämte sich über den Zusammenbruch der Hoffnungen, die er auf den einzigen Sohn gesetzt, zu Tode; die Mutter war verständnislos und den Einflüssen geistlicher Berater unterworfen. Ursanner nahm dies alles hin. Er publizierte eine Rechtfertigung, die eine glühende und beispiellos kühne Anklage gegen die Regierung war. Er nannte sich herausfordernd den Deutschen; die Deutschen, an die er sich wendete, von Mal zu Mal freier, gesammelter, bewußter und beredter, denen er den Wurzelfraß ihres nationalen Haders, ihrer Kleingeisterei, ihrer Verlogenheit und Selbstgenügsamkeit aufdeckte, nannten ihn den Feind. Er war so gefürchtet als gehaßt. Das Brandmal eines Verräters haftete ihm an, in dessen Seele die heißeste Liebe für sein Land und für sein Volk wohnte. Als es gar noch bekannt wurde, daß er mit Ferdinand Lassalle in brieflichem Verkehr stand, dem Erzketzer und Demagogen, verließen ihn selbst die wenigen, die bis dahin wenn auch nicht zu seiner Sache, so doch zu seiner Person gehalten hatten. Damals hatte sich auch Sylvester von Erfft von ihm zurückgezogen

In Wahrheit hat kein griechischer Künstler mit grösserer Verwegenheit und Selbstgenugsamkeit sein Publicum durch ein langes Leben hindurch behandelt als gerade Euripides: er, der selbst da noch, als die Masse sich ihm zu Füssen warf, in erhabenem Trotze seiner eigenen Tendenz öffentlich in's Gesicht schlug, derselben Tendenz, mit der er über die Masse gesiegt hatte.

Seine unbegrenzte Reaktionsfähigkeit, sein jugendfrisch-stiermäßiges Zufahren auf jedes ihm vorgehaltene Taschentuch oder Papier, nicht zum letzten seine vorbildliche Selbstgenügsamkeit haben ihn zu meinem Ideal gemacht.

Wir Menschen des "historischen Sinns": wir haben als solche unsre Tugenden, es ist nicht zu bestreiten, wir sind anspruchslos, selbstlos, bescheiden, tapfer, voller Selbstüberwindung, voller Hingebung, sehr dankbar, sehr geduldig, sehr entgegenkommend: wir sind mit Alledem vielleicht nicht sehr "geschmackvoll". Gestehen wir es uns schliesslich zu: was uns Menschen des "historischen Sinns" am schwersten zu fassen, zu fühlen, nachzuschmecken, nachzulieben ist, was uns im Grunde voreingenommen und fast feindlich findet, das ist gerade das Vollkommene und Letzthin Reife in jeder Cultur und Kunst, das eigentlich Vornehme an Werken und Menschen, ihr Augenblick glatten Meers und halkyonischer Selbstgenugsamkeit, das Goldene und Kalte, welches alle Dinge zeigen, die sich vollendet haben.

Ohne sichtbare Freude der Wahrnehmung, ja sogar ohne Frohsinn, ließ er Sommer und Winter und wieder Sommer und Winter vorbeiziehen, denn dieser Wechsel und nicht die Ereignisse der Welt war für ihn das bedeutendste Schauspiel auf dem Zifferblatt der Zeit, das er mit trockener Selbstgenügsamkeit verfolgte. Er war träg und schwieg gern aus Trägheit, auch gegen die Mutter.

Nun fangen die Masken an, sich zu vermehren. Junge Männer, geputzt in Festtagskleidern der Weiber aus der untersten Klasse, mit entblößtem Busen und frecher Selbstgenügsamkeit, lassen sich meist zuerst sehen. Sie liebkosen die ihnen begegnenden Männer, tun gemein und vertraut mit den Weibern als mit ihresgleichen, treiben sonst, was ihnen Laune, Witz oder Unart eingeben.