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Schriftlich möchte »es« Jachl nicht mit ihr abmachen. Er ist hierbei mehr fürs Mündliche. Nach Pfingsten vergeht die Zeit wohl rascher. Vielleicht bekommt er ein paar Tage im September Urlaub. Ordentlich in die Glieder ist ihm der Schreck gefahren. Aber »was soll man dabei tunZwischen den Genesenden der Heilstätte werden alle Gespräche jetzt zu Plänen.

»Wäre sie es doch nicht«, denkt Jachl eine Sekunde lang, aber schon fragt eine bekannte Stimme: »Wo finde ich hier Herrn BohnGott, Gott! Jachl kann nur stottern. So rasch faßt Jachl sich nicht. Verlegen steht er da, so verlegen, als wäre er nur noch der Schäfer und hätte Berlin und die Heilstätte nie gesehen. Aber reden muß man, wenn einer zu Besuch kommt!

Die zwei Stunden Aufenthalt spazierten wir in Stadt und Umgegend umher, herrlich mit Wein und Orangen bepflanzt; nicht weit vom Stillen Meere, unter dem 34° gelegen, die Heilstätte für die Lungenkranken Amerikas.

Wie gut es die Kranken auch haben mögen, immer fühlen sie sich als Verbannte, fern dem flutenden Lebensgetriebe. Zank und Streit zwischen Angehörigen hat hier aufgehört; ein Gefühl verbindet die Besucher und ihre Erkrankten: Liebe. Heute strömen besonders viele im Sonnenschein der Heilstätte zu. Jachls scharfer Blick irrt suchend umher: dort die Eine könnte es sein. Genau weiß er es nicht.

Unsicher erinnert sich Jachl, daß er noch gestern in der Heilstätte gewesen, daß er fest versprochen, alles Gute, was er dort gelernt hat, weiter einzuhalten: schlechte Luft zu meiden und schlechte Gesellschaft und Rauch und Hitze und Alkohol und noch viele, viele Dinge, auf die er sich jetzt gar nicht mehr besinnt. Schon heute nicht mehr besinnt!

Aber erzählen läßt sich Jachl gern von all den Dingen, dann ist das Stilleliegen nicht so langweilig. Der Nachbar zur Linken sollte vor Jahren in »Fürsorge«; er fing aber an zu husten, und so haben sie ihn hier eingesperrt. Für den »langen August« ist die Heilstätte zuerst dasselbe wie ein Gefängnis gewesen.

Sein Mut wird täglich größer; bloß kommen muß sie, dann wird die Sache schon werden. Besuchsstunde! Sonnenschein! Feiertag! Noch viel mehr Gutes ist den kleinen und großen Menschen in der Heilstätte kaum beschieden. Jachl steht pünktlich am Zaun. Ein Veilchensträußchen dreht er in der heißen Hand. Mit ihm warten Scharen von Leuten auf die Besucher.

Erst in der Heilstätte fängt Jachl allmählich zu fühlen an, daß er zu niemandem gehört. »Das traurige Simulieren kommt bloß vom Nichtstundenkt er, »beim Arbeiten merkt man von allen Schmerzen nichtsAuch er hat einen Wunsch, einen riesengroßen, wie der kleine Geburtstagsjunge. Er lautet: zur ländlichen Kolonie! Sie gehört auch zur Volksheilstätte. Wenn er dorthin überwiesen würde!

Zwischen den Bäumen wurde es nun lichter, und nach wenigen Schritten standen sie am Rande einer Blöße, in deren Mitte ein quadratisches, zwei Stock hohes Gebäude massig aufgebaut war. Es war das alte Badhaus. Seinerzeit von den Bürgern des Städtchens und den Bauern der Umgegend als Heilstätte benützt, stand es jetzt schon seit Jahren fast leer.

Lieschen, die trotz aller raschen Lebenserfahrung ein großes Kind geblieben ist, weiß gar nicht, was für einer da neben ihr geht. Daß Berlin mit seinem Lärm und Halloh verwandelt, glaubt sie wohl, aber vom Einfluß der Einsamkeit und ihrer eindrucksvollen inneren Beredsamkeit ahnt ihr Gemüt nichts. Zuerst nach der Ankunft hat Jachl Lieschen stolz durch die Heilstätte geführt.