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Mit einem Worte: es war auf beiden Seiten viel guter Wille vorhanden, die Nachmittagsbesuche Direktor Weinschenks wiederholten sich in rascher Folge, und im Januar dem Januar des Jahres 1867 gestattete er sich, mit einigen kurzen, männlichen und geraden Worten um Erika Grünlichs Hand zu bitten.

Auch gestaltete sich die Unterhaltung im Landschaftszimmer immer weniger anziehend. Mit unentrinnbarer Notwendigkeit war allmählich die eine, unheimliche Angelegenheit Gegenstand des Gespräches geworden, über die man bislang dem festlichen Abend zu Ehren geschwiegen, die aber fast keinen Augenblick aufgehört hatte, alle Gemüter zu beschäftigen: Direktor Weinschenks Prozeß.

Ja, es stand schlecht um ihren Magen in dieser Zeit; an den Donnerstagen konnte die gesamte Familie die Verschlimmerung beobachten. Wie man die Klippe zu vermeiden suchte das Gespräch strandete an dem Prozeß Hugo Weinschenks, Frau Permaneder selbst führte es unwiderstehlich darauf zu; und dann begann sie zu fragen, Gott und alle Welt furchtbar erregt um Antwort anzugehen, wie es möglich sei, daß Staatsanwalt Moritz Hagenström nachts ruhig schlafen könne! Sie begriff es nicht, sie würde es niemals fassen ... und dabei wuchs ihre Aufregung bei jedem Worte. »Ich danke, ich esse nichts«, sagte sie und schob alles von sich, indem sie die Schultern erhob, den Kopf zurücklegte und sich einsam auf die Höhe ihrer Entrüstung zurückzog, um nichts als Bier zu sich zu nehmen, kaltes, bayerisches Bier, das sie seit der Zeit ihrer Münchener Ehe zu trinken gewöhnt war, in ihren leeren Magen hinabzugießen, dessen Nerven in Aufruhr waren, und der sich bitter rächte. Denn gegen Ende der Mahlzeit mußte sie sich erheben, in den Garten oder den Hof hinuntergehen und dort, gestützt auf Ida Jungmann oder Riekchen Severin, die fürchterlichsten Übelkeiten erdulden. Ihr Magen entledigte sich seines Inhaltes und fuhr dann fort, sich qualvoll zusammenzuziehen, um in diesem Krampfzustande minutenlang zu verharren; unfähig, noch etwas von sich zu geben, würgte und litt sie so lange Zeit

Viertes Kapitel Zu Beginn des Jahres 1873 ward dem Gnadengesuch Hugo Weinschenks vom Senate stattgegeben und der ehemalige Direktor ein halbes Jahr vor Ablauf der ihm zugemessenen Strafzeit auf freien Fuß gesetzt.

Fräulein Grünlich war unter Therese Weichbrodts Obhut in Züchten herangewachsen, und ihre Gedanken gingen nicht weit. Sie weinte über Herrn Weinschenks Zylinder, die Art, mit der er bei ihrem Anblick seine Brauen emporzucken und wieder fallen ließ, seine höchst königliche Haltung und seine balancierenden Fäuste. Ihre Mutter inzwischen, Frau Permaneder, sah weiter.

Erika sollte sich von ihrer Mutter nicht trennen. Mit dem Einverständnis des Direktors, ja, auf seinen Wunsch hin, war beschlossen worden, daß Frau Antonie wenigstens vorderhand bei den Weinschenks wohnen, daß sie der unerfahrenen Erika im Haushalte zur Seite stehen sollte ... und dies grade war es, was in ihr die köstliche Empfindung hervorrief, als hätte niemals ein Bendix Grünlich, niemals ein Alois Permaneder gelebt, als zergingen alle Mißerfolge, Enttäuschungen und Leiden ihres Lebens zu nichts, und als dürfe sie mit frischen Hoffnungen nun noch einmal von vorne beginnen.

Und es begann Tony Buddenbrooks dritte Ehe. Ja, diese Bezeichnung war zutreffend, und der Senator selbst hatte eines Donnerstags, als Weinschenks nicht zugegen waren, die Sache bei diesem Namen genannt, was Frau Permaneder sich mit Behagen hatte gefallen lassen.

Einige Tage später traf, noch aus Hamburg, ein an seine Gattin gerichtetes Schreiben ein, in welchem er zu wissen tat, er sei entschlossen, sich keinesfalls eher mit Frau und Kind zu vereinigen oder auch nur von sich hören zu lassen, als bis er ihnen eine angemessene Existenz werde bieten können. Und dies war Hugo Weinschenks letztes Lebenszeichen. Niemand vernahm seitdem das geringste von ihm.

Und da Direktor Weinschenks Töchterchen nicht mehr anwesend war, mußte der kleine Johann, während die Großen auch untereinander sich zutranken, allein einen Umzug um die Tafel halten, um mit allen, von der Großmutter bis zu Mamsell Severin hinab, anzustoßen.

Die Mitglieder der Familie blickten unter dem Drucke der Pause vor sich nieder; nur Direktor Weinschenks Augen schweiften keck und unbefangen umher, und Frau Permaneder ließ ihr trocknes Räuspern vernehmen, das ununterdrückbar war.